Insolvenz des Versorgers EAB Alsfeld will frierenden Anwohnern mit mobilen Heizanlagen helfen
Die Fernwärme-Bezieher des insolventen Versorgers EAB in Alsfeld können aufatmen - zumindest für ein paar Tage. Danach zeichnet sich eine andere Lösung ab, die aber teuer für die Anwohner werden dürfte.
Den vom Chaos um den Fernwärme-Anbieter EAB betroffenen 23 Kundinnen und Kunden in Alsfeld (Vogelsberg) wird nun doch noch nicht das Gas abgedreht. Die Gas-Lieferungen an ihren Versorger EAB werden nicht wie zunächst angekündigt am Donnerstag eingestellt, sondern erst am kommenden Dienstag. Das ist nach hr-Informationen das Ergebnis aus Gesprächen zwischen den Anwohnerinnen und Anwohnern, der Stadt Alsfeld und dem Gaslieferanten RhönEnergie Fulda. Bis dahin könne das Heizwerk wie gewohnt weiter Wärme produzieren.
Wegen der Insolvenz der EAB hatte RhönEnergie angekündigt, ein Alsfelder Heizwerk nicht mehr mit Gas beliefern zu wollen. Den betroffenen 21 Haushalten und zwei Vereinen auf einem ehemaligen Kasernengelände des Bundesgrenzschutzs, darunter ein Stützpunkt des Hessischen Turnverbands, droht das gleiche Schicksal wie 70 Anwohnerinnen und Anwohnern im Wetzlarer Westend (Lahn-Dill).
Diese sind bereits seit August des vergangenen Jahres ohne warmes Wasser und Heizungswärme. Zudem fiel wegen defekter Leitungen ein weiteres Fernwärmenetz der EAB in Wetzlar aus - später auch das Heizkraftwerk. Weil die für die Reparatur zuständige EAB nicht zu erreichen war, übernahm die Stadt die Reparatur der Leitungen schließlich selbst.
Stadt will helfen - aber nicht finanziell
Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter im Zusammenhang mit der Gas-Abschaltung in Alsfeld mit. Für kurzfristige Hilfe verwies er allerdings auf die Stadt. Die hat den Betroffenen nun angeboten, sie bei der Beschaffung einer mobilen Heizanlage zu unterstützen, die direkt an die Wohnhäuser angeschlossen werden soll. Die Kosten dafür könnten aber nicht aus öffentlichen Mitteln finanziert werden.
Bereits am Dienstag hatte Bürgermeister Stephan Paule (CDU) mitgeteilt, nicht als Geldgeber in Frage zu kommen. "Der vorläufige Insolvenzverwalter irrt sich, wenn er glaubt, wir würden für ein Unternehmen wie die EAB, das nicht einmal weiß, wie viele Kunden es in Alsfeld hat und wie viel Geld es von diesen monatlich einnimmt, ihre offenen Gasrechnungen bezahlen", so Paule.
Turnverband stellt Duschen zur Verfügung
Die Anwohnerinnen und Anwohner müssen sich nach eigener Aussage nun "zwischen Pest und Cholera" entscheiden: 700 Euro soll die Notlösung demnach jeden Haushalt monatlich kosten - und damit das Zwei- bis Dreifache der bisherigen Ausgaben. Die Alternative: frieren. Andere Heizmöglichkeiten seien durch die Energiekrise derzeit kaum zu bekommen oder zu bezahlen.
Immerhin ein Lichtblick: Nachdem es in den betroffenen Häusern und Wohnungen im vergangenen November schon einmal mehrtägige Ausfälle der Heizung gegeben hatte, installierte der Hessische Turnverband mobile Heizgeräte, um die Räumlichkeiten, darunter eine Sporthalle und eine Jugendherberge, zu heizen. Davon profitieren nun auch die übrigen Betroffenen: Sie dürfen die - warmen - Duschen dort nutzen.
Anwohner glauben nicht an schnelle Lösung
Eine langfristige Lösung ist das indes nicht. Ihr mache die Situation Angst, sagt etwa Anwohnerin Cornelia Klumpp. "Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Es wird noch mal kalt und wir stehen ohne Heizung und Warmwasser da."
Ihr Nachbar Mario Ebbert glaubt nicht daran, dass die Situation sich in diesem Winter auflösen lässt. Unerwartet sei die Hiobsbotschaft aber nicht gekommen: Man habe von den Problemen aus Wetzlar gehört, die EAB sei zuvor schwer zu erreichen gewesen.
Auch Jörg Bublitz vom Turnverband zeigt sich genervt. Der Ärger mit der EAB schwele schon seit Jahren; vor allem in bürokratischen Angelegenheiten sei es immer wieder zu Problemen gekommen.
EAB schon länger in der Kritik
Das Ehepaar, dem die EAB gehört, antwortet seit Monaten nicht auf Mails oder Anrufe. Es steht wegen fehlerhafter und ausbleibender Abrechnungen seit Jahren in der Kritik. Inzwischen hat ihre Firme ihren Sitz von Wetzlar nach Ketsch in Baden-Württemberg verlegt. Für das vorläufige Insolvenzverfahren ist deshalb das Mannheimer Amtsgericht zuständig
Unterdessen dauert das Fernwärme-Chaos auch in Wetzlar an: Bei einer Begehung des vorläufigen Insolvenzverwalters mit Vertretern der Stadt und des Energieversorgers Enwag wurden am Mittwoch die betroffenen Heizwerke im Westend und in der Spilburg auf Mängel überprüft. Das Ergebnis steht noch aus.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 04.01.2023, 16.45 Uhr
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