Nahverkehr in Frankfurt Experten empfehlen Tunnel unter Uni-Campus für U4-Verlängerung
Mit der U-Bahn vom Hauptbahnhof zur Uni - eine Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der U-Bahnlinie 4 in Frankfurt schlägt genau das vor. Dafür allerdings müssten Palmengarten, Grüneburgpark und Uni-Campus untertunnelt werden.
Es könnte das nächste große Verkehrsinfrastruktur-Projekt in Frankfurt werden, vorausgesetzt, die Stadtverordneten stimmen zu: die Verlängerung der U-Bahn-Linie 4 über die derzeitige Endstation Bockenheimer Warte hinaus nach Ginnheim. Bereits seit Jahrzehnten wird über den "Lückenschluss" im U-Bahnnetz diskutiert.
Am Mittwoch nun stellte das Verkehrsdezernat das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vor, die drei verschiedene Varianten für den Ausbau geprüft hat. Das Ergebnis nach zwei Jahren Begutachtung: Experten empfehlen die umweltschonendste, aber auch teuerste Variante.
Neue Station auf dem Campus Westend
"Wir sehen die Variante 3i als die Variante an, die am meisten Sinn ergibt", betont Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie am Mittwoch. Gemeint ist damit eine Streckenführung, bei der die bereits bestehenden Tunnelanlagen nördlich der derzeitigen Endstation "Bockenheimer Warte" unterirdisch in Richtung Campus Bockenheim fortgesetzt würden.
Für diesen Streckenverlauf müssten der nördliche Teil des Palmengartens und der südliche Teil des Grüneburgparks untertunnelt werden. Der Ausbau würde "geschlossen" - also durch Einsatz einer Tunnelbaumaschine - erfolgen. Auf dem Campus selbst würde eine unterirdische U-Bahnstation entstehen.
Im Anschluss würde die Strecke zunächst unterirdisch weitergeführt und in der Miquelanlage - einer kleinen Parkanlage südlich des Geländes der Bundesbank - wieder an die Oberfläche gelangen. Über zwei weitere oberirdische Stationen würde die U4 schließlich die Endstation Ginnheim erreichen.
Baukosten von mehr als 400 Millionen Euro
Der neue Tunnel für den von den Experten präferierten Streckenverlauf wäre insgesamt 2,2 Kilometer lang - und damit deutlich länger als in den anderen beiden Prüfvarianten (920 bzw. 680 Meter), die keinen direkten Anschluss des Uni Campus vorsehen und größtenteil oberirdisch verlaufen würden.
Das bedeutet natürlich auch höhre Kosten. Mit rund 404 Millionen Euro rechnet die Machbarkeitsstudie derzeit. Die beiden "abgespeckteren" Varianten würden nach derzeitigen Schätzungen mit 296 beziehungsweise 299 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Bis zu 17.000 zusätzliche Einzelfahrten
Dennoch bietet die jetzt festgelegte "Vorzugsvariante" aus Sicht des Verkehrdezernats und der federführenden Stadtbahn Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH (SBEV) zahlreiche Vorteile. Vor allem durch den Anschluss des Universitäts-Geländes.
So rechnen die Gutachter mit bis zu 17.000 zusätzlichen Einzelfahrten im Frankfurter ÖPNV, darunter 11.800 Fahrten, die andernfalls mit dem Auto oder anderen Motorfahrzeugen getätigt würden. Insbesondere die vielbefahrene A-Strecke, auf der die U-Bahnlinien U1, U2, U3 und U8 verkehren, könnte so entlastet werden.
Nicht zuletzt sei die Campus-Variante auch die umweltschonendste. So würde der Tunnelbau nur geringe Auswirkungen auf das Grundwasser im betroffenen Gebiet haben und unterhalb der Wurzelzone von Bäumen im Palmengarten und Grüneburgpark erfolgen. Rund 700 Bäume müssten dennoch im Zuge der Arbeiten gefällt werden - in den beiden vorwiegend oberirdischen Varianten wären es rund 2.900 bis 3.100 Bäume.
Der Tunnelausbau würde dabei von Norden nach Süden vorangetrieben. In der Miquelanlage müsste für den Einsatz der Tunnelbaumaschine eine rund einhundert Meter lange, offene Baugrube ausgehoben werden.
Aktuelles Tunnelprojekt verzögert sich
In Sachen Umweltverträglichkeit habe man beim derzeit noch laufenden Ausbau der U5 durchs Europaviertel "sehr gute Erfahrungen" gemacht, betonte Ingo Kühn, technischer Geschäftsführer der SBEV.
Doch nicht alle Erfahrungen mit dem Ausbau der U5 waren so positiv. Eigentlich sollte sie schon in diesem Jahr fertiggestellt werden. Ende letzten Jahres jedoch verkündete die Stadt, dass diese sich bis 2027 verzögert. Die Kosten stiegen von ursprünglich geplanten 281,4 Millionen auf mittlerweile 515 Millionen Euro.
Fertigstellung in mehr als zehn Jahren
An der Machbarkeitsstudie waren neben städtischen Ämtern auch unabhängige Gutachter beteiligt. Das letzte Wort in Sachen U4-Verlängerung hat die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Erst wenn diese zustimmt, kann mit der vertiefenden Planung begonnen werden.
Und selbst danach ist der "Lückenschluss" zwischen Bockenheim und Ginnheim noch weit entfernt. Ingo Kühn vom SBEV rechnet mit einer Planungszeit von mindestens fünf und einer Bauzeit von mindestens sieben Jahren. Alles in allem wäre die neue U4-Strecke also frühestens in der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre fertig.