Bis zu 150 Mitarbeitende betroffen Mathilden-Hospital in Büdingen schließt Großteil der Stationen
Am Mathilden-Hospital in Büdingen verlieren bis zu 150 Beschäftigte ihren Job. Der private Betreiber will vor allem die stationäre Versorgung einsparen und unter anderem die Notaufnahme schließen. Für Menschen in der Region bedeutet das deutlich längere Wege.
Das Mathilden-Hospital in Büdingen (Wetterau) steht vor einem tiefgreifenden Umbau. Wie der Betreiber des Krankenhauses, die Bergman Clinics Deutschland Gruppe, jetzt mitteilte, soll die Psychiatrie des Hauses ausgebaut und das ambulante Operationszentrum sowie das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) erweitert werden.
Die stationäre Versorgung in den Bereichen Chirurgie, Innere Medizin, HNO, Intensivstation und Notaufnahme werde dagegen geschlossen. Hier werde eine Versorgung durch andere Krankenhausstandorte der Region weiter gewährleistet, hieß es.
Die Entscheidung zur Stärkung der Psychiatrie sei dadurch motiviert, dass der Standort Büdingen in diesem Segment den größten Beitrag zur Sicherung der Patientenversorgung in der Region leisten könne, sagte ein Sprecher des Bergman-Konzerns. Die Region sei hier deutlich unterversorgt - bei gleichzeitig steigendem Bedarf.
Seit Montag Gespräche mit dem Betriebsrat
Von der Schließung betroffen sind demnach 100 bis 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Beschäftigten seien nach Angaben des Konzern-Sprechers am Dienstag in einer Mitarbeiterversammlung informiert worden. Seit Anfang der Woche gebe es Gespräche mit dem Betriebsrat, auch zum Sozialplan. Das Haus schreibe Defizite, die einen wirtschaftlichen Betrieb nicht möglich machen. Genaue Zahlen teilte der Konzern auf Nachfrage nicht mit.
Der Betriebsrat äußerte sich entsetzt. Dass die Finanzierung des Krankenhauses immer schwieriger werde und dass gespart werden müsse, sei lange klar gewesen, sagte die Ärztin und Betriebsrätin Beatrix Schlömann dem hr. Von der Nachricht einer Teilschließung seien die meisten Mitarbeitenden aber überrascht worden.
Auch der Zeitplan sei "unfassbar", sagte sie weiter, und so kurzfristig nicht durchsetzbar. Für viele Mitarbeitende sei der Vorgang "massiv emotional". Das Krankenhaus gehöre seit über 150 Jahren zu Büdingen. Der Betriebsrat werde versuchen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.
Stadt und Kreis üben Kritik
Bürgermeister Benjamin Harris (CDU) zeigte sich besorgt von den Plänen: "Das wird nicht nur die Qualität der Notfallversorgung für unsere Bürger erheblich beeinträchtigen, das wird auch die Attraktivität unserer Stadt verringern", sagte er dem hr. Er appelliere an die Verantwortlichen, die Pläne zu überdenken und eine medizinische Versorgung sicherzustellen, die den tatsächlichen Bedürfnissen entspreche.
Der Wetteraukreis will die Auswirkungen der angekündigten Teilschließung umgehend prüfen - sowohl für die Menschen in Büdingen, für andere Krankenhäuser als auch für das Rettungswesen in der Region.
Landrat Jan Weckler (CDU) kritisierte die Pläne scharf: "Die Teilschließung ist das Ergebnis einer strukturellen Unterfinanzierung der Krankenhäuser und wird spürbare Auswirkungen auf die umliegenden Kliniken, den Rettungsdienst und vor allem die Bürgerinnen und Bürger haben. Sie werden längere Wege in Kauf nehmen müssen." Von Seiten des Klinikbetreibers habe es keinerlei direkte Abstimmung oder Einbindung gegeben.
Umbau beginnt im Frühsommer
Wann genau der Umbau beginne, sei abhängig von den Gesprächen zum Sozialplan, hieß es vom Konzern. Möglich sei der Frühsommer, bis dahin stünden alle Bereiche wie gehabt zur Verfügung. Die ambulante Notfallversorgung im MVZ sei zu den entsprechenden Öffnungszeiten sichergestellt und werde künftig ausgebaut.
Hintergrund sei auch die von der Bundesregierung geplante Krankenhausreform. Diese sei zwar noch nicht durch, aber es sei bereits klar abzusehen, dass sich Kliniken im ländlichen Raum spezialisieren sollen. Darauf reagiere der Konzern.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 24.04.2024, 19.30 Uhr
Redaktion: Sonja Fouraté, Marc Klug, Emal Atif