Kein Check-in möglich Frankfurter Flughafen durch Verdi-Streik lahmgelegt
Die Gewerkschaft Verdi hat ihren Warnstreik am Flughafen Frankfurt begonnen - und an den meisten anderen deutschen Airports auch. Betreiber Fraport rät Reisenden: Kommen Sie erst gar nicht! Kein Flieger hebt ab.

Gleich zwei Warnstreiks legen seit Mitternacht den Flugverkehr in Frankfurt lahm. Alle, die am Montag eigentlich ab oder nach Frankfurt fliegen wollten, mussten ihre Pläne bereits nach der Streikankündigung der Gewerkschaft Verdi ändern. Flughafenbetreiber Fraport hatte Passagiere im Vorfeld bereits dringend geraten, gar nicht erst zum Flughafen zu kommen.
Kein Passagierflugzeug werde den Flughafen am Montag verlassen, teilte ein Sprecher der Verkehrsleitung am Morgen mit. Von 1.116 Starts und Landungen mit zusammen rund 150.000 Passagieren wurden in Frankfurt den Angaben zufolge bereits 1.054 annulliert.
Gestrandete Passagiere werden versorgt
Nach Angaben des Verdi-Landesfachbereichsleiters für Verkehr, Mathias Venema, waren am Morgen kaum Passagiere am Frankfurter Flughafen. Offensichtlich hätten die Menschen wahrgenommen, dass im Tagesverlauf keine Flüge von Frankfurt abheben. Es fänden lediglich einige Umlaufflüge statt. Diese dienen dazu, dass die Maschinen optimal zu positionieren, damit der Flugverkehr nach Ende des Warnstreiks wieder möglichst reibungslos anlaufen kann.
Einige Passagiere aus dem Nicht-Schengen-Raum befanden sich im Transitbereich des Flughafens. Diese würden dort versorgt, wie eine Fraport-Sprecherin mitteilte. Insgesamt war es auf dem Flughafen sehr ruhig.
Laut dem Sprecher der Verkehrsleitung gibt es nur einige Ankünfte von Flugzeugen - teils mit Passagieren, teils leer. Einige Passagiere wurden mit Bussen zum Flughafen Frankfurt-Hahn gebracht, der nicht bestreikt wird. Eine Übersicht der Ankünfte am Frankfurt Airport gibt es hier.
Reger Betrieb an der Brötchen-Theke
In manchen Geschäften am Flughafen ist trotzdem Betrieb. "Es ist nicht weniger los als sonst", erzählte die Mitarbeiterin einer Bäckerei. Schließlich würden sich auch die Flughafen-Mitarbeiter sowie die Streikenden mit Verpflegung eindecken.
Ein Passagier aus Österreich erzählte, dass er für seinen Flug in die Karibik nach Barbados nun für einen Ersatzflug mit dem Bus nach Frankfurt Hahn gebracht werde. Obwohl seine Reisezeit sich dadurch um etwa einen halben Tag verlängert, zeigte er Verständnis für den Streik: "Das ist natürlich ärgerlich, aber man muss es hinnehmen."
Flug nach Frankfurt ohne Gepäck
Auch Passagiere aus Leipzig sind zunächst zum Frankfurter Flughafen gereist - "mit dem ICE, weil unser Flug nach Frankfurt gestrichen wurde", wie einer der Reisenden erklärte. "Jetzt müssen wir hier in Frankfurt einchecken und fahren dann weiter. Unser Flug nach Mexiko startet in Frankfurt Hahn."
Ein Reisender aus Kapstadt konnte zwar am Morgen noch in seinem Flieger in Frankfurt landen - allerdings ohne Gepäck, wie er dem hr schilderte. "Vermutlich weil bekannt war, dass hier gestreikt wird und die Gepäckabfertigung geschlossen ist." Nun müsse er seine weitere Heimreise ohne Gepäck antreten und hoffe, dass es in den nächsten Tagen nachgeliefert werde.
Auch die Flugsicherung streikt
Seit Mitternacht sind Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst der Flughafenbetreiber, den Bodenverkehrsdiensten und der Luftsicherheitsbereiche in verschiedenen Tarifkonflikten im Ausstand, wie ein Verdi-Sprecher am Montagmorgen bestätigte. Darunter fallen etwa die Flughafenfeuerwehr und die Gepäckabfertigung. Der Warnstreik soll 24 Stunden und damit bis 23.59 Uhr dauern.

Den bereits seit Freitag geplanten Warnstreiks im öffentlichen Dienst schließen sich auch Beschäftigte der Luftsicherheitsbereiche an, wie Verdi angekündigt hatte. Diese arbeiten in der Fluggastkontrolle, der Personal-, Waren- und Frachtkontrolle sowie in Service-Bereichen. Für sie wird derzeit ein neuer Manteltarifvertrag mit den Arbeitgebern im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) verhandelt.
Deutschlandweit gehen nur wenige Flüge
Ein Beginn der Reise in Frankfurt werde nicht möglich sein, warnte Fraport. Die Aufgaben für einen vollumfänglichen Flugbetrieb würden ausgesetzt, lediglich ein Notdienst aufrechterhalten.
Da auch an den Flughäfen in Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München gestreikt wird, dürften auch deutschlandweit nur wenige Flieger abheben. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.
Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn
Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber legten bisher kein konkretes Angebot vor.
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit sowie die freie Arztwahl bei den regelmäßigen verpflichtenden ärztlichen Eignungsuntersuchungen der Beschäftigten.
Die im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) organisierten Arbeitgeber kritisierten die Warnstreikausweitung: "Die nun angesetzten Streikmaßnahmen an 13 Flughäfen sind nicht zielführend und unterstreichen lediglich die Maßlosigkeit seitens der Gewerkschaften, mit der wir auch in dieser Verhandlungsrunde wieder einmal konfrontiert werden", sagte BDLS-Verhandlungsführer Christian Huber.
Gestreikt wird am Montag außerdem auch am Klinikum Höchst (OP und Anästhesie), dem Klinikum Hanau, dem Betriebshof Bad Homburg Bauhof, der Technischen Verwaltung Hanau, dem Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen Darmstadt und dem Kommunalen IT-Dienstleister Ekomm 21. Bereits am Sonntagabend streikten in Frankfurt die städtischen Bühnen. Mehrere Aufführungen fielen nach Angaben von Verdi aus.