Gewebe aus dem Labor Künstliches Gewebe für weniger Tierversuche - Merck kauft Spezialfirma
Der Pharmakonzern Merck übernimmt ein niederländisches Unternehmen, das auf Gewebe aus dem Labor spezialisiert ist. Damit möchten die Darmstädter unabhängiger von Tierversuchen sein.
Der Darmstädter Pharmakonzern Merck hat das niederländische Unternehmen HUB Organoids Holding mit 70 Beschäftigten übernommen. Damit will Merck nach eigenen Angaben einen Schritt weg von Tierversuchen machen.
Das übernommene Unternehmen gilt laut einer Mitteilung vom Dienstag als Pionier im Bereich der Organoide - das sind winzige künstliche Zellen, die innere Organe modellieren können und sogar organähnliche Eigenschaften haben.
Weniger Tierversuche und schnellere Entwicklung
Diese Zellkulturmodelle hätten das Potenzial, die Abhängigkeit der Pharmabranche von Tierversuchen zu verringern, die Entwicklung von Arzneien zu beschleunigen und das Verständnis von Krankheitsbehandlungen zu verbessern, erklärte Merck. Angaben zum Kaufpreis gab es nicht. Der Deal soll Ende Dezember abgeschlossen werden.
Gerade für die Forschung zu Behandlungsmethoden schwieriger Krankheiten böten Organoide "einen entscheidenden Einblick in biologische Systeme", sagte Jean-Charles Wirth, Leiter Science & Lab Solutions in der Laborsparte von Merck.
Langfristig ohne Tierversuche
Das Potenzial von Organoiden passe zudem zu den Ambitionen von Merck, langfristig ohne Tierversuche auszukommen. So seien Forscher durch die Verwendung von Organoiden weniger auf Tierversuche angewiesen, da Schritte im Forschungs- und Entwicklungsprozess entfielen.
Es ist nicht die erste Übernahme durch Merck in jüngster Zeit: Erst im Juli hatte der Konzern den Kauf des französischen Mess-Spezialisten Unity-SC angekündigt, um sein Geschäft mit Materialien für die Halbleiterindustrie zu stärken. Im August hatte Merck zudem die Übernahme des US-Unternehmens Mirus Bio abgeschlossen.