Frankfurter Konsumgüter-Messe Schmähpreis "Plagiarius" für dreiste Produktfälschungen vergeben

Eine dreist kopierte Zange, ein Fahrradkorb und eine 35-teilige Porzellan-Serie gehören zu den Gewinnern des diesjährigen "Plagiarius"-Preises. Auch weltbekannte Marken wie Mercedes-Benz sind von Fälschungen betroffen.

Drei Zangen liegen nebeneinander
Optisch unterscheiden sich die beiden Plagiate von der echten "Knipex TwinGrip" (links) nur durch den glatten Kunststoff der Griffe. Bild © Aktion Plagiarius e.V.
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Auf der internationalen Konsumgüter-Messe Ambiente in Frankfurt ist am Freitag der 49. Negativpreis Plagiarius für Produktfälschungen verliehen worden. Der Schmähpreis stellt besonders dreisten Fälschungen die hochwertigeren Originalprodukte gegenüber. Der Plagiarius wird in jedem Jahr von einer wechselnden Jury vergeben.

Der erste Preis ging an ein chinesisches Unternehmen aus Hangzhou, dass seine Werkzeuge nach Angaben der Jury über die weltweit agierende Online-Plattform Temu vetreibt. "Ausgezeichnet" als dreiste Fälschung wurde eine Zange.

Diese unterscheide sich nur optisch durch den glatten Kunststoff an den Griffen vom Original, der Front- und Seitengreifzange "Knipex TwinGrip" eines Wuppertaler Herstellers. Die chinesische Kopie sei qualitativ aber deutlich minderwertig.

Dubioser Online-Händler ohne Impressum

Den zweiten Schmähpreis erhielt der Online-Händler "Start" für die 1:1-Kopie des Fahrradkorbes "bikebasket" der Gilchinger Firma Reisenthel aus Bayern. Wer genau die Fälschung verkauft, sei unklar. Denn die Webseite des Anbieters habe kein Impressum.

Zwie graue Fahrradkörbe
Der Fahrradkorb "bikebasket" (links) lässt sich nur schwer von der Fälschung unterscheiden. Bild © Aktion Plagiarius e.V

Der dritte Schmähpreis ging an einen französisichen Geschenkartikel-Hersteller. Der hatte ohne Erlaubnis ein Motiv des Künstlers Jörg Mohme als Dekor für eine 35-teilige Porzellanserie verwendet. Demnach musste Mohme erst Klage einreichen und neun Jahre prozessieren für einen angemessenen Schadenersatz.

Mehrere bunt verzierte Porzellan-Teile
Ein Händler hat das Motiv eines anderen Künstlers als Dekor für eine 35-teilige Porzellanserie benutzt. Bild © Aktion Plagiarius e.V.

"Temu, Shein & Co locken mit Dumpingpreisen"

Laut Plagiarius-Jury würden Händler auf Temu, Shein, Alibaba & Co. Verbraucher mit Dumpingpreisen, manipulativem Design und aggressiver Werbung locken. Händler und Plattformbetreiber aus Drittstaaten seien verantwortlich für eine Flut von oftmals ungeprüften, falsch deklarierten und nicht EU-konformen Billigartikeln - darunter demnach auch Plagiate und Fälschungen.

Im Jahr 2023 seien nach Angaben der EU-Kommission an den EU-Außengrenzen und im Binnenmarkt mehr als 152 Millionen gefälschte Artikel mit einem geschätzten Wert von etwa 3,4 Milliarden Euro beschlagnahmt worden. Ein Großteil der Fälschungen und Billigprodukte sind nach Angaben der Aktion Plagiarius aus minderwertigen Materialien gefertigt, schlecht verarbeitet und haben nie eine Qualitätskontrolle durchlaufen.

Zu den Risiken gehörten Elektronik mit Brandgefahr, mangelhafte Funktionalität, zu hohe Schadstoffbelastungen und Verletzungsgefahren. Ohne Rücksicht auf Menschenrechte oder geltende Sicherheits- und Umweltstandards ließen einfallslose Trittbrettfahrer und internationale Fälscherbanden kurzlebige, teils gefährliche Nachahmungen herstellen.

Produkt- und Markenpiraterie schade der Wirtschaft, sagte die diesjährige Laudatorin Maria Skottke-Klein. "Wer gefälschte Waren kauft, unterstützt so oft unbewusst organisierte Kriminalität und damit schwere Straftaten", so die Vizepräsidentin des Deutschen Patent- und Markenamts weiter.

Weltmarken betroffen

Zwei Kühlergrills
Dieser Kühlergrill ist nicht nur eine Kopie des Mercedes-Benz-Originals (oben), sondern auch noch rund 150 Euro teurer. Bild © Aktion Plagiarius e.V.

Auch Weltmarken wie Mercedes-Benz sind von Plagiaten betroffen: Mit dem Negativ-Preis ausgezeichnet wurde das spanische Unternehmen JB Customs. Deren Kühlergrill sieht verdächtig nach Mercedes-Benz aus und verletzt laut Mitteilung die Markenrechte des Autobauers aus Baden-Württemberg.

Der Verkauf des Kühlergrills wurde demnach bereits gestoppt. Besonders dreist: Der Kühlergrill soll nicht die einzige Fälschung im Sortiment der Spanier sein - und dazu noch rund 150 Euro mehr kosten als das Original.

Redaktion: Felix Monsees

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de