Umbau-Pläne in Frankfurter Innenstadt Unternehmen plant Grundschule im P&C-Haus auf der Zeil

Die Innenstädte suchen nach neuen Konzepten. In Frankfurt will sich ein großes Kaufhaus jetzt in eine "Multi-Use-Immobilie" verwandeln: mit Sporthalle, Hotel und öffentlicher Dachterrasse. Auch eine Grundschule ist geplant. Nicht alle sind begeistert.

Peek & Cloppenburg-Filiale auf der Frankfurter Zeil
Auf dem Weg zur Multi-Use-Immobilie: Peek & Cloppenburg-Filiale auf der Frankfurter Zeil Bild © Andreas Bauer, hr
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Leerstand – neue Pläne für die Zeil

hs 01.03.24
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Shoppen, Schlafen und Spielen - Lunchen und Lernen. Das Peek & Cloppenburg-Kaufhaus auf der Frankfurter Zeil steht vor Veränderungen. Nach den Vorstellungen des Eigentümers der Immobilie soll sich das sogenannte Weltstadthaus in eine "Midstad" verwandeln - so nennt das Unternehmen JC Real Estate sein "Revitalisierungsprojekt".

Geplant ist, die deutschlandweit größte P&C-Filiale in Frankfurt in eine "Multi-Use-Immobilie" umzubauen, die Einkaufen, Freizeit, Arbeiten, Gastronomie, Sport und Bildung vereint.

"Die Innenstadt hat sich im Zuge der Pandemie verändert. Um ihre Attraktivität für alle Nutzergruppen wieder zu steigern, muss in neue, innovative Flächen mit neuen Nutzungskonzepten investiert werden", sagt Kevin Meyer, Mitglied der Geschäftsführung der JC Real Estate.

Handel sucht nach neuen Innenstadt-Konzepten

Wie andere Kaufhäuser auch, hatte der Modeverkäufer aus Düsseldorf in der Corona-Zeit mit einem massiven Umsatzeinbruch zu kämpfen - das Unternehmen selbst spricht von einem dreistelligen Millionenverlust. Nach der Pandemie wurde es nur bedingt besser. Das Kaufverhalten bei der Kundschaft war ein anderes. Vieles wird nun online bestellt.

Und so ist der Karstadt auf der anderen Seite der Zeil auch schon längst Geschichte und der Nachmieter dort ebenfalls insolvent. Gesucht werden überall neue Konzepte für die Innenstädte. JC Real Estate versucht es nun mit einem Gebäude, das sehr viele Funktionen unter einem Dach vereint.

Ausarbeiten sollen das Konzept sechs Architektenbüros, die zu einem Wettbewerb eingeladen wurden. Drei Frankfurter Büros sind darunter: Holger Meyer Architekten, Meixner Schlüter Wendt Schneider + Schumacher. Dazu kommen Kadawittfeldarchitektur, Renzo Piano Building Workshop und Schmidt Plöcker Architekten.

Multifunktionshalle in der Größe eines Basketballfeldes

Ein paar Eckpfeiler hat JC Real Estate den Büros mitgegeben. Die Rede ist von "attraktiver Architektur" und "lebendigen Treffpunkten wie Dachterrassen". Highlight soll eine Multifunktionshalle in der Größe eines Basketballfeldes sein, die von Vereinen genutzt werden könne. Auch ein Boutique-Hotel mit 60 Zimmern ist geplant. Außerdem: die Ansiedlung einer zweizügigen Grundschule.

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Der Frankfurter Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) lobt das Konzept: "Es ist ein richtiger Ansatz, Einzelhandel und Gastronomie mit anderen Nutzungen zu kombinieren", sagt er. Damit entstehe an der Zeil ein neues Angebot für die Frankfurter Innenstadt.

Das findet auch Sven Rohde. "Solche Konzepte können die Innenstadt wiederbeleben", sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Hessen. Der Handel brauche neue Nachbarn. "All das, was identitätsstiftend für eine Stadt ist, sollte neben dem Handel in die Innenstadt", sagt er.

CDU lehnt Grundschule auf der Zeil ab

Kontroversen löst allerdings der Plan aus, eine Grundschule in dem Gebäude anzusiedeln. Die CDU-Fraktion im Frankfurter Römer hält davon wenig. "Eine Grundschule ist die denkbar schlechteste Option für dieses Gebäude", sagt die bildungspolitische Sprecherin Sara Steinhardt.

Sie verweist auf den großen Trubel auf der Zeil, den Drogenkonsum an der nahen Konstablerwache und findet es problematisch, kleine Kinder alleine eine Einkaufsstraße entlang gehen zu lassen, in der es vor allem ums Geldausgeben gehe.

Steinhardt warnt auch vor den hohen Kosten des Projekts. "Es handelt sich hier um eine sehr gute Lage. Ich rechne damit, dass die Miete bei 40 Euro pro Quadratmeter liegt. Das ist etwa doppelt so viel, wie sonst bei Schulen geplant wird."

Auch das SPD-geführte Bildungsdezernat ist nicht ohne Bedenken. "Die Errichtung einer Grundschule in prominenter Lage an der Zeil wäre ungewöhnlich und scheint auf den ersten Blick auch nicht einfach zu sein", sagt der Sprecher des Bildungsdezernats, Thomas Hauf. Insbesondere weil auch für Schulen Freiflächen eingeplant werden müssten. Jede Grundschule braucht einen Schulhof - in diesem Fall läge der dann auf dem Dach des Parkhauses.

Planungsdezernat will ergebnisoffen prüfen

Auf Unterstützung dürfte der Plan wiederum bei dem Ortsbeirat der Innenstadt stoßen, der Anfang Februar einen neuen Standort für eine Schule auf der Zeil gefordert hatte. Explizit wurde der Magistrat dazu aufgefordert, ein ehemaliges Kaufhaus auf seine Eignung zu überprüfen.

Genau das - eine ergebnisoffene Prüfung - strebt nun das Planungsdezernat an. "Der Standort am P&C-Gelände könnte sich als geeignet erweisen, da der Zugang zur Schule nicht direkt an der belebten Zeil, sondern am Carl-Theodor-Reiffenstein-Platz liegen würde", erklärt Dezernatssprecherin Katharina Euler. Dies könnte die Verkehrssituation und Sicherheit verbessern.

Zu prüfen sind auch noch ganz andere Dinge. Die Anforderungen für eine Grundschule sind hoch. Das Planungsdezernat verweist unter anderem auf die Qualität der Klassenräume, Größe, Belichtung und Belüftung, auf Fluchtwege und Brandschutz - und auch die Mietkosten sollten für die Stadt im Rahmen bleiben.

Es ist also noch nichts entschieden. Maßgeblich wird sein, welche Ideen die sechs Architektenbüros haben. Schon am 10. Juni sollen die Büros ihre Ideen der Öffentlichkeit präsentieren. Einen Tag später tagt die Jury. Der Umbau soll dann im laufenden Betrieb erfolgen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 1.3.2024, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de