Umstrittene Zeitungsanzeige Eintracht-Präsident kämpft gegen Windräder in Bad Orb

Die Stadt Bad Orb schaltet europaweit Zeitungsanzeigen gegen ein geplantes Windkraftprojekt. Sie sieht den Kurstandort durch die Windräder gefährdet. Unerwartete Unterstützung bekommt die Stadt von Eintracht Frankfurts Präsident Mathias Beck.

Blick auf Windräder, die aus "rosa" Nebel herausragen.
Windräder sorgen für Streit in Bad Orb (Symbolbild). Bild © picture-alliance/dpa

Der Streit um ein Windkraftprojekt in Bad Orb (Main-Kinzig) wird seit dem Wochenende auf großer Bühne ausgetragen: In mehreren Tageszeitungen in Europa, von der "Süddeutschen Zeitung" über die "Bild am Sonntag" bis hin zur dänischen "Berlingske", erschien eine als "offener Brief" titulierte Anzeige der Stadt. "Bad Orb lehnt Windkraft am Horstberg entschieden ab", heißt es darin.

Unterzeichnet haben dieses Schreiben unter anderen Bürgermeister Tobias Weisbecker (CDU) und Bad Orbs Ehrenbürger und Unternehmer Henning Strauss. Er ist der Initiator der Anzeige. Auf zwei vollen Seiten wirbt Strauss' Unternehmen Balnova für ein Großprojekt in der Kurstadt: Dort soll ein medizinisches Spa samt waldtherapeutischem Programm entstehen.

Insgesamt investieren Strauss, andere private Investoren und die Stadt nach eigenen Angaben zusammen einen dreistelligen Millionenbetrag für Projekte wie Balnova. Es gehe um "unsere wirtschaftliche Zukunft", heißt es in der Anzeige. Die Windräder vor den Toren der Stadt gefährdeten den Kurstandort. Deshalb macht Strauss sich stark gegen das geplante "Windprojekt Bad Orb/Jossgrund 2-304", bei dem bis zu acht Windräder am Horstberg errichtet werden sollen.

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Eintracht-Präsident mischt sich ein

Überraschende Unterstützung erhält Strauss dabei von Mathias Beck, der den "offenen Brief" als "Präsident von Eintracht Frankfurt" ebenfalls unterzeichnet hat. Spricht Beck mit seiner Unterschrift für den gesamten Verein? Engagiert sich die Eintracht in der Bad Orber Lokalpolitik?

Eine Sprecherin der Eintracht erklärt auf Nachfrage, Beck vertrete als Präsident die Interessen des Vereins und pflege zudem ein sehr gutes Verhältnis zu Henning Strauss. "Bad Orb spielt vor dem Hintergrund der Zusammenarbeit mit dem Balnova Trainingszentrum eine wichtige Rolle in Bezug auf die Positionierung als Zentrum für den Leistungssport sowie für künftige Maßnahmen für unsere Sportlerinnen und Sportler." Balnova ist nach eigenen Angaben "Spa Partner" der Eintracht.

Mathias Beck
Mathias Beck Bild © picture-alliance/dpa

Kritik an politischer Äußerung

Eintracht Frankfurt engagiere sich auch sportpolitisch, so die Sprecherin weiter. Man wolle die Möglichkeiten und Bedingungen im Sport verbessern, insbesondere die Infrastruktur, wie beispielsweise Sportstätten. Inwiefern eine solche Sportstätte vom Bau weniger Windräder beeinträchtigt wird, bleibt offen.

Für Becks Unterschrift unter der Anzeige hagelt es unter anderem in den sozialen Medien Kritik. So war es bisher unüblich, dass sich der Eintracht-Präsident gegen Windkraft oder vergleichbare Projekte öffentlich ausspricht. Eine solche Äußerung kommt nun ausgerechnet im Zusammenhang mit dem Großprojekt eines Eintracht-Sponsors.

Windkraft-Betreiber weist Vorwürfe zurück

In der Anzeige heißt es, der künftige Betreiber des Windparks handle "über die Köpfe der Menschen hinweg" und missachte das demokratische Grundverständnis.

Der Windpark wurde allerdings in einem üblichen öffentlichen Verfahren ausgeschrieben und vergeben. "In diesem hat die zuständige Regionalversammlung den Regionalplan unter Beteiligung der Bevölkerung und auch der Gemeindegremien in eigener Verantwortung aufgestellt", erklärt das dänische Unternehmen Ørsted schriftlich.

Bad Orb will notfalls vor Gericht ziehen

Ørsted weist die Vorwürfe aus Bad Orb zurück und kontert: Man werde sich durch die Kampagne nicht von den Plänen abbringen lassen und somit nicht an das in der Anzeige geforderte Ultimatum halten, das einen Projektstopp bis Ende März fordert. "Dem will und kann Ørsted nicht entsprechen", so Stefan Bachmaier, Geschäftsführer von Ørsted Onshore Deutschland, "weil das im Gegensatz zu den regionalplanerischen Zielen des Landes Hessen und den Vorgaben des Landesbetriebs HessenForst stehen würde."

Bürgermeister Tobias Weisbecker sieht das anders und erklärt, seine Stadt sei auch bereit, sich juristisch mit dem Windkraftprojekt auseinanderzusetzen. "Das Beschreiten des Rechtsweges ist dann die Konsequenz aus dem intransparenten Vorgehen", so Weisbecker. "Das werden wir nicht hinnehmen." Ruhe dürfte im Spessart bei Bad Orb also vorerst nicht wieder einkehren.

Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de