Krise bei VW in Baunatal Wie junge Menschen um ihre Zukunft bei Volkswagen bangen
Bei VW drohen Werksschließungen, Kündigungen und weniger Gehalt. Wie stark der Standort Baunatal betroffen ist und was das für junge Beschäftigte bedeutet, ist offen. Wie Auszubildende die Situation derzeit erleben, erzählen sie hier.
Wie geht es weiter bei VW? Am Dienstag schworen Gewerkschaft und Betriebsrat auf einer sechseinhalb Stunden langen Betriebsversammlung die Belegschaft auf einen harten Arbeitskampf ein. "Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" werde man gegen die Pläne des VW-Vorstands vorgehen.
Die Konzernspitze hatte Ende Oktober angekündigt, dass im Rahmen des Sparprogramms Werksschließungen, Massenentlassungen und Lohnkürzungen nicht länger ausgeschlossen seien. Die Angst geht um bei den Beschäftigten in den VW-Werken.
500 Azubis blicken in eine unsichere Zukunft
Von der Unsicherheit betroffen sind auch die mehr als 500 Auszubildenden am Standort Baunatal. Die IG Metall fordert für sie monatlich 170 Euro mehr Entgelt. Ob diese Lohnerhöhung kommen wird, steht in den Sternen, ebenso ob die Azubis nach Abschluss der Ausbildung übernommen werden.
Wie es den derzeitigen Auszubildenden mit den Umstrukturierungen und den drohenden Sparplänen geht, erzählen sie hier.
Celine Yantut (19)
... ist Auszubildene für Lagerlogistik im zweiten Lehrjahr und weiß noch nicht, wie es danach weitergeht.
Ende der weiteren Informationen"Ich habe alles auf Volkswagen gesetzt. Ich hatte sehr viele Pläne und will auch immer noch meine Ausbildung erfolgreich abschließen. Danach muss ich schauen: Behält Volkswagen mich oder wollen Sie mich rauswerfen - das weiß ich zurzeit nicht. Ich werde auf jeden Fall weiter alles geben - und ich werde auch weiter für meine Zukunft streikbereit sein.
Es gibt Familien, die komplett auf ihren Job hier angewiesen sind. Zitat von Celine Yantut, Azubi in BaunatalZitat Ende
Wir müssen alle sehen, wo wir bleiben. Es wird alles immer teurer und ich möchte irgendwann ausziehen und eine Familie ernähren. Es gibt Familien, die komplett auf ihren Job hier angewiesen sind. Die haben keinen Plan B.
Vielleicht werde ich doch noch studieren oder Ausbildungsbeauftragte werden. Zu wissen, dass ich hier vielleicht gar keine Zukunft habe, darüber mache ich mir viele Gedanken."
Yasemin Cinar (25)
... ist Industriemechanikerin und verspürt große Unsicherheit.
Ende der weiteren Informationen"Ich habe mit gestreikt, um ein Zeichen zu setzen, dass es so nicht weitergeht. Wir haben keine Einnahmen mehr, wir können die Familie nicht mehr ernähren.
Alles hängt am seidenen Faden. Wir müssen den Standort wechseln, sollte das Werk schließen. Ich fordere, dass sich was ändert und wir ein bisschen Einsicht vom Vorstand bekommen, dass der Standort hier erhalten bleibt."
Cillian Karl
... hat Sorge, dass immer mehr Werke schließen müssen.
Ende der weiteren Informationen"Die Stimmung ist nicht gut, weil es der Firma schlecht geht. Ich habe Sorge, dass Werke schließen - und dass es dann weitergeht und nicht mehr aufhört."
Yusuf Simsek (19)
... ist Industriemechaniker im dritten Lehrjahr und sieht seine Zukunft gestohlen.
Ende der weiteren Informationen"Ich will ein klares Zeichen setzen, dass mit meiner Zukunft hier nicht gespielt wird. Die Ausbildung habe ich hier angefangen, weil ich einen sicheren Arbeitgeber wollte und meine Zukunft hier sehe. Die wird mir gerade gestohlen. Die Stimmung im Werk ist sehr angespannt, weil keiner weiß, wie es weitergeht."