Öffentlicher Dienst Keine U-Bahnen, Kitas dicht: Tausende im Warnstreik

In Frankfurt fahren heute weder Straßen- noch U-Bahnen – und das ist nicht alles. Der Warnstreik im öffentlichen Dienst legt viele Bereiche lahm. In Hessen gingen rund 5.500 Beschäftigte auf die Straße.

Der Eingang zu einer U-Bahn-Station "Frankfurt Messe/Festhalle" ist zwar beleuchtet, aber mit einem Gitter verschlossen.
Die geschlossene U-Bahn-Station Festhalle/Messe in Frankfurt am Mittwochmorgen. Bild © hr
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Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst sind in vollem Gange: Für den heutigen Mittwoch rief die Gewerkschaft Verdi Beschäftigte in Hessen zur Arbeitsniederlegung auf. In Frankfurt, dem Rhein-Main-Gebiet und Südhessen sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes den kompletten Tag über streiken.

Hintergrund sind die stockenden Tarifverhandlungen mit Bund und Kommunen. Sie sollen in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Bereits am Dienstag hatten Beschäftigte in Marburg und dem Kreis Marburg-Biedenkopf die Arbeit niedergelegt.

Hier wird heute in Hessen gestreikt

Für die Region rund um Frankfurt hat Verdi in folgenden Bereichen zum Warnstreik aufgerufen:

  • Frankfurter Verkehrsgesellschaft (U-Bahnen und Trams)
  • Kommunale Beschäftigte der Stadt Frankfurt inkl. Eigenbetriebe und Stadtentwässerung
  • Städtische Bühnen Frankfurt
  • Klinikum Höchst
  • Stadt Offenbach inklusive Mainarbeit
  • Städte und Gemeinden in den Kreisen Main-Taunus, Hochtaunus, Wetterau und Offenbach
  • Rettungsdienst Offenbach
  • Beschäftigte freier Träger von Kitas
  • Beschäftigte der Lahn-Dill-Kliniken
  • Öffentlicher Dienst in Wetzlar und im Lahn-Dill-Kreis
  • Behinderteneinrichtungen
  • Altenhilfe

Tram- und U-Bahnlinien in Frankfurt betroffen

Neun von zehn U-Bahn- und Straßenbahnlinien in Frankfurt blieben im Depot, wie Verdi-Sprecher Mathias Venema sagte. Die Fahrgäste bat der Gewerkschafter um Verständnis. Es gebe in Frankfurt mit S-Bahnen, Regionalzügen und städtischen Buslinien Alternativen zu U- und Straßenbahnen.

Die Kollegen der U- und Straßenbahnen benötigten angesichts höherer Lebenshaltungskosten mehr Geld und auch die von der Gewerkschaft geforderten Entlastungstage. Die Arbeitsniederlegungen seien bis zum Schichtende vorgesehen, am Donnerstag sollen U- und Straßenbahnen dann wieder wie gewohnt fahren.

Am Mittag zeigte sich Verdi zufrieden mit der Streikbeteiligung. Hessenweit hätten 5.500 Menschen an Streikdemonstrationen und Kundgebungen teilgenommen. Rund 3.500 Mitarbeiter beteiligten sich demnach auf einem Demonstrationszug durch die Frankfurter Innenstadt. In Darmstadt protestierten nach Gewerkschaftsangaben 1.000 Menschen, in Wetzlar 500, in Rüsselsheim 350 und in Riedstadt 200.

"Wir haben ein deutliches Signal an die Arbeitgeber gesendet, damit sie in der nächsten Runde ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen", sagte Venema.

Auch Lahn-Dill-Kliniken betroffen

Auch in Südhessen finden am Mittwoch Warnstreiks statt. Betroffen sind Darmstadt, sowie Kommunen im Kreis Darmstadt-Dieburg und im Kreis Groß-Gerau. In Darmstadt, Rüsselsheim und Riedstadt fanden Demonstrationen und Kundgebungen statt.

In Rüsselsheim versammelten sich nach Angaben der Gewerkschaft 350 bis 400 Teilnehmer. Dort vom Warnstreik betroffen sind unter anderem Kinderbetreuung, Rathaus und Müllentsorgung.

Nach Auskunft einer Verdi-Sprecherin streiken Beschäftigte auch anderswo unter anderem in der öffentlichen Verwaltung, in Kitas, Schwimmbädern, auf Friedhöfen, bei der Müllabfuhr und zahlreichen anderen Einrichtungen.

Streikendes Kita-Personal in Darmstadt.
Streikendes Kita-Personal in Darmstadt. Bild © hr

In Wetzlar sowie dem gesamten Lahn-Dill-Kreis sind die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zum Warnstreik aufgerufen, die Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar, Braunfels und Dillenburg sind davon ebenso betroffen.

Was Verdi im öffentlichen Dienst fordert

Die zum Warnstreik aufgerufenen Beschäftigten "machen die Arbeit der öffentlichen Daseinsvorsorge, die Arbeit des Staates", so Verdi. Sie müssten zwingend gestärkt werden, statt wie zuletzt "kaputtgespart" und an die Belastungsgrenze gebracht.

Verdi fordert ein Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantengehalte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Auch drei zusätzliche freie Tage stehen auf der Forderungsliste. 

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen findet am 17. und 18. Februar 2025 in Potsdam statt. Die dritte Runde ist vom 14. bis 16. März 2025 ebenfalls in Potsdam angesetzt.

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Redaktion: Fabian Weidenhausen und Julian Moering

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de mit Informationen von Roman Warschauer, dpa/lhe