Plan für Studierendenwohnheim wackelt Frühere Siemens-Türme am Kaiserlei werden womöglich abgerissen
Nach rund 20 Jahren Stillstand schien es mit den Plänen für ein Studierendenwohnheim eine Perspektive für die Hochhaus-Gerippe am Offenbacher Kaiserlei zu geben. Doch klar ist bei dem schier endlosen Projekt immer noch wenig.
Wie Schubladen in ein Regal sollten sich rund 1.500 Appartements für Studierende in das riesige Gerippe aus Beton und Stahl schieben. Seit rund 20 Jahren ragen die ehemaligen Siemens-Türme am Offenbacher Kaiserlei ungenutzt in die Höhe. Schon in wenigen Jahren könnte dort ein neues Studierendenwohnheim bezugsfertig sein - so zumindest kündigte Jörn Stobbe noch im Mai die Pläne des Projektentwicklers Becken an.
"Wir haben wirklich einen Plan und Mega-Unterstützung", sagte der Projektverantwortliche Stobbe noch vor wenigen Monaten. Schließlich bekam der Projektentwickler für die Idee grundsätzliche Rückendeckung durch das Land Hessen, die Stadt Offenbach und die Studierendenwerke Frankfurt.
Aus dem gefeierten Schubladen-Plan für die Studierenden-Appartements wird nun offenbar aber doch nichts. Jörn Stobbe hat die Becken-Gruppe verlassen, wie das Unternehmen dem hr am Dienstag bestätigt. Zu den Gründen wollen sich weder das Unternehmen noch Stobbe kurzfristig äußern.
"Nicht wie im geplanten Umfang realisierbar"
Man werde das Projekt in Offenbach zwar auch ohne Stobbe weiterverfolgen, allerdings hätten sich "die Vorzeichen geändert", teilt die Becken-Gruppe schriftlich mit: "Nach intensiven Diskussionen und Recherchen hat sich herausgestellt, dass studentisches Wohnen hier nicht wie im geplanten Umfang realisierbar ist."
Die Förderung dafür sei nicht ausreichend. Nun prüfe man, ob es sich lohne, Wohnungen zu bauen. Doch auch das sei noch offen.
Komplex noch Eigentum der Adler Group
Grundsätzlich ist vieles rund um das Hochhaus-Gerippe an der A661 in Offenbach noch offen: Etwa, ob ein Abriss aus statischen Gründen nicht ohnehin notwendig wäre. Das sollte ein Gutachten prüfen, das das hessische Wirtschaftsministerium in Auftrag gab. Ein Ergebnis stehe noch aus, teilt Minister Kaweeh Mansoori (SPD) auf Anfrage mit.
Offen ist aber auch, zu welchen Bedingungen die Becken-Gruppe das Areal überhaupt bebauen dürfte. Der Konzern mit Sitz in Hamburg hat bis zum Ende des Jahres lediglich das Vorkaufsrecht für den Komplex am Kaiserlei. Eigentümerin des Grundstücks und der Türme ist aktuell noch der Immobilienkonzern Adler Group, der angesichts einer finanziellen Schieflage das Interesse an dem Offenbacher Projekt verloren hat.
Frankfurter ABG hat Interesse bekundet
Aus Sicht von Wirtschaftsminister Mansoori sind Becken und Adler am Zug, eine Einigung zu finden. Doch auch das Interesse eines weiteren Entwicklers sei dem Ministerium bekannt, teilt er mit. Darin sehe er "eine weitere Chance zur Realisierung des Vorhabens".
Damit meint Mansoori die Frankfurter Wohnungsbaugesellschaft ABG. Seit einigen Monaten laufe "ein guter Austausch" mit der ABG über eine Entwicklung des Areals, bestätigt der Offenbacher Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD). Die Ideen der ABG seien "ganz dicht an dem, was mit Herrn Stobbe entwickelt worden ist", sagt Schwenke.
Am Ende geht es ums Geld
Auf Nachfrage des hr bestätigt die ABG, dass man sich vorstellen könne, auf dem Areal ein Stadtquartier zu errichten. Dieses könnte neben Wohnungen, einer Kita und Einkaufsmöglichkeiten auch Studierenden-Appartements beherbergen.
Das bestehende Hochhaus-Gerippe wolle man dafür allerdings abreißen und auf dem Gelände neu bauen. Das sei insgesamt günstiger, teilt die ABG mit. Allerdings wäre es die womöglich CO2-intensivere Alternative, weil man die bestehenden Beton-Gerippe nicht weiternutzen würde.
Offizielle Angaben dazu, wie hoch der Wert der Hochhaus-Gerippe im Offenbacher Westen samt Grundstück ist, gibt es nicht. Für das Gesamtprojekt ist nach hr-Informationen eine Summe im dreistelligen Millionen-Bereich veranschlagt.
Die Adler Group müsse sich dazu durchringen, "einen Preis zu verlangen, den auch jemand zahlen kann", findet Oberbürgermeister Schwenke. Das sei das Entscheidende, damit es auf dem Gelände der ehemaligen Siemens-Türme nach Jahrzehnten endlich weitergehen könne.