Nassauische Heimstätte 34 Wohnungen in Frankfurt wegen Einsturzgefahr evakuiert
Wegen akuter Einsturzgefahr haben 34 Mietparteien einer Wohnanlage der Nassauischen Heimstätte in Frankfurt-Sindlingen ihre Wohnungen kurzfristig verlassen müssen. Die Ursache wird noch untersucht.
Ein Albtraum durchzieht die Küferstraße in Frankfurt-Sindlingen. 34 Wohnparteien erfuhren am Montag, dass sie wegen akuter Einsturzgefahr umgehend ihre Wohnungen verlassen müssen. Betroffen sind zwei Häuserblocks aus den 1960er-Jahren der Nassauischen Heimstätte (NH). Die Bewohner wurden in einem Hotel untergebracht, wie die NH mitteilte.
Die Gefahr sei aufgefallen, nachdem die öffentliche Wohngesellschaft Probebohrungen in dem 60 Jahre alten Gebäude durchgeführt habe. Das Ergebnis: Drei der sechs Einheiten müssten geräumt werden, weil die Gebäude marode und Decken einsturzgefährdet seien.
Überraschung für Mieter
Insgesamt sind 49 Wohnungen betroffen. Die ersten Bewohner sind bereits im Januar auf Kosten der NH ins Hotel gezogen. In den kommenden Wochen sollen die anderen Einheiten der Wohnblocks untersucht werden. Möglicherweise sei das Problem noch größer.
Die Mieter in den benachbarten Gebäuden in der Küferstraße 35 bis 37 müssten bisher keine Befürchtungen haben, ihre Wohnungen verlassen zu müssen. Das bestätigte Frank Junker, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft ABG, der Frankfurter Rundschau am Mittwoch.
Einige Mieter seien durch eine plötzliche Kehrtwende der NH überrascht worden, erklärten sie dem hr. Nachdem einem Mieter im Januar in einem Brief der Nassauischen Heimstätte mitgeteilt wurde, dass seine Wohnung nicht betroffen sei, müsse er nun doch seine Wohnung verlassen.
Ein anderer Mieter sagte dem hr, dass er vor allem über die Kurzfristigkeit der Mitteilung verwundert sei: "Wo sollst du hin? Ich komme aus dem Urlaub um 22 Uhr und habe einen Zettel an der Tür, auf dem steht, dass ich die Wohnung verlassen muss."
Bewohner können wahrscheinlich nicht zurück
Was mit den maroden Häusern passieren soll und ob die restlichen Bewohner bleiben dürfen, werde noch geklärt. "Aktuell gehen wir davon aus, dass wir die Gebäude dauerhaft räumen müssen. Eine Sanierung ist so aufwendig, dass es eine ganze Weile dauern wird", sagte der Sprecher der Nassauischen Heimstätte, Jens Duffner. "Die zweite Option ist, dass wir hier abreißen und neu bauen. Auch das ist zeitaufwendig. Dass die Mieter hier in die Wohnung zurück können, ist eher unwahrscheinlich."
Die genauen Gründe für die Einsturzgefahr werden noch untersucht. Am Alter dürfte es eigentlich nicht liegen. "Nach der statischen Berechnung von 1960 für Sindlingen sollten die Gebäude deutlich länger als 60 Jahre nutzbar sein, um dort in Ruhe und ohne Gefahr leben zu können", erklärte der Präsident des Baugewerbes Hessen, Thomas Reimann, dem hr.
Forderung nach Aufklärung
Der ehrenamtliche Frankfurter Stadtrat, Sieghard Pawlik (SPD), hat dafür gesorgt, dass die maroden Gebäude aus Sindlingen in der nächsten Stadtverordnetenversammlung diskutiert werden. Er ist auch Vorsitzender des Mieterbundes Hoechster Wohnen und fordert eine gründliche Untersuchung durch die NH.
"Ich erwarte von der Nassauischen Heimstätte, dass sie alle Hebel in Bewegung setzt, um hier die Sachverhalte zweifelsfrei intensiv zu klären mit dem Ziel, möglichst schnell diesen Wohnraum wieder zur Verfügung stellen zu können", sagte er.
Für Mieter sollen neue Wohnungen gefunden werden
Betroffene Mieterinnen und Mieter berichteten von einer emotional belastenden Situation.
Die NH hat eine Taskforce gebildet. Zwei Mitarbeiter suchen demnach für die Betroffenen neue Wohnungen. Den 15 Mietparteien, die im Januar ausziehen mussten, wurden laut der Wohnungsgesellschaft innerhalb von 14 Tagen jeweils ein Angebot vorgelegt. Sechs seien bereits in eine neue Wohnung umgezogen. In Kürze sei mit weiteren Umzügen zu rechnen.
Redaktion: Emal Atif, mit Informationen von Frank Angermund (hr-iNFO)
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 14.02.24, 19.30 Uhr