"Steht für autokratisches Denken" Bürgermeister von Eltville gibt seinen Tesla-Dienstwagen zurück

Der Bürgermeister von Eltville hat sich von seinem Tesla-Dienstwagen verabschiedet. Das angeschlagene Image des Unternehmens macht sich auch bei großen Fuhrpark-Betreibern bemerkbar.

Ein schwarzes Auto - Tesla - steht an einer E-Ladesäule auf einem Parkplatz.
Das bisherige Bürgermeisterauto von Patrick Kunkel (CDU) ist jetzt passé. Bild © Patrick Kunkel
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Wenn der Bürgermeister von Eltville an seinen früheren Dienstwagen zurückdenkt, gerät er heute noch ins Schwärmen: "Der Tesla ist ein unglaublich tolles Auto - ein Computer auf Rädern", sagt Patrick Kunkel (CDU).

Trotzdem hat Kunkel sich jetzt von dem Tesla getrennt. Grund ist der Imageschaden der Marke, verursacht durch die politischen Aktivitäten des Chef des US-amerikanischen Tesla-Konzerns Elon Musk, wie Kunkel berichtet: "Seit einem halben Jahr haben mich die Menschen direkt darauf angesprochen, wie es sein kann, dass ich als Bürgermeister noch einen Tesla fahre."

Wahl des Dienstwagens ein politischer Akt

Auch Kunkel selbst sei mit seinem Tesla "Model 3" in den vergangenen Monaten immer unwohler geworden. "Der Tesla steht jetzt für autokratisches Denken", findet der Bürgermeister. "Er ist ein Negativbeispiel dafür, was passieren kann, wenn ein hochgradig undemokratischer Mensch aus der Wirtschaft in die Politik geht."

Die Wahl des Dienstwagens sieht der Bürgermeister auch als politischen Akt. "Als ich mich damals für den Tesla entschieden habe, wollte ich auch ein Zeichen setzen: Ich fahre voll elektrisch." Nicht umsonst sei Eltville 2021 als "Deutschlands nachhaltigste Kleinstadt" mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden. Auch preislich sei das Elektroauto bei der Anschaffung im Jahr 2020 vergleichsweise günstig gewesen.

Einst cooles Fahrzeug auf dem Abstellgleis

Damals hätten ihm die Menschen in Eltville dazu noch gratuliert und den Wagen "cool" gefunden, erzählt Kunkel. Zumal er auch einer der ersten Bürgermeister in Deutschland gewesen sei, die sich als Dienstwagen einen Tesla angeschafft hätten. Das jetzige Image des Wagens aber sei mit seinem Wirken als Bürgermeister nicht mehr vereinbar.

Als der Leasing-Vertrag des bisherigen Wagens auslief, habe er also die Bestellung eines neuen Tesla storniert und sich stattdessen für ein Elektroauto eines deutschen Herstellers entschieden.

Tesla bei Fuhrparks immer unbeliebter

Der Imageschaden von Tesla ist auch für viele Unternehmen ein Thema, wie der Bundesverband Betriebliche Mobilität (BBM) dem hr auf Anfrage bestätigt. Der Fachverband mit Schwerpunkt auf Fuhrparkmanagement zählt rund 640 Firmenmitglieder mit insgesamt rund einer halben Million Fahrzeugen. Bis zu 100 der Firmen sind in Hessen ansässig.

Früher hätten sich Führungskräfte bewusst für einen Tesla entschieden, sagt Vorstandsmitglied Axel Schäfer. Diese Zeiten seien nun vorbei: "Es gibt Unternehmen, die Tesla aus ethischen Gründen bewusst rausgeschmissen haben. Das Image des Herstellers ist von dem Auto einfach nicht zu trennen - genausowenig wie die Kunst vom Künstler."

"Käufer nehmen wahr, wie politisch agiert wird"

Zwar hätten Firmen auch schon zuvor Teslas aus ihren Fuhrparks ausgemustert, unter anderem, weil Tesla sich bei der Zulieferung von Ersatzteilen als unzuverlässig herausgestellt habe. Aber die Unbeliebtheit des Tesla hat sich laut BBM nun weiter verstärkt.

"Man sieht an den Zulassungszahlen, die europaweit drastisch nach unten gehen, dass Käufer sehr wohl wahrnehmen, wie politisch agiert wird", erläutert Schäfer. Für Käufer von Elektroautos sei es widersprüchlich, mit Tesla ein Symbol für das Gutheißen rechtsextremistischer Politik zu unterstützen, die sich gleichzeitig gegen die Elektromobilität stelle.

Elektroauto-Interessenten lassen Tesla zunehmend links liegen

Ein Trend, den die jüngsten Zahlen widerspiegeln. Während das Interesse von deutschen Verbrauchern an Elektro-Autos zunimmt, befindet sich Tesla mittlerweile im Sinkflug. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Mittwoch mitteilte, wurden im Februar dieses Jahres in Deutschland rund 35.950 Elektro-Fahrzeuge neu zugelassen – das sind 30,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Neuzulassungen des US-Herstellers Tesla hingegen brachen um 76 Prozent ein.

"So positive Reaktionen, das hätte ich nicht gedacht"

Seit einigen Wochen hat Bürgermeister Kunkel nun sein neues Elektroauto in Betrieb - und fühlt sich "erleichtert". Wieder bekommt er dazu Rückmeldung von den Bewohnern Eltvilles, wie er erzählt: "Die Reaktionen sind so positiv, das hätte ich gar nicht gedacht. Ob ich ein deutsches Auto fahre oder nicht, hat früher niemanden interessiert."

Quelle: hessenschau.de