Pannen und Personalausfälle Neuer Ärger bei den Zügen im Taunusnetz
Nach zahlreichen Pannen mit den Wasserstoffzügen sorgen nun Personalprobleme für Ärger auf den Pendlerstrecken im Taunus. Lokführer haben gekündigt, viele Fahrten werden kurzfristig gestrichen. Die angrenzenden Gemeinden sind sauer.
Die größte Wasserstoffflotte der Welt lässt weiter auf sich warten: Von den 27 bestellten Zügen von Alstom sind bisher erst elf geliefert. Im Taunusnetz sind deshalb nach wie vor überwiegend Dieselzüge unterwegs. Der Streckenbetreiber Start leiht sich seit Monaten verschiedene Züge aus, um den Verkehr auf den vier Linien aufrechtzuerhalten.
Vier Baureihen waren bisher im Einsatz - das war zu viel für einige Mitarbeiter. Zwölf Lokführer kündigten in den vergangenen Wochen, wie das DB-Tochterunternehmen Start mitteilt. "Für jede Baureihe müssen die Mitarbeiter eine extra Schulung machen und auch noch ihre Schichten fahren. Das ist eine Doppelbelastung und kräftezehrend", erläutert eine Sprecherin.
Seit zwei Wochen fallen deshalb zahlreiche Fahrten aus, vor allem auf der Linie RB12 von Frankfurt über Liederbach und Kelkheim (beide Main-Taunus) nach Königstein (Hochtaunus) sowie auf der Linie RB11 von Frankfurt nach Bad Soden (Main-Taunus).
"Wir haben keine Reserve"
Hinzu kommen weitere Ausfälle wegen erkrankten Personals. "Jeder Mitarbeiter ist aktuell eingeplant. Wenn jemand ausfällt, haben wir keine Reserve", sagt die Start-Sprecherin dem hr. So seien am Dienstagmorgen sämtliche Züge nach Bad Soden ausgefallen, weil sich ein Mitarbeiter kurzfristig krank gemeldet habe.
Die Bürgermeister an den betroffenen Strecken sind sauer, weil die Fahrgäste in diesen Fällen unvorbereitet am Gleis stünden und nicht zur Arbeit oder zur Schule kämen. "Die Situation hat wirklich eine Eskalationsstufe erreicht, die nicht mehr akzeptabel ist", ärgert sich Kelkheims Bürgermeister Albrecht Kündiger (unabhängig).
Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Liederbach und Königstein fordert Kündiger alle Beteiligten auf, die Probleme schnellstmöglich zu lösen. Außerdem müssten die Fahrgäste am Bahnsteig und über die App des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) besser über Ausfälle informiert werden.
Bürgermeister nimmt RMV in die Pflicht
Bürgermeister Kündiger sieht auch den RMV in der Pflicht. Der Verbund habe Start und den Zughersteller Alstom für das Taunusnetz beauftragt.
Ein RMV-Sprecher sagt, dass es für Informationspannen viele Gründe geben kann, gesteht aber Defizite ein. "Die Behebung von Störungen bündelt oft alle verfügbaren Kräfte, sodass eine zeitgleiche Fahrgastinformation insbesondere unter der derzeitigen Personallage oft kaum möglich ist", teilt er mit.
Ab Mitte Mai soll es besser werden
Ab Mitte Mai soll der Verkehr im Taunus zuverlässiger laufen, wie Start versichert - ähnliche Ankündigungen gab es freilich schon im Winter. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben zumindest vorübergehend neue Lokführer gefunden, die im Moment geschult werden. In der kommenden Woche sollen sie einsatzbereit sein.
Das Problem mit den fehlenden Wasserstoffzügen bleibt dagegen noch länger bestehen. Die neuen Züge fahren weiterhin nur auf der Linie RB15 zwischen Frankfurt, Bad Homburg und Waldsolms-Brandoberndorf (Lahn-Dill). Der Fahrplan wurde in den Randzeiten sogar reduziert, um die anderen Verbindungen zu sichern. Bis 31. Mai fahren außerdem zusätzlich Ersatzbusse, falls technische Störungen an den neuen Zügen auftreten.
Hersteller Alstom kündigte Anfang des Jahres an, bis Juni alle fehlenden Wasserstoffzüge zu liefern. Diese Frist hat Alstom aber mittlerweile zum wiederholten Mal verschoben. Nun will es im dritten Quartal des Jahres liefern.
Sendung: hr1, 10.05.2023, 12.22 Uhr
Ende der weiteren Informationen