Flag-Football-Programm NFL-Werbung an hessischen Schulen sorgt für Kritik
Die US-amerikanische Football-Liga NFL drängt massiv auf den deutschen Markt. Sie trägt Liga-Spiele hier aus, auch in Frankfurt, und bringt Football an die Schulen. Daran gibt es jetzt Kritik in Hessen.
Wo immer die NFL in Deutschland auftaucht, wird sie begeistert empfangen. Für das Liga-Spiel in München im vergangenen Jahr gab es angeblich drei Millionen Ticket-Anfragen und auch in Frankfurt wird in diesem Jahr ein Spiel ausgetragen.
Beim Karnevalsumzug in Düsseldorf jubelten tausende Narren dem NFL-Motivwagen zu und Schulen in ganz Deutschland machen mit beim "Flag-Football"-Programm der NFL. Der Schul-Football zieht jetzt allerdings Gewerkschaftskritik auf sich.
Gewerkschaft will Schüler schützen
Mit einem Umsatz von 17 Milliarden Dollar sei die NFL vor allem ein Wirtschaftsunternehmen, sagt Thilo Hartmann, der Hessen-Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Jetzt versuche der US-Gigant, seine Liga in Deutschland zu vermarkten. Hinter dem Schulprogramm der NFL stehe also auch kommerzielles Interesse. "Und davor müssen wir unsere Schüler eigentlich schützen", so Hartmann.
Im Unterricht dem Ei nachjagen, dem ovalen Football-Spielgerät, das sieht das Hessische Kultusministerium weniger kritisch. Das sei "aktivierende Bewegungsförderung".
Von teilnehmenden Schulen habe es "ausschließlich positive Resonanz" gegeben. Das Ministerium sei von Anfang an informiert gewesen und habe das Programm für gut befunden.
Flag Football als Teil des Schulsports
Das US-Unternehmen gestaltet somit indirekt den Unterricht in Hessen mit. Laut Ministerium bildet die Agentur Sportfive im Auftrag der NFL Sportlehrer aus - alles in deren Arbeitszeit. Die Lehrer nehmen dann Flag Football in den normalen Sportunterricht auf. Was eigentlich auf dem Lehrplan steht, muss warten.
20 Schulen aus Frankfurt und Umgebung haben im vergangenen Jahr mitgemacht, gibt das Ministerium an. In diesem Jahr geht das Programm in die nächste Runde. Die NFL sorgt dabei für das richtige Profi-Feeling: Schulen bekommen Trikots und Bälle mit NFL-Logo.
So auch das Frankfurter Goethe-Gymnasium, das mit zwei siebten Klassen teilgenommen hat. Die 7d gewann sogar mehrere Schulturniere, vor Bandenwerbung der NFL und der Deutschen Kredit-Bank, des Werbepartners der NFL.
NFL sieht kein kommerzielles Interesse
Die NFL selbst spricht bei ihrem Flag-Football-Programm nicht von kommerziellem Interesse. In einer Mail an den hr heißt es, das Programm solle Werte fördern wie "Respekt, Verantwortung, Integrität und Durchhaltevermögen, sowie die Wichtigkeit eines gesunden, aktiven Lebensstils".
Der NFL-Werbepartner DKB AG argumentiert genauso. Die Werbebotschaften der Bank träten "deutlich hinter den schulischen Nutzen zurück". Es gehe um die Sportbegeisterung der Schüler. Und: Man halte sich an die Vorgaben des Landes Hessen für Sponsoring an Schulen.
GEW fordert Schule als werbefreien Raum
Die GEW beharrt dagegen auf ihrer Position: Schule - auch Schulturniere - müssten ein werbefreier Raum bleiben. Dafür zu sorgen sei Aufgabe des Hessischen Kultusministeriums.
Gewerkschaftschef Hartmann fordert deshalb die Einrichtung einer Clearingstelle am Ministerium, die solche Programme in Zukunft vorher unter die Lupe nimmt.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 13.03.2023, 19.30 Uhr
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