Gegen die Innenstadt-Verödung Pop-up Hanau: Neuer Stadthof eröffnet

Die Stadt Hanau wollte ihre Innenstadt nicht dem Schicksal überlassen und hat den ehemaligen Kaufhof zum Stadthof umgewandelt. Dieser hat nun Eröffnung gefeiert – genau zwei Jahre, nachdem bekannt wurde, dass Kaufhof schließt. 

Der neue Stadthof in Hanau ist eröffnet worden.
Der neue Stadthof in Hanau ist eröffnet worden. Bild © picture-alliance/dpa

"Lächeln" steht auf einer der alten Rolltreppen – und die Verantwortlichen der Stadt haben sich das zu Herzen genommen. "Es ist ein großartiges Gefühl jetzt hier zu stehen", sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) am Tag der Eröffnung des Stadthofs.

Als vor genau zwei Jahren bekannt wurde, dass deutschlandweit Kaufhof-Filialen schließen müssen und auch die Filiale in der Hanauer Innenstadt betroffen ist, zögerte die Stadtspitze um Kaminsky nicht lang und erklärte, die Hanauer Kaufhof-Immobilie kaufen zu wollen. Nachdem im Oktober 2023 auch die Stadtverordneten zustimmten, erwarb die Stadt die Immobilie für 25 Millionen Euro. Weitere 40 Millionen werden in Sanierung und Umbau investiert.  

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Pop-up-Stores und Kreativräume

So sind aus der 2.000 Quadratmeter großen, einst freien Fläche im Erdgeschoss viele kleinere geworden, sogenannte Schollen, in denen Pop-up-Stores eingezogen sind, aber auch Kreativräume oder ein Café. Daneben gibt es eine große Freifläche, die sogenannte Agora, die zum Treffpunkt werden soll. Sie soll mit einer Bühne und Tribüne auch Platz für Auftritte von Künstlern oder für Vorträge bieten. 

"Wir wollen hier zeigen, wie wir uns die Innenstadt von morgen vorstellen – und zwar sehr komprimiert in einem Gebäude", erklärt Daniel Freimuth, Leiter der Hanau Marketing GmbH. Die anderen Stockwerke und das Untergeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes mit einer Gesamtfläche von rund 11.000 Quadratmetern sollen nach und nach saniert werden und Platz für Ausstellungen, Events und Bildungseinrichtungen bieten. 

Das fertige Erdgeschoss feierte nun offiziell Eröffnung. Dort sind nicht nur die alten Rolltreppen mit Sprüchen dekoriert, sondern hier finden sich auch bunte Striche auf dem Boden, Wände aus Holz oder in Backstein-Optik – vom alten Kaufhaus-Flair ist schlicht nichts mehr übrig.

Die Verantwortlichen für den Umbau des früheren Kaufhaus Galeria Kaufhof, Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD, M), Marketingchef Daniel Freimuth (l) und Stadtplaner Martin Bieberle
Die Verantwortlichen für den Umbau des früheren Kaufhaus Galeria Kaufhof: Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD, M), Marketingchef Daniel Freimuth (l) und Stadtplaner Martin Bieberle. Bild © picture-alliance/dpa

Marketing-Chef Daniel Freimuth vergleicht das Ganze mit einer Urlaubssituation: "Man schlendert durch die Altstadt und hat da ja auch nicht das Ziel, zum Beispiel eine Hose zu kaufen. Das wollten wir hier auch schaffen: Dass man hier reinkommt, sich inspirieren lässt und durchschlendert."

Kritik an den Ausgaben

Dass die Stadt für ihre Ausgaben in Hanau auch Kritik ausgesetzt ist, ist Oberbürgermeister Kaminsky bewusst. Er erwidert aber, dass die Stadt die Immobilie nicht zum Spekulationsobjekt und womöglich zur Brache verkommen lassen wollte. "Dann macht das nicht nur mit der Stimmung in der Stadt etwas, sondern es bedeutet auch Vermögens-Vernichtung in der gesamten Innenstadt", sagt er.

Die Stadt Hanau gilt mit ihrem Konzept als Vorreiter. Mittlerweile haben auch andere Städte wie Offenbach die dortigen Gebäude gekauft, andere Ex-Kaufhäuser wie in Wiesbaden stehen bis heute leer. "Wir wollen bestimmen, wie es hier an diesem Ort weitergeht", sagt Kaminsky. 

Ob das Konzept Stadthof dauerhaft aufgeht, wird die Zukunft zeigen. Die Stadtführung gibt sich entspannt, sollte es nicht aufgehen: Dann könne sie reagieren und Pläne einfach ändern. So könnte nach Angaben der Verantwortlichen in Zukunft zum Beispiel auch eine Schule in das Gebäude einziehen.  

Redaktion: Susanne Mayer

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de