Fast 100 Wohnungen betroffen Frankfurter Wohnblöcke nicht mehr zu retten – Abriss hat begonnen

Vor einem Jahr mussten Dutzende Mieter in Frankfurt-Sindlingen ihre Wohnungen wegen Einsturzgefahr verlassen. Jetzt steht fest: Eine Rückkehr wird es nicht geben. Die maroden Wohnblöcke sind irreparabel – der Abriss hat bereits begonnen.

Eines der evakuierten Häuser der Nassauischen Heimstätte in Sindlingen
Einer der evakuierten Wohnblöcke der Nassauischen Heimstätte in Sindlingen. Bild © Frank Angermund/hr

Das Schicksal der beiden Wohnblöcke in der Küferstraße in Frankfurt-Sindlingen ist besiegelt. Nach der statischen Untersuchung stehe fest, dass die Häuser nicht mehr instandgesetzt werden können, teilte die zuständige Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte (NH) am Mittwoch mit. Die Abrissarbeiten laufen bereits seit vergangenem Freitag.

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Betroffen sind die Häuser mit den Nummern 27-29 und 31-33 - insgesamt fast 100 Wohnungen. Sie stehen bereits seit rund einem Jahr leer, nachdem die Mieterinnen und Mieter wegen akuter Einsturzgefahr kurzfristig ausziehen mussten.

Bei Probebohrung aufgefallen

Die Tragfähigkeit der Geschossdecken in den Wohnhäusern aus den 1960er-Jahren war nicht mehr gewährleistet. Das Problem fiel bei Probebohrungen vor einer geplanten Sanierung auf. 34 Wohnungen mussten evakuiert werden.

Daraufhin wurden auch die anderen Einheiten untersucht – mit demselben Ergebnis. Weitere Mieter mussten ausziehen. Zunächst wurden sie in Hotels untergebracht, während eine Taskforce der NH nach neuen Wohnungen für sie suchte.

"Das war für uns eine ganz neue Herausforderung, die wir so in diesem Umfang noch nie hatten", beschreibt Sandra Nieber, Leiterin des Servicecenters der NH, die Situation im vergangenen Jahr. "Innerhalb weniger Stunden mussten Unterkünfte organisiert und die Mieter informiert werden."

Die NH, die über 60.000 Wohnungen an mehr als 100 Standorten in Hessen verwaltet, konnte für 86 Menschen eine neue Unterkunft im eigenen Bestand finden. Acht weitere Betroffene suchten sich selbst eine neue Wohnung, eine Person zog in ein Pflegeheim.

Neubau geplant – Bauantrag frühestens 2027

An der Stelle der abgerissenen Wohnblöcke soll neuer Wohnraum entstehen. Die Planungen sind bereits angelaufen, doch es gibt noch offene Fragen – unter anderem zu bau- und planungsrechtlichen Vorgaben sowie zur Finanzierung. Laut einer NH-Sprecherin hofft man, bis 2027 einen Bauantrag stellen zu können.

Bis dahin soll die Fläche jedoch nicht ungenutzt bleiben: Ein nahegelegener Kindergarten wird saniert und benötigt für die Bauzeit eine Ausweichmöglichkeit. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG plant daher, bis 2027 eine temporäre Unterkunft für die Kinder auf der Brachfläche einzurichten.

Auch für die letzten verbliebenen Bewohner gibt es eine Lösung: Haussperlinge und Hausrotschwänze, die an den Gebäuden genistet hatten, bekommen Ersatzquartiere. Vergangene Woche wurden rund 30 Nistkästen in einer nahegelegenen Straße angebracht.

Redaktion: Tanja Stehning

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de / Marie-Cathérine Fromm