Tödliche Folgen Frankfurt und Wiesbaden haben schmutzigste Luft in Hessen

Nirgendwo in Hessen ist die Luftverschmutzung so hoch wie im Rhein-Main-Gebiet. Besonders betroffen sind Frankfurt und Wiesbaden. Die gesundheitlichen Risiken können enorm sein.

Autos und Lkw auf einer Straße in Frankfurt
Viel Vekehr auf den Frankfurter Straßen sorgt für schlechte Luft. Bild © picture-alliance/dpa

Viel Verkehr, viele Heizungen, viel Industrie - in großen Städten kommt häufig alles zusammen. Die Folge ist schlechte Luft, die die Gesundheit der Menschen belastet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat nun neue Zahlen der Europäischen Umweltagentur ausgewertet.

Das Ergebnis: Frankfurt und Wiesbaden liegen bei der Belastung mit Stickstoffdioxid und Feinstaub hessenweit vorn. Auch Darmstadt, Offenbach und Groß-Gerau schneiden schlecht ab.

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Gesundheitliche Folgen der Luftverschmutzung

"Frankfurt ist der dicht besiedeltste Ballungsraum mit großem Verkehrsaufkommen. Hinzu kommen viele Heizungen, darunter auch Holzheizungen, die zusätzlich Feinstaub produzieren," erklärt ein Sprecher der DUH dem hr.

Die gesundheitlichen Folgen seien fatal: Atemwegserkrankungen, Herzprobleme und eine geringere Lebenserwartung. "Schlechte Luft verkürzt das Leben, das ist unbestritten," sagt Diana Rose vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) dem hr.

Besonders gefährdet seien Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen.

Wie viele Menschen sterben durch Luftverschmutzung?

Die Deutsche Umwelthilfe rechnet die Schadstoffbelastung in vorzeitige Todesfälle um. Laut ihren Berechnungen sterben in Frankfurt 77 Menschen pro 100.000 Einwohner früher wegen der schlechten Luft, in Wiesbaden sind es 69. Auch Offenbach (68), Groß-Gerau (61) und Darmstadt (60) weisen hohe Werte auf.

Diese Berechnung ist unter Fachleuten aber umstritten, erklärt Rose vom HLNUG: "Kein Arzt schreibt Luftverschmutzung als Todesursache in den Totenschein." Es seien Schätzungen, die das Problem verdeutlichten, aber keine direkte Kausalität belegen könnten.

Durch die Untersuchung der Luftqualität einzelner Orte und der Häufigkeit von Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen könne aber eine relativ verlässliche Maßgröße ermittelt werden. Fest stehe: "In Regionen mit hoher Luftverschmutzung treten mehr Todesfälle auf, die auf Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zurückgehen", so Rose.

Frankfurt verweist auf Verbesserungen

Die Stadt Frankfurt teilte dem hr mit, dass die hohe Dichte an Einwohnern und Arbeitsplätzen den Pendlerverkehr fördere - und dieser wiederum zu mehr Schadstoffen in der Luft führe. Trotzdem habe sich die Luftqualität in den vergangenen Jahren verbessert.

"An der Messstation Friedberger Landstraße ist die Stickstoffdioxidbelastung von 41,7 Mikrogramm pro Quadratmeter im Jahr 2019 auf 25,8 Mikrogramm pro Quadratmeter im Jahr 2023 gesenkt worden", sagte Susanne Schierwater vom Umweltdezernat. Alle geltenden Grenzwerte würden nun "flächendeckend eingehalten und deutlich unterschritten".

Frankfurt setzt auf den sogenannten "Luftreinhalteplan". Sollte die Schadstoffbelastung an einer Messstelle den Wert von 41 Mikrogramm pro Quadratmeter Stickstoffdioxid überschreiten, seien Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge vorgesehen. Doch "wegen des Rückgangs der Schadstoffbelastung" seien diese bisher nicht nötig gewesen. Die Hauptquelle der Luftverschmutzung sei der Verkehr.

Die jahrelange Überschreitung der Grenzwerte sei durch den Dieselskandal und die überhöhten Abgasemissionen verursacht worden. Der Anteil an älteren Fahrzeugen sei inzwischen gesenkt worden. Weitere Quellen seien Gebäudeheizungen und die Industrie.

Wiesbaden: "Luftqualität hat entscheidende Wirkung auf Gesundheit"

Auch die Stadt Wiesbaden teilte dem hr mit, dass die Luftqualität in der Stadt in den vergangenen Jahren bereits deutlich besser geworden sei.

"Die Stickstoffdioxid-Belastung an der Messstation Wiesbaden Ringkirche ist von 53 Mikrogramm pro Quadratmeter im Jahr 2015 auf 26 Mikrogramm pro Quadratmeter im Jahr 2024 gesunken", so der Umweltreferent der Stadt, Achim Lotz - eine Halbierung der Werte. Auch bei Feinstaub liegen die aktuellen Werte demnach bereits unter den ab 2030 verschärften Grenzwerten.

"Grundsätzlich hat die Luftqualität eine entscheidende Wirkung auf die Gesundheit der Menschen, erkennt Lotz an. Wiesbaden setze auf verschiedene Maßnahmen, um die Luftqualität weiter zu verbessern, etwa mehr Elektrobusse im ÖPNV, den Ausbau des Radwegenetzes, Tempo-Reduzierungen auf 30 und 40 km/h oder die Förderung emissionsarmer Heiztechnologien.

Umwelthilfe fordert strengere Maßnahmen

Die Hauptquelle der Luftverschmutzung in Wiesbaden ist laut Stadtverwaltung der Kfz-Verkehr (62% der Stickstoffdioxid-Emissionen), gefolgt von Gebäudeheizungen und Industrie.

"Die Luftqualität hat sich langsam verbessert, sodass wir immerhin die Grenzwerte einhalten", erkennt auch der Sprecher der DUH an. "Aber dass die Grenzwerte zu schwach sind, erkennen wir daran, dass es immer noch so viele Todesfälle und Neuerkrankungen gibt."

Die DUH fordert, dass die neuen EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe schon 2028 gelten - nicht erst zwei Jahre später. Außerdem solle Deutschland die strengeren WHO-Richtlinien bis 2035 umsetzen.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de