Neues Gesprächsformat in Neuhof K+S startet Dialog-Offensive für Bürger am Kaliberg
In der Diskussion über den Kaliberg und Umweltschutz ist K+S zuletzt in die Defensive geraten. Nun zeigt sich das Bergbau-Unternehmen gesprächsbereit. Besucher fragten sich beim Auftakt: PR-Manöver oder ehrliche Offenheit?
Schwelenden Streit und großen Gesprächsbedarf gibt es seit längerem rund um den Kaliberg am K+S-Werk Neuhof (Fulda). Das Bergbau-Unternehmen aus Kassel liegt mit besorgten Anwohnerinnen und Anwohnern, einer Bürgerinitiative sowie Verbänden wegen Umweltschutz-Fragen im Clinch.
Dabei geht es um die zentrale Frage, was K+S gegen die zunehmende Versalzung von Böden und Gewässern rund um das Bergwerk unternimmt. Ebenfalls heiß diskutiert: Was geschieht künftig mit dem Kaliberg, einer gewaltigen Ansammlung von Abfällen des Salzabbaus unter Tage?
Über die Zukunft des Kalibergs sprechen die Streitparteien - noch ohne nennenswerte Ergebnisse - an einem sogenannten Runden Tisch. Um aber nun die Bürger einzubinden, hat K+S ein neues Dialogformat gestartet. Werksleiter Stefan Weber stellte es am Donnerstagnachmittag vor.
Zweimal im Monat Sprechstunde in der Kantine
Jeden ersten und dritten Donnerstag (16 bis 18 Uhr) können Interessierte ohne Voranmeldung in die Kantine des Werks in Neuhof kommen. Dort können Fragen gestellt, Anregungen und Kritik vorgebracht werden. Statt einer knackigen Wurst oder einem herzhaften Eintopf gibt es dann eine doppelte Portion an Information.
Auf zahlreichen Stellwänden sind Bilder und Grafiken angebracht. Die Info-Tafeln strotzen vor Informationen, Zahlen und Fakten. Der Eindruck: Die Besucherinnen und Besucher müssen schon sehr tief in die Materie eintauchen, um sich ansatzweise mit den K+S-Experten auf Augenhöhe austauschen zu können.
Einfach gesagt geht es um das Werk und seine Zukunft, die Produkte, die Halde der Bergbau-Rückstände und wie verhindert werden könnte, dass immer mehr Salzabwasser in die Umwelt gelangt. Zum Beispiel, wenn Regen auf den Kaliberg fällt.
Mehr Experten als Bürger beim Auftakt
Viele Besucherinnen und Besucher kamen am Donnerstag zum Start des Dialogformats nicht. Vielleicht etwas mehr als ein Dutzend Menschen in der ersten Stunde. So war die Heerschar der von K+S aufgebotenen Experten deutlich in der Überzahl und entsprechend unterfordert.
Werksleiter Weber, der sich in 16 Jahren vom Steiger zum Standort-Chef hochgearbeitet hat, ist aber zuversichtlich, dass sich der Austausch noch ergeben wird und Interessierte das Angebot annehmen.
"Ich erhoffe mir, mit diesem neuen Dialogformat mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen", so Weber. Man wolle "Probleme, die um das Werk und Halde existieren, offen ansprechen und Transparenz vermitteln." So soll gemeinsam an Problem-Lösungen gearbeitet werden.
Verbaler Schlagabtausch unterbunden
Der Austausch in der Kantine sei vergleichbar mit einem Gespräch auf einem Marktplatz, sagte Weber. Was und wie es dort angeboten wird, gefiel zum Start aber nicht jedem. Mitglieder einer Bürgerinitiative beäugten die orchestrierte Info-Offensive von K+S und hielten sich nicht lange zurück mit kritischen Nachfragen vor versammelter Mannschaft.
So richtig recht zu sein schien das dem mit Headset und Spickzetteln ausgestattetem Werksleiter aber nicht. Weber bat darum, Fragen lieber im Zwiegespräch zu erörtern - eine Taktik, die freilich dazu führt, dass sich die Stimmung nicht aufheizt wie bei einem verbalen Schlagabtausch in größerer Runde. So beruhigte sich die Lage.
PR-Aktion oder ehrlicher Dialog?
Mit einer reinen Marketing-Maßnahme hatte Peter Veckenstedt gerechnet, bevor er das Info-Angebot von K+S in den Blick nahm. Doch der Vertreter der Bürgerinitiative Umwelt Neuhof sah, dass sich K+S womöglich offen zeige für die Kritik-Vorschläge, Salzabfälle wieder unter die Erde zu bringen. "Es kommen Ideen. Es gibt Berechnungen, die durchaus interessant sind." Er habe den Eindruck, dass sich K+S für Diskussionen öffne: "Das ist ein Pluspunkt."
Noch vollkommen unklar ist, wie es mit dem Kaliberg nach dem Ende des Bergbaus in ferner Zukunft weitergeht. K+S wollte ihn einst mit einer dicken Schicht aus Bauschutt und Abfällen bedecken, begrünen und so sicher für die Zukunft machen.
An dem Mammutprojekt entzündete sich Kritik. Denn es dauert jahrzehntelang, bringt Transporte und Lärm mit sich und verbraucht weitere Flächen am Bergwerk. Nachdem es sogar Demonstrationen gab, kippte K+S die Pläne.
Suche nach Umweltschutz-Maßnahmen
Seitdem sitzt K+S mit Interessenvertretern wie der Kommune, der Bürgerinitiative und anderen zusammen und sucht nach Lösungen. "Ergebnisoffen", wie K+S betont. Man wolle untersuchen, mit welchen Maßnahmen die Umweltbelastungen durch Versalzungen am besten eingedämmt werden können.
Dies passiert bei Sitzungen am Runden Tisch. Am Rande mitreden dürfen nun auch die Bürgerinnen und Bürger im neuen Dialogformat. Mitspracherecht bei der Zukunftsentscheidung haben sie allerdings nicht.