Enorme Preisunterschiede Gas wird in Hessen nicht überall teurer

Durch die Energiewende wird das traditionelle Heizen mit Gas eine kostspielige Angelegenheit. Auch in Hessen erhöhen die ersten Gasanbieter zum Jahreswechsel wieder die Preise. Vereinzelt wird es für die Kunden allerdings auch deutlich billiger.

1:1-Collage aus Euro-Geldscheinen und einer Gasflamme am Herd.
Für Gas muss in Hessen unterschiedlich tief in die Tasche gegriffen werden. Bild © picture-alliance/dpa
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In Sachen Preissenkung stechen die Stadtwerke Bad Homburg hessenweit heraus. Sie wollen die Gaspreise in der Grundversorgung ab 2025 deutlich reduzieren, im Schnitt um etwa 25 Prozent. Eine typische Familie mit zwei Kindern und einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt dort bisher jährlich 2.765 Euro. Ab nächstem Jahr sind es 2.149 Euro und damit 616 Euro weniger. Von der Preissenkung profitieren neue Kunden wie Bestandskunden.

Bei den Stadtwerken Hanau sinken die Gaspreise um etwa 15 Prozent, bei den Stadtwerken Büdingen um sieben Prozent, bei der Mainova um fünf Prozent. Diese Preissenkungen begründen die Energieversorger damit, dass sich die Situation auf dem Gasmarkt allmählich entspanne. Sie könnten das Gas selbst wieder günstiger beschaffen. "Wir freuen uns, dass wir diese deutlichen Preissenkungen an unsere Kunden weitergeben können", heißt es dazu von den Stadtwerken Bad Homburg.

Energiekrise? Energiewende!

Bereits in den vergangenen Monaten waren die Energiepreise in Hessen für Verbraucher im Schnitt gesunken. Wie das Statistische Landesamt in Wiesbaden mitteilte, verbilligte sich speziell Gas im Oktober im Vorjahresvergleich um über elf Prozent. So scheinen sich die Folgen der Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Krieg in der Ukraine, hierzulande abzumildern. Was sich aber immer stärker auswirkt, ist die Energiewende.

Die verursache immer höhere Kosten, heißt es etwa bei Rhön Energie aus Fulda. Denn ab dem neuen Jahr müsse der Energieversorger deutlich höhere Entgelte an die Netzbetreiber zahlen. Dazu erhöhe sich der C02-Preis. "Auf die Preisbestandteile haben wir leider keinen Einfluss", betont Geschäftsführer Martin Heun.

Immer weniger Leute zahlen immer mehr

So sieht sich der Versorger nach eigenen Aussagen gezwungen, die Gaspreise zum Jahreswechsel zu erhöhen. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden erhöhen sich damit in der Grundversorgung laut Rhön Energie die jährlichen Kosten um 256 Euro – auf dann insgesamt 2.939 Euro.

Dadurch dass der C02-Preis jährlich steigt, wird Heizen mit Gas immer unattraktiver. Weil sich immer mehr Kunden davon verabschieden, können die Netzbetreiber die Kosten für ihre Gasnetze auf immer weniger Personen verteilen.

Wie das Internetvergleichsportal Verivox meldet, steigen dadurch die Netzentgelte in Hessen zum Jahreswechsel um durchschnittlich 19 Prozent. Bundesweit hat sich mit MVV aus Mannheim sogar der erste Energieversorger entschieden, sein Gasnetz bis 2035 stillzulegen.

In Dreieich schießen die Preise nach oben

Mit höheren C02-Preisen und Netzentgelten begründen auch die Stadtwerke Dreieich ihre anstehende Preiserhöhung um 22 Prozent. Wenn hier eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden in der Grundversorgung ist, zahlt sie ab 2025 pro Jahr 3.003 Euro Euro, 538 Euro mehr als bisher. Bei dieser Kalkulation schlage sich ebenfalls nieder, dass das Gas für die Stadtwerke selbst in den letzten Jahren teurer geworden sei.

Ein Sprecher der Stadtwerke betont, in der Vergangenheit seien die Gaspreise dagegen sehr niedrig gewesen und hätten unterhalb der Preisbremse gelegen. Dass es im Zusammenhang mit deren Einführung bei manchen Konkurrenten heftige Preiserhöhungen gegeben hatte, hatten die Stadtwerke Dreieich 2022 in einem Brief an den Bund kritisiert und für Schlagzeilen gesorgt. 2023 war der Gaspreis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs bei zwölf Cent pro Kilowattstunde gedeckelt.

Bitte wechseln, bitte wechseln!

Angesichts der eigenen, aktuellen Preiserhöhung weisen die Stadtwerke darauf hin, dass die Grundversorgung lediglich als Sicherheitsnetz diene. Daneben gebe es deutlich günstigere Tarife, man empfehle Kunden ausdrücklich, dorthin zu wechseln, um ihre Energiekosten zu senken. Wer keinen anderen Gasvertrag abgeschlossen hat, landet automatisch in der Grundversorgung beim Versorger vor Ort, in der Regel den Stadtwerken. Häufig handelt es sich um überdurchschnittlich teure Tarife.

"Allgemein müssen sich hessische Verbraucher im neuen Jahr eher auf steigende Gaspreise einstellen", schätzt Peter Lassek. Er ist bei der Verbraucherzentrale Hessen für Energiethemen zuständig. Denn es sei zu erwarten, dass viele Netzbetreiber auch in Hessen die Netzentgelte im neuen Jahr anheben dürften. Und die Gasversorger dürften diese Gebühren direkt an die Kunden weiterreichen.

Verbraucherschützer Lassek empfiehlt den Betroffenen, zu prüfen, ob es für sie noch einen günstigeren Gasversorger gibt. "Die Preisunterschiede zwischen den Anbietern können bis zu 1.000 Euro pro Jahr betragen", so Lassek. Vor allem für Neukunden gebe es oft günstige Angebote, so dass sich ein Wechsel lohnen könne.

Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de