Erstmals seit zwölf Jahren Immobilienpreise in Frankfurt und Rhein-Main sinken - ein bisschen
Lange kannten die Preise für Wohnungen und Häuser nur eine Richtung: nach oben. Nun sind sie infolge von Krieg, steigenden Zinsen und hoher Inflation gesunken. Experten sprechen schon von einer Trendwende auf dem Immobilienmarkt.
Die Immobilienpreise sind im Vergleich zum Sommer deutschlandweit um ein Prozent zurückgegangen. Damit sind die Kaufkosten für Häuser und Wohnungen zum ersten Mal seit 2010 rückläufig. Das ergab eine Studie des Verbands der Pfandbriefbanken, der die Daten von 700 Kreditinstituten ausgewertet hat.
Frank Alexander, Geschäftsführer von Hermann Immobilien in Bruchköbel (Main-Kinzig), bestätigt den Trend: "Im Vergleich zur Hochphase im letzten Jahr haben wir jetzt Nachfragerückgänge von 30 bis 50 Prozent je nach Region und Segment."
Preise für Einfamilienhäuser in Frankfurt stabil
Region und Segment - das sind die entscheidenden Parameter. In Frankfurt sind die Preise für Mehrfamilienhäuser seit dem Sommer um rund eineinhalb Prozent gefallen. Die Kaufkosten für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen sind dagegen relativ stabil. Sie sind seit dem Sommer nur um ein halbes Prozent im Wert gesunken.
Das liege daran, dass es in Frankfurt noch immer viele wohlhabende Kaufinteressenten gebe, sagt Immobilienmakler Frank Alexander. Sie könnten auch die höheren Zinsen stemmen, weil sie entweder über ein hohes Einkommen verfügten oder über sogenanntes altes Geld, also Erbschaften oder bereits abbezahlte Immobilien. "Davon gibt es in der Metropolregion noch eine ganze Menge", sagt Alexander.
Nachfrage noch immer höher als Angebot
Immerhin scheinen die dramatischen Preissteigerungen der vergangenen Jahre in Frankfurt erst einmal gestoppt. Seit 2010 waren sie jedes Jahr um sechs bis acht Prozent gestiegen, im ganzen Zeitraum um insgesamt mehr als 120 Prozent. "Diese konstanten Steigerungen sind jetzt erst einmal vom Tisch", stellt Alexander fest.
Das sieht auch Andreas Kunert vom Verband deutscher Pfandbriefbanken so. Er erwartet, dass die Preise auch im nächsten Jahr allenfalls leicht nachgeben könnten - jedenfalls solange der Arbeitsmarkt stabil bleibt und es keine Massenentlassungen gibt.
Denn noch immer werde zu wenig gebaut, erläutert Kunert. Es gebe zu wenige Wohnungen und Häuser, besonders in Metropolen wie Frankfurt, München oder Berlin.
Das heißt, es sind nach wie vor Käufer und Interessenten am Markt, die jetzt nur etwas genauer hinschauen und nicht mehr jeden Preis akzeptieren - auch weil sie nun deutlich höhere Zinsen für ihre Kredite als viele Jahre zuvor zahlen müssen.
Sendung: hr-iNFO, 11.11.2022, 15 Uhr
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