Von Stromversorgung bis Schuhsohlen Vier Start-ups mit Hessischem Gründerpreis ausgezeichnet
Flexible Stromversorgung, digitale Erforschung von Wildtieren, innovative Eventtechnik und Schuheinlagen mit GPS-Sensoren: Die Start-ups hinter diesen Ideen dürfen sich über den diesjährigen Hessischen Gründerpreis freuen.
Bei einer Gala im Marburger Lokschuppen sind am Freitagabend die Hessischen Gründerpreise verliehen worden. Als Sieger in ihrer jeweiligen Kategorie wurden diese vier Start-ups ausgezeichnet:
- "Innovative Geschäftsidee": Das Start-up flexfy aus Ober-Ramstadt (Darmstadt-Dieburg) mit einer flächendeckende Stromversorgung von Decken und Wänden, unabhängig von Leitungen.
- "Gesellschaftliche Wirkung": TrackIT Systems aus Cölbe (Marburg-Biedenkopf) mit digitalen Lösungen für die Erforschung von Wildtieren.
- "Zukunftsfähige Nachfolge": Die KE Group aus Trebur (Groß-Gerau) mit innovativer Veranstaltungstechnik, etwa Hologramm-Technik.
- "Gründung aus der Hochschule": Clever Sole aus Friedberg (Wetteraukreis) mit einer orthopädischen Schuheinlage mit GPS- und Sturzsensor, die Menschen mit Demenz schützen soll.
Wer mit den Preisen ausgezeichnet wurde, entschied nicht nur eine Jury aus der hessischen Gründerszene, sondern auch ein Online-Voting.
Schirmherr des Hessischen Gründerpreises ist Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD). "Hessens Gründerinnen und Gründer sorgen für die Arbeitsplätze der Zukunft", sagte er bei der Verleihung. Ihr Engagement, ihre Kreativität und ihr Unternehmergeist sei "für eine dynamische Volkswirtschaft unverzichtbar", so der Minister. Unterstützt wird der Gründerpreis unter anderem von dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG.
Studierende für GPS-Schuhsohle ausgezeichnet
Den Siegerpreis in der Kategorie "Gründung an der Hochschule" ging streng genommen jedoch gar nicht an Gründerinnen und Gründer eines Unternehmens, sondern an drei Studierende der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg. Emily Schmidt, Vincent Dern und Schlemun Danho haben die Einlegesohle mit integrierten GPS- und Sturzsensoren für Menschen mit Demenz entwickelt.
"Mit Clever Sole beabsichtigen wir, Menschen mit Demenz wieder mehr Autonomie zu geben, ihre Sicherheit zu erhöhen und letzten Endes natürlich auch das Pflegepersonal zu entlasten", sagt Emily Schmidt. Eine Software, die mit der smarten Sohle verbunden ist, zeigt an, wo sich von Demenz betroffene Patienten aufhalten. Damit könnten sichere Bereiche definiert werden.
Lösungen gegen den Pflegenotstand
Die Studierenden verweisen auf den Pflegenotstand. "Wenn wir nicht endlich anfangen, Lösungen dafür zu finden und das Pflegepersonal zu entlasten, wird unser Pflegesystem, so wie es aktuell ist, das zukünftig nicht weitertragen können", sagt Schmidt, deren Mutter Altenpflegerin ist.
Mit dem Gründerpreis bekämen sie und ihre Mitstudenten die Chance, das Thema Demenz sichtbarer zu machen. Das Krankheitsbild solle kein Tabuthema mehr sein.
Für Herstellung und Vertrieb der Clever Sole haben die angehenden Wirtschaftsingenieure aus Friedberg noch kein Start-up gegründet. Im Dezember sollen nochmal Tests in einem Pflegeheim erfolgen.
Experte: "Gründerpreis schafft Bühne"
Der hessische Gründerpreis ist nicht mit einem Preisgeld dotiert. Stattdessen soll der seit 2003 verliehene Preis kleinen Start-ups helfen, sich die notwendige Aufmerksamkeit zum Erfolg zu verschaffen. Laut den Projektverantwortlichen erhalten die Sieger "exklusive Netzwerkkontakte, hochwertige Expertentrainigs und Workshops sowie ein professionelles Unternehmensvideo".
Florian Nöll von der Unternehmensberatung PwC erklärt: "Das schafft eine Bühne für die Gründerinnen und Gründer." Eine Erfolgsgarantie gebe es zwar nicht. Es könne aber helfen, neue Kundinnen und Kunden schneller zu treffen.
Start-ups in Hessen können laut Unternehmensberater Florian Nöll beispielsweise von Finanzierungshilfen oder Bürgschaften durch die Landesbanken profitieren. "In Frankfurt haben wir das Tech-Quartier", so Nöll. Und in Kassel gebe es zum Beispiel den Nordhessen-Accelerator: "Mittelständische Unternehmer haben sich dort zusammengeschlossen, um ein Angebot für Start-ups zu schaffen."
Dennoch stehe Hessen nach dem deutschen Start-up-Monitor etwas schlechter da als andere Bundesländer, sagt Nöll. "Es gibt offensichtlich zu wenige Veranstaltungen, zu wenige Netzwerke, möglicherweise zu wenige Investorenclubs", wie Nöll aus der Befragung von Unternehmen schließt.
Wo finden Start-ups in Hessen Unterstützung?
Start-ups in Hessen können laut Unternehmensberater Florian Nöll beispielsweise von Finanzierungshilfen oder Bürgschaften durch die Landesbanken profitieren. "In Frankfurt haben wir das Tech-Quartier", so Nöll. Und in Kassel gebe es zum Beispiel den Nordhessen-Accelerator: "Mittelständische Unternehmer haben sich dort zusammengeschlossen, um ein Angebot für Start-ups zu schaffen."
Dennoch stehe Hessen nach dem deutschen Start-up-Monitor etwas schlechter da als andere Bundesländer, sagt Nöll. "Es gibt offensichtlich zu wenige Veranstaltungen, zu wenige Netzwerke, möglicherweise zu wenige Investorenclubs", wie Nöll aus der Befragung von Unternehmen schließt.
Outdoor-Staubsauger für Müll unter den Finalisten
Unterstützung durch einen Sieg beim Gründerpreis hatte sich auch Victor Fischer aus Bad Soden (Main-Taunus) erhofft. Mit seiner Erfindung, einer Art Outdoor-Staubsauger für Kleinstmüll wie Zigarettenstummel, schaffte er es unter die zwölf Finalisten des Preises, konnte sich am Ende jedoch nicht gegen die Konkurrenz in der Kategorie "Gesellschaftliche Wirkung" für den Siegerpreis durchsetzen.
Mit dem patentierten Müllsauger CityBee wollen Fischer und sein Unternehmen Cleenr städtischen Arbeitern künftig die Arbeit erleichtern - ob zwischen Pflastersteinen, auf Spielplätzen, in Fußgängerzonen oder eben in Parkanlagen. "Da gab es bisher nur die Greifzange. Und jeder, der schon mal so eine Greifzange in der Hand hatte, weiß, dass das eine Strafarbeit ist", sagt der Gründer. Kehrmaschinen wiederum könnten schwer zugängliche Stellen nicht erreichen.
"Ich habe damals Cleenr gegründet, weil ich unbedingt etwas machen wollte gegen die Müllflut, die wir in den Städten sehen." Viel von diesem städtischen Kleinstmüll lande ungefiltert in den Gewässern, Flüssen und dann irgendwann mal im Meer. Bald gebe es mehr Plastik als Fische in den Ozeanen, befürchtet der zweifache Vater.
In 250 Orten im Einsatz
Im Gegenteil zu Laubbläsern, die viel Lärm machen und das Eingesaugte schreddern, funktioniert die CityBee ohne hohen Unterdruck. Das bedeutet, dass nur Gegenstände, die leicht sind und eine Oberfläche haben, eingesaugt werden - Steinchen dagegen nicht. Von Zigarettenstummeln zum Beispiel finden sich jede Menge auf dem Boden. "Jedes Jahr landen Milliarden Kippen auf dem Boden", sagt Fischer.
Das Gerät, das rund 700 Euro kostet, wird nach Angaben von Cleenr bereits in mehr als 250 Städten und Kommunen eingesetzt - unter anderem in Bad Homburg, Friedberg und in Frankfurt mit einer speziellen Truppe Clean FFM. In Frankfurt kommt der Outdoor-Sauger auch am Flughafen zum Einsatz.