Projektentwickler steigt aus Doch kein neues Studentenwohnheim am Offenbacher Kaiserlei
1.500 Appartements für Studierende plante ein Immobilienentwickler auf dem Areal der ehemaligen Siemens-Türme in Offenbach. Jetzt zieht er sich von dem Projekt zurück. Die Stadt zeigt sich darüber wenig überrascht.
Seit mehr als 20 Jahren stehen die ehemaligen Siemens-Türme am Offenbacher Kaiserlei schon leer – und sie dürften es auch erst einmal bleiben: Ein Immobilien-Unternehmen aus Hamburg ist aus einem für das Gelände geplanten Bauprojekt ausgestiegen. Das bestätigte eine Sprecherin dem hr am Montag.
Ursprünglich wollte die Becken-Gruppe rund 1.500 Studierendenwohnungen auf dem Areal bauen. Nach umfassender und gründlicher Prüfung sei aber festgestellt worden, dass dies "in der vorgesehenen seriellen Bauweise unter den aktuell gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen nicht möglich" sei.
Rücktritt vom Vorkaufsrecht
Der Projektentwickler kündigte an, von seinem noch bis zum Ende des Jahres geltenden Vorkaufsrecht für das Hochhaus-Gerippe an der A661 zurückzutreten und sich stattdessen auf anstehende Projekte in Frankfurt konzentrieren zu wollen.
Laut Website des Unternehmens zählt dazu das sogenannte Matthäus-Areal zwischen Hauptbahnhof und Messegelände, auf dem ein Hochhaus und eine Kirche entstehen sollen. Auch zukünftige Investitionen in der Region würden geprüft, teilte die Sprecherin mit.
ABG erwägt neues Stadtquartier
Der Offenbacher Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) zeigte sich wenig überrascht vom Rückzug der Becken-Gruppe. Nach dem Weggang des Projektverantwortlichen Jörn Stobbe Anfang November habe das Unternehmen ein neues Konzept gebraucht, teilte er auf hr-Anfrage mit.
Die Stadt stehe weiter "in konstruktivem Austausch" mit der Frankfurter Wohnungsbaugesellschaft ABG. Diese prüft derzeit den Neubau eines Stadtquartiers auf dem Areal, das neben Wohnungen, einer Kita und Einkaufsmöglichkeiten auch Studierenden-Appartements beherbergen könnte. Gegenüber dem hr bekundete die ABG am Montag weiterhin ihr Interesse an dem Projekt.
Eigentümer und ABG sollen sich auf Preis verständigen
Schwenke betonte aber: "Wir haben es nicht in der Hand." Derzeitiger Eigentümer des Komplexes ist nämlich der Immobilienkonzern Adler Group. Das Unternehmen kenne die städtische Erwartungshaltung, "dass sie sich mit der ABG auf einen Preis verständigen müssen, der ein vernünftiges Vorhaben zulässt", so Schwenke.
Stadt fordert "nachvollziehbaren" Zeitplan
Die entsprechenden Gespräche verfolge man interessiert, sagte der Oberbürgermeister. Es sei völlig klar, dass dafür nun "neue Zeit" nötig sei. "Unsere Erwartungshaltung ist allerdings, dass die Verhandlungen in einem Zeitfenster bleiben, das nachvollziehbar ist."
Offizielle Angaben zum Wert des Komplexes gibt es nicht. Für das Gesamtprojekt ist nach hr-Informationen eine Summe im dreistelligen Millionen-Bereich veranschlagt.