Wärmepumpen-Projekt gescheitert Kein Ende des Fernwärme-Ärgers in Großkrotzenburg

Seit Monaten gibt es in Großkrotzenburg Ärger um die Fernwärmeversorgung. Abhilfe sollte eine neuartige Großwärmepumpe schaffen. Doch nun ist das Projekt gescheitert, die Betreibergesellschaft insolvent.

Das Kraftwerk Staudinger
Das Kraftwerk Staudinger (Archivfoto) Bild © picture-alliance/dpa

Viele Menschen aus Großkrotzenburg (Main-Kinzig) kommen aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Claudia Kerl ist eine von ihnen: "Wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich den ganzen Tag lachen", sagt die Rentnerin.

Wie viele andere in der Gemeinde ist die 75-Jährige von den deutlich gestiegenen Fernwärmepreisen betroffen: Teilweise sind sie um 240 Prozent in die Höhe geschossen. "Man macht sich schon Sorgen", sagt Claudia Kerl. Andere formulieren es weniger diplomatisch: Von der "nächsten Lachnummer" ist in den sozialen Medien die Rede, von Unfähigkeit und wenig überraschenden Neuigkeiten.

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Geplante Großwärmepumpe kommt nicht

Die Fernwärme bewegt die Menschen in Großkrotzenburg. Jetzt also die nächste Hiobsbotschaft: Die geplante Großwärmepumpe im Main – erst die zweite in Hessen – wird doch nicht umgesetzt. Das haben die Gemeindewerke Großkrotzenburg mitgeteilt.

Demnach ist die WärmeEnergie Großkrotzenburg (WEG), eine Tochtergesellschaft der Gemeindewerke, insolvent. "Das ursprüngliche Konzept der WEG geht nicht mehr auf", erklärte nun der Geschäftsführer der Gemeindewerke, Martin Müller.

Jahrelang vom Staudinger-Kraftwerk profitiert

Die Flusswärmepumpe war so etwas wie der Hoffnungsschimmer in Großkrotzenburg. Die kleine Nachbargemeinde Hanaus hatte jahrzehntelang vom örtlichen Kraftwerk Staudinger profitiert. Das größte Kraftwerk Hessens hatte jahrelang Strom mit Kohle und Gas produziert. Die dabei entstandene Abwärme konnten die Großkrotzenburger günstig als Fernwärme nutzen.

Lange hieß es in Großkrotzenburg, diese Abwärme dürfe nach dem Energiewirtschaftsgesetz nicht mehr genutzt werden, weil das Kraftwerk Staudinger mittlerweile als Netzreserve für den Bund läuft. Erst nach einer Anfrage des hr beim Bundeswirtschaftsministerium wurde klar, dass das nicht stimmt. Es lohne sich lediglich nicht mehr, weil das Kraftwerk dafür zu unregelmäßig laufe.

Gemeinde muss Fernwärme teuer einkaufen

Stattdessen kauft die Gemeinde nun Fernwärme beim Kraftwerk teuer ein, weshalb die Fernwärmekunden in Großkrotzenburg seit Jahresbeginn deutlich mehr zahlen als zuvor. Informiert wurden die Menschen darüber erst kurz vor der Preiserhöhung, weshalb seitdem die Stimmung im Ort angespannt ist.

Bei Informationsveranstaltungen wurde klar: Die Hoffnung der Politik ruht auf der geplanten Großwärmepumpe im Main, für die die Arbeiten vor den Füßen Staudingers bereits begonnen haben. Mittlerweile haben aber offenbar so viele Kunden der Fernwärme den Rücken gekehrt, dass der ursprüngliche Plan nicht mehr aufgeht: "Ohne wesentliche Änderungen wäre eine weitere signifikante Erhöhung der Endkundenpreise unausweichlich", so der Gemeindewerke-Chef.

Soll heißen: Zu wenige Schultern müssten zu hohe Kosten stemmen. Schon bei den Informationsveranstaltungen im Dezember hatte sich das angedeutet. Mehrfach stellten die Menschen dort die Frage, was denn passiere, wenn zu viele Kunden der Fernwärme den Rücken kehren. Die Antwort haben sie nun.

Übernehmen bald die Stadtwerke Hanau?

Die Gemeinde wird nun vorerst auch weiterhin mit der teuren Fernwärme des Kraftwerks Staudinger versorgt. "Jetzt muss halt jeder schauen, wie hoch er seine Heizung stellt", sagt Rentnerin Claudia Kerl. Über mittel- und langfristige Lösungen werde man informieren, erklärt derweil Gemeindewerke-Chef Müller.

Wahrscheinlich ist, dass die Stadtwerke Hanau künftig die Fernwärme-Versorgung Großkrotzenburgs übernehmen. Entsprechende Gespräche darüber hatten schon im Dezember begonnen.

Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de