Schließungspläne von Galeria Karstadt Kaufhof Verdi warnt vor "Sterben auf Raten"

Mehr als 600 Beschäftigte könnten wegen der Schließung von sieben hessischen Galeria-Filialen ihren Job verlieren, fürchtet Verdi. Die Gewerkschaft sorgt sich auch um die verbleibenden Standorte - und die Zukunft der Innenstädte.

Gläserene Eingangstüren einer Galeria-Filiale mit einem Galeria-Logo auf einer Säule daneben.
Ein Eingangsbereich der Galeria-Filiale in Wiesbaden. Bild © Imago Images
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Sieben Galeria-Filialen in Hessen schließen

hs 14.03.2023
Bild © hessenschau.de
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Die Gewerkschaft Verdi hat nach der Ankündigung des Kaufhaus-Konzerns Galeria Karstadt, sieben Filialen in Hessen schließen zu wollen, vor einem Ausbluten verbleibender Standorte und Folgen für die Innenstädte gewarnt.

Man müsse aufpassen, dass der geplante Personalabbau und die Aufgabe der Häuser sich nicht als "Sterben auf Raten" entpuppe, erklärte Landesfachbereichsleiter Marcel Schäuble am Mittwoch.

Mehr als 600 Beschäftigte dürften nach Verdi-Angaben durch die Schließungen ihre Arbeitsplätze verlieren. Allein in der Filiale auf der Frankfurter Zeil seien mehr als 200 Beschäftigte betroffen.

Attraktivität der Innenstädte gefährdet

Hinzu kämen wohl weitere 300 Stellen, die im Zuge der Verkleinerung der verbleibenden Filialen wegfallen dürften. "Weniger Personal auf verkleinerter Fläche und mit verringertem Warenangebot könnte die Wettbewerbsfähigkeit der Kaufhäuser nachhaltig infrage stellen", mahnte Schäuble. Man brauche markttaugliche Konzepte und ausreichend Personal.

Ein Galeria-Aus könne zudem die Attraktivität von Innenstädten schmälern. Zur Rettung von Kaufhäusern seien deshalb örtliche und regionale Bündnisse mit Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft nötig, sagte Schäuble. Man wolle betrieblich und öffentlich Druck machen, damit das Unternehmen und Eigentümer René Benko ihrer "sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung gerecht werden".

Land signalisiert Gesprächsbereitschaft

Bereits am Montag hatten Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in einer gemeinsamen Stellungnahme von einem "bitteren Tag für die Städte, denen jetzt weiterer Leerstand und weniger Attraktivität ihrer Innenstädte droht" gesprochen und angekündigt, ein Gesprächsangebot an die Konzernleitung auf den Weg zu bringen.

Auch die Oberbürgermeister von Wiesbaden und Hanau sowie der Bürgermeister von Limburg hatten mitgeteilt, Gespräche mit dem Unternehmen führen zu wollen. In Wiesbaden und Hanau bekundeten die Städte Interesse, zumindest die Gebäude zu kaufen.

Schließung soll in zwei Wellen erfolgen

Deutschlands letzte große Warenhauskette hatte am Montag angekündigt, im Zuge des Insolvenzverfahrens 52 der 129 Häuser schließen zu wollen. In Hessen betrifft das Filialen in Offenbach, Wiesbaden, Frankfurt (ehemals Karstadt), Hanau, Limburg, Viernheim und Darmstadt.

Die Schließung soll in zwei Wellen bis Ende Januar erfolgen. Die verbleibenden acht Filialen an der Frankfurter Hauptwache, in Kassel, Fulda, Gießen, Bad Homburg, am Wiesbadener Mauritiusplatz, im Main-Taunus-Zentrum Sulzbach sowie im Darmstädter Luisencenter sollen nach Angaben des Konzerns in den kommenden drei Jahren umfassend modernisiert werden.

Warenhaus seit Jahren in der Krise

Die Warenhauskette befindet sich seit Jahren im Niedergang, unter anderem die Konkurrenz von Online-Händlern und die Corona-Krise hatten das Geschäft zuletzt belastet.

Vor zwei Jahren hatte Galeria Karstadt Kaufhof in einem Insolvenzverfahren gut 40 von damals 172 Filialen geschlossen. Rund 5.000 Mitarbeitende hatten damals ihre Stelle verloren. Im Februar war das aktuelle Insolvenzverfahren durch das Amtsgericht Essen eröffnet worden.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 14.03.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe