Nach Streit um Krankheitswelle unter Fahrern Busse in Limburg fahren fast wieder nach Plan

In Limburg verkehren wieder Busse auf fünf der sechs städtischen Linien. Noch holpert es, am Montag soll dann alles wieder wie gewohnt laufen. Über die Ursache für die Ausfälle wird gestritten.

Leere Bushaltestelle in Limburg, dahinter eine Kirche.
Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht. Bild © Imago Images
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Nach zwei Tagen mit zahlreichen Busausfällen normalisiert sich der Verkehr in Limburg am Freitag wieder. Die Busse auf den Linien 1, 2, 3, 5 und 6 fahren wieder, wenn auch unter Einschränkungen, wie die Stadt am Freitagmorgen mitteilte.

Auf der Linie 1 beginne der Betrieb später, die Linie 6 höre früher auf. Auf der Linie 4 fuhren auch am Freitag vorerst keine Busse. Ab Montag werde der Busbetrieb wieder nach Plan laufen, kündigte die Stadt an.

Vier von sechs Linien waren ausgefallen

Am Mittwoch und Donnerstag waren in Limburg vier von sechs Buslinien ausgefallen. Auf den Linien 1, 2, 3 und 4 fuhren keine Busse, die Linien 5 und 6 verkehrten nur eingeschränkt. Die Stadt hatte von einer "Ausnahmesituation" für Limburgs Nahverkehr gesprochen.

Über den Grund für die zahlreichen Ausfälle in dieser Woche wurde gestritten. Das zuständige Busunternehmen und seine Busfahrer hatten unterschiedliche Erklärungen für die Verkehrsbeeinträchtigungen in Limburg.

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Zwölf Krankschreibungen an einem Abend

Zwölf Busfahrer hatten sich nach Angaben des zuständigen Busunternehmens am Dienstagabend krankgemeldet. Sechs Fahrer seien zu der Zeit bereits krankheitsbedingt ausgefallen, sagte Geschäftsführer Thomas Reichwein vom Busbetrieb Käberich aus Niederaula (Hersfeld-Rotenburg).

Der Betrieb übernimmt derzeit den Auftrag des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) für die städtischen Linien in Limburg. Reichwein ging davon aus, dass die plötzliche Krankheitswelle bei seinen Mitarbeitern nur ein Vorwand ist. Er vermutete hinter den zwölf gleichzeitigen Krankmeldungen einen unausgesprochenen Protest im Streit um die Auszahlung einer Inflationsausgleichsprämie, wie er im Gespräch mit dem hr am Mittwochabend sagte.

Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro

Anfang Juni hatte die Gewerkschaft Verdi einen Tarifvertrag mit dem Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) ausgehandelt, der die privaten Busunternehmen im öffentlichen Nahverkehr vertritt. Dieser sah unter anderem einen Inflationsausgleich von 3.000 Euro vor. Nach Verdi-Angaben aus dem Juni sollte diese in drei Raten zu je 1.000 Euro im Juli, September und November ausgezahlt werden.

Der Omnibusbetrieb hatte nach eigenen Angaben im Juli zunächst nur 500 Euro Inflationsausgleich an seine Fahrer gezahlt. Reichwein sagte, er habe die Prämie von insgesamt 3.000 Euro in sechs Raten zahlen wollen. Bis zum Jahreswechsel läuft der Auftrag des Busbetriebs Käberich für die Stadtlinien noch mit dem RMV.

Busfahrer bekräftigt: Ausfälle wegen Krankheit

Dass Reichwein alle sechs Raten je 500 Euro auch wirklich auszahlen wollte, bezweifelte ein Busfahrer des Unternehmens. Wie der Fahrer, der anonym bleiben möchte, dem hr am Donnerstag sagte, rechnen viele Fahrer im Betrieb nicht mehr damit.

Dennoch habe er sich am Dienstag nicht aus Trotz, sondern aus gesundheitlichen Gründen bei seinem Arbeitgeber krank gemeldet. Nach dem Rekordhitze-Tag habe er abends an Beschwerden wie Übelkeit gelitten, sagte er. An dem Tag seien in einigen Bussen die Klimaanlagen ausgefallen. Ein Bus erhitze sich dann auch schnell auf über 40 Grad, wie er berichtete.

Tarifvertrag für Unternehmen im Verband verpflichtend

Einer Sprecherin der Gewerkschaft Verdi für Hessen zufolge ist die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie in den vorgegebenen Abständen rechtlich bindend - vorausgesetzt das Unternehmen ist Mitglied im LHO.

Der Busbetrieb Käberich sei zwar kein Mitglied in dem Verband und somit nicht rechtlich verpflichtet, die Prämie zu zahlen, "an und für sich sollte er sich an den Tarifvertrag halten, er wurde für repräsentativ erklärt", teilte die Verdi-Sprecherin am Donnerstag mit. Reichwein zahle den Tarif "angelehnt".

Der private Busbetrieb fahre zudem in Limburg öffentlich finanzierte Linien des RMV. "Den Zuschlag erhalten eigentlich nur Unternehmen, die LHO-Mitglied sind und den Tarif anwenden", erklärte die Sprecherin.

Verdi: Vorwürfe sind "ungeheuerlich"

Der Ärger der Busfahrer über die ausstehenden Zahlungen der Prämie sei der Gewerkschaft bekannt, teilte die Sprecherin weiter mit. Verdi kritisierte die Zweifel des Unternehmers an den Krankmeldungen seiner Angestellten. Reichweins Vorwürfe seien "ungeheuerlich", ein hoher Krankenstand bei extremem Wetter nicht ungewöhnlich.

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Redaktion: Sophia Averesch

Quelle: hessenschau.de, mit Informationen von Elisabeth Czech