Steigende Zinsen und Ukraine-Krieg Finanzierung hessischer Start-ups bricht ein

Neue Start-up-Unternehmen in Hessen haben es zunehmend schwer, Geldgeber zu finden. Dabei steigt der Bedarf an Investitionen, denn es gibt wieder mehr Neugründungen.

Die Grafik zeigt eine Webseite zum Thema Social Business der mit vielen Social Entrepreneurs verbunden ist.
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In den ersten sechs Monaten des Jahres sind 95 Millionen Euro Risikokapital in hessische Start-ups investiert worden. Das ist ein Rückgang um mehr als 208 Millionen oder rund 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie aus dem am Montag veröffentlichen Start-up-Barometer der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) hervorgeht.

Im Bundesländervergleich liegt Hessen auf Platz sechs bei den investierten Summen. Spitzenreiter ist Berlin mit über 1,4 Milliarden. Auch wenn deutlich weniger Geld floss, blieb die Zahl der Finanzierungen in Hessen mit 29 fast stabil. Im Vorjahr waren es 28 finanzierte Start-ups.

Neu gegründete Unternehmen sind auf Investoren angewiesen, weil sie anfangs keine Gewinne schreiben. Große Fonds und Konzerne stecken Geld in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen und schließlich Erträge verbuchen.

Rückgang setzt sich fort

Angesichts steigender Zinsen sowie der Unsicherheit um den Ukraine-Krieg und die Konjunktur saß das Geld bei Investoren jedoch schon im vergangenen Jahr nicht mehr so locker wie 2021. Nun setzt sich der Rückgang der Investitionssummen mit großen Schritten fort.

Bundesweit ging die investierte Risikokapitalsumme um fast 50 Prozent auf 3,05 Milliarden Euro zurück. Zurückzuführen sei das auf eine gesunkene Zahl großer Deals, teilte EY mit.

"So gab es im ersten Halbjahr 2022 noch 15 Abschlüsse im Wert von jeweils mehr als 100 Millionen Euro, 2023 gab es hiervon lediglich noch fünf", hieß es. Der Rekordwert an Start-up-Finanzierungen wurde im ersten Halbjahr 2021 mit 7,58 Milliarden Euro erzielt.

Neugründungen legen deutlich zu

Gleichzeitig gibt es wieder deutlich mehr Start-ups in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2023 stieg die Zahl der Neugründungen um 16 Prozent gemessen am zweiten Halbjahr 2022 auf knapp 1.300, wie eine am vergangenen Dienstag veröffentlichte Studie des Bundesverbands Deutsche Startups zeigt.

In Hessen ging der Trend bereits im vergangenen Jahr nach oben: Die Zahl der aktiven Start-Up-Unternehmen stieg laut Wirtschaftsministerium 2022 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf mehr als 1.500. Zudem sei häufiger in die Unternehmen investiert worden.

Bemerkenswert im Ranking des Bundesverbands Deutsche Startups: Darmstadt ist bei den Neugründungen von Start-ups gemessen an der Einwohnerzahl unter den ersten fünf Städten bundesweit. Darmstadt verbesserte sich im ersten Halbjahr 2023 mit 10,6 Neugründungen pro 100.000 Einwohner hinter München, Berlin und Karlsruhe auf Platz vier und liegt damit noch vor Frankfurt.

Quelle: hessenschau.de/Meliha Verderber, dpa/lhe