Geringverdiener in Hessen Wie Studierende und Azubis in teuren Städten über die Runden kommen

Wer studieren oder eine Ausbildung machen will, ist oft an Großstädte gebunden. Inzwischen sind Leben und Wohnen in Frankfurt und andernorts aber so teuer geworden, dass Geringverdiener es schwer haben. Fünf Betroffene berichten.

Drei Portraits (zwei junge Frauen, ein junger Mann) in unterschiedlicher Größe als Collage auf blauem Hintergrund.
Hannes, Emily und Friedrike (von links) berichten über ihre Erfahrungen Bild © privat, privat, privat, hessenschau.de
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Teuer, teurer, Frankfurt: Was die Mietpreise angeht, liegt die Stadt einem bundesweiten Ranking zufolge auf dem dritten Platz. Darmstadt folgt auf Platz zehn. Wie lebt es sich in diesen Städten als Geringverdiener am Anfang der Berufslaufbahn? Fünf Studierende und Azubis aus verschiedenen Orten in Hessen berichten über ihre Ängste und Hoffnungen.

Friedrike: "Die finanzielle Lage wirkt sich auf meine Ehe aus"

Die 26 Jahre alte Friedrike macht in Frankfurt ihren Master in deutscher Literatur und jobbt nebenher noch in der Medienbranche. "Ich muss mich sehr einschränken und bekomme auch keinen Unterhalt mehr von meinen Eltern. Das heißt: Ich muss jeden Monat mit meinem Geld zurechtkommen."

Friedrike teilt mit ihrem Mann eine Wohnung im Stadtteil Sachsenhausen. "Wir merken, dass die Einkäufe und Heizkosten besonders teurer geworden sind. Wir sparen dann beim Essen", sagt die Studentin. "Wir kochen immer selbst. Und in der Freizeit gucke ich, dass ich abends weniger ausgehe." Früher sei sie häufiger auf Konzerte gegangen, die Ticketpreise seien allerdings gestiegen. 

Die finanzielle Lage wirkt sich auch auf die Beziehung zwischen Friedrike und ihrem Mann aus. Zwar würden sie sich gegenseitig unterstützen, es sei für sie aber belastend zu merken, dass sie nicht mehr so viel ausgeben könnten wie früher.

Portrait einer jungen Frau, wie sie in der Natur steht.
Friedrike Bild © privat

Zahra: "Auf den Studentenkredit kommen hohe Zinsen"

Die 26 Jahre alte Zahra (Name geändert, liegt der Redaktion vor) finanziert ihr Psychologiestudium an der Goethe-Universität in Frankfurt komplett selbst. Sie ist mit einem Studienvisum allein aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Neben ihrem Studium arbeitet sie und hat zudem einen Studentenkredit aufgenommen. 

"Die ersten zwei Jahre in Deutschland haben mir meine Eltern geholfen, aber dann ist die Inflation so hoch geworden, dass sie mich nicht mehr unterstützen können.  Auf den Kredit kommen hohe Zinsen und ich muss das alles später zurückzahlen", berichtet Zahra. Außerdem sei es eine größere Herausforderung für Menschen mit Migrationshintergrund, einen passenden Job zu finden, um später den Kredit zurückzahlen zu können. 

Zahra erzählt auch von den Schwierigkeiten, mit denen sie an der Uni zu kämpfen hat. Bei einer Prüfung sei sie schon zweimal durchgefallen, weil die Fragenstellungen so schwer gewesen seien, dass sie auch deutsche Studierende nicht geschafft hätten. Eine Beschwerde bei der Prüfungskommission habe ihr nichts gebracht. "Als ausländischer Student musst du doppelt kämpfen, damit dein Wort Gehör findet."

Hannes: “Zu viel Geld für wenig Platz”

Der 23 Jahre alte Hannes studiert BWL in Frankfurt und arbeitet in den Semesterferien, um Geld zu verdienen. "Ich habe keinen Anspruch auf BAföG. Meine Eltern zahlen nicht nur mir, sondern auch meiner Schwester die Studienkosten und das ist für sie eine finanzielle Belastung", erzählt er. 

Hannes verzichtet auf bestimmte Sachen wie Urlaube und Flüge, weil er sie sich nicht leisten kann. Er kaufe immer die gleichen Sachen und Marken im Supermarkt und merke jedes Mal Preisunterschiede, sagt er.

Die Wohnungssuche in Frankfurt sei darüber hinaus furchtbar und frustrierend gewesen, er zahle zu viel Geld für wenig Platz. Trotzdem sei er sehr dankbar, überhaupt irgendetwas gefunden zu haben. "Es kostet alles sehr viel Geld und sogar ein WG-Zimmer kostet locker 500 oder 600 Euro oder sogar noch mehr", so der 23-Jährige. Was er für die Miete ausgebe, sei an seiner Schmerzgrenze: "700 Euro, mehr für die Miete könnten mir meine Eltern auch nicht geben." 

Portrait eines jungen Mannes, der in einer urbanen Umgebung sitzt und in die Kamera lächelt.
Hannes Bild © privat

Carina wohnt weiter bei ihren Eltern

Die 20 Jahre alte Carina wohnt in Seligenstadt (Offenbach). Sie pendelt zur Uni nach Frankfurt. Neben dem Politikstudium arbeitet sie noch als Kellnerin und als studentische Aushilfe, trotzdem schafft sie es nicht, eine Wohnung für sich allein anzumieten. Sie hat sich deshalb dazu entschieden, bei ihren Eltern wohnen zu bleiben, obwohl sie gerne unabhängig wäre und näher an der Uni wohnen würde. 

"Seligenstadt hat keinen S-Bahn-Anschluss. Hier fährt eine Privatbahn, das ist supernervig, weil da der Zug nur einmal die Stunde kommt", berichtet Carina. Das nehme viel Zeit in Anspruch, deshalb nehme sie  öfters das Auto ihrer Eltern. "Meinen Weg tanke ich dann selbst und das ist sehr teuer." Sie schätze die Unterstützung ihrer Eltern sehr, sagt Carina.

Emily: Die Politik kann mehr machen

Die 22 Jahre alte Emily ist zurzeit auf der Suche nach einer günstigeren Wohnung in Darmstadt. Sie ist derzeit auf die Unterstützung ihrer Eltern und ihres Freundes angewiesen, weil sie sich die Miete nicht leisten kann. Sie macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau und verdient im Durchschnitt, zusammengerechnet mit dem Kindergeld, knapp 1.200 Euro im Monat. 

"Die Wohnungssuche in Darmstadt ist schon teilweise zum Verzweifeln, wenn man für eine 20 Quadratmeter große Wohnung im Monat 600 Euro bezahlt", sagt Emily. Die Politik könne mehr machen und den Bürgerinnen und Bürgern entgegenkommen. In Spanien seien zum Beispiel die Steuern auf gewisse Lebensmittel gesenkt worden, damit sie erschwinglich sind. Darüber hinaus sollte man Emilys Meinung nach den Rundfunkbeitrag senken.

Portrait einer jungen Frau, wie sie in einer Wohnung ein Selfie macht.
Emily Bild © privat

Quelle: hessenschau.de/Susanne Mayer