Rund 15 Kilometer unterirdisch ICE-Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim bekommt XXL-Tunnel
Die Deutsche Bahn hat Pläne für ihre ICE-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim vorgestellt. Der südlichste Streckenabschnitt soll fast komplett durch einen Tunnel führen. Damit wird eine langjährige Forderung des Kreises Bergstraße erfüllt.
Der Tunnel soll laut der Deutschen Bahn nördlich des Siedlungsgebietes von Einhausen (Bergstraße) starten und nordwestlich an Lampertheim-Neuschloß vorbeiführen. Enden soll der Tunnel im Süden bei Mannheim-Blumenau. Dort schließt die Strecke an die Riedbahn an. Der gesamte südliche Abschnitt der geplanten Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim ist ab Lorsch 18 Kilometer lang, die Länge des Tunnels beträgt nach Bahnangaben rund 15 Kilometer.
Die neuen Pläne für den Tunnel stellte die Deutsche Bahn am Montag in einem Beteiligungsforum in Gernsheim (Groß-Gerau) vor. Anders als zunächst gedacht, soll nun auch die Weschnitz unterirdisch gequert werden, wie die Bahn erläuterte. Zudem werde in bergmännischer Tunnelbauweise gebaut. Dadurch könne die Strecke geradliniger an Neuschloß vorbei verlaufen.
Bisher zwei Tunnel geplant
"Dies ist ein ausgezeichneter Tag für die Region", jubelte Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße. Sowohl der von den Anwohnerinnen und Anwohnern seit Jahren geforderte Lärmschutz werde nun eingehalten als auch Rodungen im Lorscher und Lampertheimer Wald vermieden. Außerdem blieben landwirtschaftliche Flächen erhalten.
Die 2019 vorgestellten Pläne der Deutschen Bahn sahen zunächst vor, statt einem langen Tunnel auf dem südlichen Streckenabschnitt zwei kürzere Tunnel zu bauen. Mit einem ersten Tunnel sollte nur die A67 bei Lorsch unterquert werden. Dahinter wären die Schienen bis auf Höhe des Lampertheimer Gescheids, wo ein Vogelschutzgebiet beginnt, auf rund einem Kilometer oberirdisch verlaufen.
Erste Zugfahrten weit nach 2030
Die geplante Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim soll eine Lücke im Schnellfahrnetz der Deutschen Bahn schließen. Sie soll ab Neu-Isenburg-Zeppelinheim (Offenbach) parallel zur A5 und ab Darmstadt entlang der A67 nach Lorsch führen, wo sich der neue Tunnel anschließt. Die Riedbahn und die Main-Neckar-Bahn sollen durch die zusätzlichen Schienen entlastet werden, ICE-Züge zwischen Frankfurt und Mannheim künftig nur noch rund eine halbe Stunde brauchen.
Bis die Neubaustrecke in Betrieb geht, wird es aber noch viele Jahre dauern. Das sogenannte Planfeststellungsverfahren soll laut Bahn erst 2025 und 2026 stattfinden. Weit nach 2030 sollen die ersten Züge auf den neuen Schienen rollen.
Finanzierung wackelt
Unklar ist zudem, inwiefern sich Kürzungen im Bundeshaushalt auf das Projekt auswirken werden. Auch die Mittel für Bahnprojekte wurden zusammengestrichen und könnten nun überwiegend in die Sanierung bestehender Strecken fließen. Aktuell gibt es weder eine Finanzierungszusage noch eine Absage für die Neubaustrecke.
Man sei im "intensiven Austausch" mit der Deutschen Bahn, teilte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums dem hr mit. "Natürlich braucht es neben der Sanierung weiterhin den Neu- und Ausbau im Sinne des Deutschlandtaktes."
Verkehrsclub: "Monstertunnel" statt anderer Bahn-Projekte
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte das Tunnelvorhaben aufs Schärfste. "Ein Monstertunnel mitten im Flachland ist mit Nichten ein großer Tag für die Region, sondern ein Schlag ins Gesicht von Fahrgästen und Wirtschaft", sagte Felix Berschin vom VCD-Regionalverband Rhein-Neckar.
Der Landesverband Hessen fürchtet, dass andere Bahn-Projekte wegen der Mehrkosten nun nicht umgesetzt würden und forderte die Verantwortlichen auf, zur ursprünglichen Planung entlang der A67 und der A6 mit hohen Lärmschutzwänden zurückzukehren.
Redaktion: Anja Engelke
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 06.03.2024, 19.30 Uhr