Statistisches Landesamt Frauen nur halb so oft in Führungspositionen wie Männer

Seit Jahrzehnten sind Frauen seltener in Chefetagen anzutreffen als Männer. Zwar findet in vielen Unternehmen ein Umdenken statt. Doch in manchen Branchen sind Chefinnen noch immer die Ausnahme.

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In Hessen haben Männer doppelt so häufig Führungspositionen inne wie Frauen. Das geht aus Daten des Statistischen Landesamts in Wiesbaden hervor, die sich auf die kürzlich veröffentlichte, bundesweite Zensus-Erhebung stützen.

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Zum Stichtag 15. Mai 2022 gab es demnach insgesamt rund drei Millionen Erwerbstätige in Hessen. Von den rund 1,6 Millionen erwerbstätigen Männern waren 6,5 Prozent (104.100) in einer Führungsposition tätig. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen an allen 1,4 Millionen erwerbstätigen Frauen betrug 3,2 Prozent (45.800).

Mit dem Zensus ermitteln Statistiker ungefähr alle zehn Jahre, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Dazu nutzen sie bereits vorhandene Verwaltungsdaten, etwa aus Melderegistern. Bundesweit wurden außerdem rund zwölf Prozent der Bevölkerung befragt. Alle Ergebnisse des Zensus 2022 finden Sie auf einer eigenen Website des Statistischen Bundesamts.

Damit waren etwa 30 Prozent aller hessischen Führungskräfte weiblich. Ein leichter Anstieg: Bei der letzten Zensus-Erhebung aus dem Jahr 2011 waren es noch 27 Prozent Frauen.

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Besonders wenige Chefinnen in der Baubranche

Große Unterschiede gab es allerdings je nach Branche. Im Bereich Bauwesen, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik waren den Statistikern zufolge anteilig die wenigsten weiblichen Führungskräfte anzutreffen. Frauen machten dort in den Führungsetagen nur rund neun Prozent aus. Niedrig waren die Anteile mit 15 und 16 Prozent auch in den Naturwissenschaften, Geografie und Informatik sowie im Verkehrs- und Sicherheitssektor.

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Einen Frauenüberschuss hingegen gab es bei Führungspositionen im Gesundheitswesen, Sozialwesen, in Lehre und Erziehung. Dort kamen zuletzt auf sieben Chefinnen nur drei Chefs. Annähernd paritätisch sah es in den Geisteswissenschaften, Kultur und Gestaltung aus.

Frauen holen auf

In den meisten Branchen scheint der Abstand zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften kleiner zu werden. So stieg der Anteil der Frauen mit entsprechender Position in der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung seit 2011 von 14 auf 27 Prozent - und verdoppelte sich damit fast. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen, wo Frauen ohnehin bereits in der Mehrzahl waren, kamen noch einmal weibliche Führungskräfte hinzu.

Kleiner wurde die Lücke in der Unternehmensorganisation, Recht und Verwaltung oder in der Verkehrs- und Logistikbranche. Nicht immer lag der Zuwachs jedoch daran, dass tatsächlich mehr Frauen in den Führungspositionen der jeweiligen Branchen vertreten waren. Manchmal wurden auch nur Stellen, die mit Männern besetzt waren, abgebaut.

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Grundsätzlich sind die Gründe für den Mangel an Frauen in den Chefetagen vielfältig: Genannt werden in Untersuchungen immer wieder die fehlende Vereinbarkeit mit einem Familienleben, schlechtere Netzwerke und die weniger selbstbewusste Selbstvermarktung oder zu wenig gezielte Förderung weiblicher Nachwuchskräfte.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Für 2022 ergab diese Befragung, dass sich familienbedingte Erwerbsunterbrechungen, also etwa Mutterschutz und Elternzeit, oder längerfristige Teilzeitarbeit in der Regel "nicht nur negativ auf die Lohnentwicklung, sondern auch auf Aufstiegschancen innerhalb der Betriebe" auswirkten.

Mindestens genauso qualifiziert wie Männer

An der Kompetenz sollte es jedenfalls nicht liegen, dass die männlichen Chefs in der Überzahl sind. Wie aus dem Zensus auch hervorgeht, sind die weiblichen Führungskräfte ähnlich gut qualifiziert und haben sogar etwas häufiger einen Studienabschluss als ihre männlichen Kollegen.

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Vielen Unternehmen sind diese Probleme bewusst. So kündigte die Deutsche Bahn gerade an, ihren Frauenanteil in Führungspositionen bis 2035 auf 40 Prozent steigern zu wollen. Das Ziel von 30 Prozent habe man bereits erreicht.

Und die Frauenquote?

Auch die Politik versucht, gegenzusteuern. Im Jahr 2015 war ein Gesetz in Kraft getreten, das den Anteil von Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten deutscher Unternehmen steigern soll. So sind bundesweit mehr als 2.000 Firmen verpflichtet, eine Zielvorgabe für den Frauenanteil in Vorständen und im obersten Management festzulegen. Diese darf allerdings auch "0 Prozent" lauten.

Der Anteil von Frauen in den Chefetagen deutscher börsennotierter Unternehmen ist laut einer kürzlich veröffentlichten Studie seitdem auf den höchsten Wert gestiegen, der je erreicht wurde. 37,3 Prozent der Führungskräfte in diesen Unternehmen seien Frauen, berichtete die Initiative Frauen in Aufsichtsräte (Fidar) vergangenen Montag.

Grund für den Anstieg sei vor allem die 2015 eingeführte Quote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten, die den Angaben nach 104 der 180 Unternehmen betreffen. Hinzu komme das seit August 2022 geltende Mindestbeteiligungsgebot. Es sieht vor, dass börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern ihre Vorstände bei Neubesetzungen mit mindestens einer Frau und einem Mann besetzen müssen.

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Redaktion: Anja Engelke und Julius Tamm

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe