Für 3.000 Euro in den Herbstferien nach Zypern Warum Fliegen immer teurer wird
25 Prozent mehr zahlten Reisende im August im Schnitt für ihr Flugticket - verglichen mit der Zeit vor der Corona-Pandemie. Experten gehen davon aus, dass die Ticketpreise langfristig oben bleiben. Die Lufthansa freut's.
Wer in den hessischen Herbstferien Ende Oktober noch spontan in den Urlaub fliegen will, dem könnte die Vorfreude beim Blick auf die Ticketpreise schnell vergehen. 3.161,28 Euro zahlt eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern beispielsweise bei der Lufthansa für einen Flug von Frankfurt nach Zypern - Hin- und Rückreise jeweils am Freitag. Koffer kosten 100 Euro zusätzlich, feste Sitzplätze weitere 160 Euro. Mit rund 2.400 Euro etwas günstiger ist der Flug nach Heraklion auf Kreta, wenn die Familie am Sonntag hin- und am Donnerstag zurückfliegt.
An solche Preise sollten sich die Verbraucher schon einmal gewöhnen. Natürlich sind Flüge in Ferienzeiten besonders teuer, doch auch langfristig werden die Ticketpreise steigen, kündigen die Airlines an. Selbst der irische Billigflieger Ryanair, der aktuell nicht mehr ab Frankfurt fliegt, kehrt von den Dumping-Preisen ab: Um 25 Prozent auf etwa 50 Euro werde der durchschnittliche Ticketpreis pro Strecke steigen.
25 Prozent teurer als vor Corona
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes stiegen die Ticketpreise in Deutschland im Reisemonat August im Schnitt um bis zu 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zum Vergleich: Die jährliche Inflationsrate lag im August bei 7,9 Prozent.
Der Wiesbadener Behörde zufolge verteuerten sich Inlandsflüge im August innerhalb eines Jahres im Schnitt um 11,8 Prozent. Gegenüber dem Vorkrisen-Monat 2019 kosteten Tickets 25 Prozent mehr. Ähnlich ist das Bild bei Auslandsflügen mit Zuwächsen von 12,5 Prozent beziehungsweise 22,7 Prozent.
Fünf Millionen Passagiere im August
Gründe sind stark gestiegene Kerosinpreise als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, Personalengpässe und zu wenig Flugzeuge. Deutlich höhere Produktionskosten und dauerhafte Corona-Probleme werden die Preise wohl auch langfristig oben halten, schätzen Branchenexperten.
Die Nachfrage nach Flugtickets ist trotzdem hoch. Der Frankfurter Flughafen verzeichnete im August die höchste Passagierzahl seit Pandemiebeginn: Knapp 5,2 Millionen Passagiere seien an- oder abgeflogen, teilte Fraport mit. Im kommenden Sommer könnten sich die Flugzahlen noch weiter erholen: Vor der Pandemie 2019 gab es noch einmal etwa 25 Prozent mehr Fluggäste.
Lufthansa sieht sich für Rezession gewappnet
Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht keinen Hehl aus den derzeit sehr auskömmlichen Ticket-Erlösen seines vom Staat geretteten Konzerns. Die Plätze in den Flugzeugen gehen häufiger zu den Höchstpreisen der oberen Buchungsklassen weg. Das automatisierte Buchungssystem setzt die Ticketpreise für jeden einzelnen Flug mehrmals täglich fest und schließt die preisgünstigeren Klassen schnell, wenn bis zum Abflug erfahrungsgemäß noch eine ausreichende Nachfrage zu erwarten ist.
"Der Wunsch, unser Produkt zu erwerben, ist so stark, dass wir mit der Produktion nicht hinterherkommen", sagte Spohr vor einigen Tagen. Und selbst der anstehenden Rezession könne man begegnen, indem man einen größeren Teil der Tickets in den USA verkauft. "Wir gewinnen dort Marktanteile und verkaufen zu Preisen, die wir sonst nicht kennen", berichtete der Lufthansa-Chef.
Innerhalb von Deutschland ist es derzeit vor allem die Deutsche Bahn, die den Ticketpreisen der Lufthansa Grenzen setzen kann - und auch die hat neben einem neuen Fahrplan vor kurzem saftige Preiserhöhungen angekündigt.