Sechs-Tage-Ausstand GDL-Streik läuft - noch größere Einschränkungen im Bahnverkehr als erwartet
Der angekündigte Sechs-Tage-Streik der Lokführergewerkschaft GDL zieht größere Auswirkungen nach sich als zunächst erwartet. Am zweiten Streiktag fuhren auch kaum noch S-Bahnen. Fahrgäste müssen weiterhin mit erheblichen Einschränkungen rechnen.
Der sechstägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn trifft zahlreiche Pendler in Hessen. Am zweiten Streiktag am Donnerstag fielen deutlich mehr Züge aus als noch zu Streikbeginn. Gerade im S-Bahn-Verkehr im Rhein-Main-Gebiet musste die Bahn zusätzlich Abstriche machen.
Die Linien S2, S4, S5 und S9 entfielen komplett und ersatzlos. Für die S6 und S7 gibt es laut RMV einen Ersatzverkehr mit Bussen statt Bahnen. Alle übrigen S-Bahnen fahren nur im Stundentakt oder noch seltener.
Am Mittwoch hatte die Deutsche Bahn noch mitgeteilt, dass es bislang ruhig laufe, der Ersatzfahrplan stabil sei und die Kunden sich auf die Situation eingestellt hätten. Das Unternehmen hatte die Fahrgäste bereits darauf eingestimmt, dass es bis Montag, 18 Uhr, zu starken Einschränkungen im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr kommt. Die Deutsche Bahn hat hier auch für Hessen eine Übersicht veröffentlicht. Straßenbahnen, Busse und U-Bahnen fahren wie gewohnt.
S-Bahnen sollen stündlich fahren
Der von der Bahn erstellte Ersatzfahrplan sieht nur ein begrenztes Angebot vor. Laut dem Plan sollen eigentlich die meisten S-Bahn-Züge im Rhein-Main-Gebiet stündlich fahren. Am Freitag wurde der Plan angepasst. Demnach sollen
- die S1 im 60- bis 120-Minuten-Takt fahren
- die S2 und S4 entfallen
- die S3 im 60-Minuten-Takt verkehren
- die S5 im 120-Minuten-Takt verkehren
- die S6 entfallen, der Ersatzverkehr aber fahren
- die S7 entfallen, Ersatzbusse aber im Halbstunden-Takt mit allen Halten zwischen Frankfurt Hauptbahnhof und Groß-Rohrheim fahren
- die S8 zwischen Wiesbaden und Offenbach-Ost im 60- bis 120-Minuten-Takt fahren
- die S9 zwischen Hanau und Offenbach-Ost im 60- bis 120-Minuten-Takt fahren.
Eintracht gegen Mainz 05: Verkehrschaos befürchtet
Für das Fußball-Bundesliga-Derby zwischen Eintracht Frankfurt und Mainz 05 am Freitagabend (20.30 Uhr) wird wegen der Auswirkungen des Streiks ein Verkehrschaos befürchtet. Die Bahn bittet Zuschauer, deutlich mehr Zeit bei der Anreise einzuplanen und bei Anreise mit dem Auto Fahrgemeinschaften zu bilden. Die Parkplätze öffnen bereits um 16.30 Uhr.
Regionalzüge im Zwei-Stunden-Takt
Auch bei Regionalbahnlinien gibt es Ausfälle oder einen ausgedünnten Takt. Laut RMV kommt es zu Ausfällen unter anderem auf folgenden Linien: RE4, RE14, RE20, RE25, RE60 sowie RB11, RB12, RB23, RB48, RB62. Auf der Linie RE2 seien kurzfristige Ausfälle möglich.
Die Linie RB63 soll im Zwei-Stunden-Takt fahren, ebenso die RB67/68 zwischen Frankfurt und Neu-Edingen/Friedrichsfeld. Den kompletten Notfahrplan des RMV finden Sie hier.
NVV: RegioTrams nicht betroffen
Laut dem Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) müssen Fahrgäste mit Einschränkungen auf folgenden Linien rechnen: RE5, RE30, RE50, RB4, RB38, RE39/RB39, RB81 und RE97/RB97.
Alle nicht genannten Verbindungen könnten voraussichtlich trotz des Streiks aufrechterhalten werden. Das gelte auch für die RegioTram-Linien. Busse und Straßenbahnen seien ebenfalls nicht betroffen.
Die Hessische Landesbahn und das Bahnunternehmen Vlexx teilten mit, dass ihre Mitarbeitenden vom Streik ausgenommen seien. Legen allerdings Fahrdienstleiter in Stellwerken ihre Arbeit nieder, können ihre Züge dort nicht fahren. Die Linien von Vias und Cantus-Bahn wurden zuletzt nicht bestreikt.
Zugbindung aufgehoben
Für den Fernverkehr teilte die Bahn mit, dass sie die Zugbindung für den Streikzeitraum aufhebt: Fahrgäste können bereits gekaufte Tickets vor oder nach dem Streik flexibel nutzen. In jedem Fall seien Reisende aufgerufen, vor Fahrtantritt die Infos auf der Internetseite der Bahn zu kontrollieren.
Längster Streik im laufenden Tarifstreit
Im seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Streik. Das neue Tarifangebot der Deutschen Bahn konnte nicht verhindern, dass die GDL zum nächsten Streik aufrief. Im Güterverkehr startete die GDL bereits am Dienstagabend um 18 Uhr, Mittwoch früh um 2 Uhr folgte der Personenverkehr.
Erst am Freitag hatte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt. Darin ist unter anderem eine Option zu einer Stunde weniger Arbeitszeit für Lokführer und Zugbegleiter ab dem 1. Januar 2026 enthalten. Für neue Verhandlungen reichte dies aber offenbar nicht aus.
Bahn wies Einigungsangebot der GDL zurück
Kurz vor Streikbeginn kam noch einmal Bewegung in den festgefahrenen Streit: die GDL legte der Bahn einen Vorschlag zur Einigung vor, der eine stufenweise Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter vorsieht. Eine der Kernforderungen der GDL ist eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Die Bahn wies den Vorschlag umgehend zurück. Sie bietet bislang ein Modell an, bei dem zwar eine 37-Stunden-Woche möglich ist, dann aber ohne weitere Gehaltserhöhungen. Ein Konzernsprecher sagte der ARD, dass die GDL dem Konzern in keinem Punkt entgegen komme. Er sprach von einer Wiederholung altbekannter und nicht umsetzbarer Maximalforderungen - betonte aber zugleich die Verhandlungsbereitschaft der Bahn.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 26.01.2024, 19.30 Uhr
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