Konjunkturumfrage Handwerk geht es (vorerst) wieder besser
Dem Handwerk geht es nach Kostensteigerungen und Lieferengpässen wegen des Ukraine-Kriegs wieder besser - zu diesem Ergebnis kommt die Handwerkskammer Kassel in ihrem jetzt vorgestellten Konjunkturbericht. Mittelfristig drohen erneut ernsthafte Probleme.
Die Inflation ist weiter hoch, es wird weniger gebaut - das hessische Handwerk blickt trotzdem verhalten optimistisch in die Zukunft. Wie aus einer am Donnerstag vorgestellten Konjunkturanalyse der Handwerkskammer Kassel hervorgeht, rechnen 83,2 Prozent der befragten Betriebe im zweiten Quartal 2023 mit einer besseren oder gleich bleibenden Geschäftslage.
"Im Vergleich zum Vorquartal ist dies eine Steigerung um 15,1 Prozentpunkte - der Optimismus im Handwerk ist wieder zurückgekehrt", bilanzierte Kammerpräsident Frank Dittmar bei der Vorstellung der Umfrage unter nord-, ost- und mittelhessischen Handwerksbetrieben.
Das Geschäftsklima sei gegenüber dem Vorjahr von 105,4 auf 108,7 Punkte gestiegen und habe sich damit wieder dem Wert vom Herbst 2021 vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges an (111,6 Punkte) angenähert. Gleichzeitig drohten zukünftig aber ernsthafte Probleme, denn die Neubautätigkeit sei fast zum Erliegen gekommen.
Große Unterschiede zwischen den Branchen
Es gebe große Unterschiede zwischen den einzelnen Handwerksbranchen, führte Dittmar aus. Im Bau- und Ausbaugewerbe, die zusammen knapp die Hälfte aller Handwerksunternehmen ausmachen, seien jeweils gut 87 Prozent der Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Viele zehrten noch von den hohen Auftragsreserven.
"Die rückläufige Bautätigkeit kann diese Entwicklung jedoch sehr bald bremsen", sagte Dittmar weiter. "Angesichts der hohen Zins- und Materialpreissteigerungen des letzten Jahres wurden viele Bauprojekte abgesagt."
Bei den Handwerkern für den gewerblichen Bedarf bewerteten 90 Prozent der Befragten die Lage mit gut oder befriedigend - hier schlage sich der langsam steigende Optimismus in der Gesamtwirtschaft nieder.
Nahrungsmittelgewerbe unzufrieden
Nicht ganz so gut sehe es in den übrigen Handwerksbranchen aus: Im Nahrungsmittelgewerbe geben knapp 50 Prozent ihrer Lage schlechte Noten, berichtete Dittmar: "Die Kaufzurückhaltung und die deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise schlagen hier besonders durch."
Etwas optimistischer sei das Kfz-Gewerbe: Knapp ein Viertel der Unternehmen erwarte für das kommende Vierteljahr eine schlechtere Geschäftslage. Auch das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe - etwa Friseure, Kosmetiker oder Schuhmacher - schätze die Lage schlechter als im Branchendurchschnitt ein.
Wieder mehr Aufträge
Als Grund für den insgesamt wachsenden Gesamtoptimismus sieht die Handwerkskammer eine langsame Entspannung bei den Lieferengpässen und der Inflation an. Beides habe den Preisanstieg bei Baumaterialien, Rohstoffen und Energie gebremst.
Die Auftragseingänge, nach Angaben der Kammer der Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung, seien branchenübergreifend auf niedrigem Niveau gestiegen. Zumindest für das kommende Quartal erwartet die Kammer wieder deutliche Steigerungen. Viele Betriebe seien weiterhin voll ausgelastet.
Sendung: hr4, 04.05.203, 12.30 Uhr
Ende der weiteren Informationen