Stadtbahnprojekt rund um Frankfurt Regionaltangente West wächst - Osttangente ist auch machbar
Beim geplanten Stadtbahn-Ring um Frankfurt drücken die Macher aufs Tempo. Beim Westteil geht es nach jahrelangen Planungen nun sichtbar voran, und für den Ostteil ist zumindest die Machbarkeit bestätigt.
Dumpfe Schläge haben kürzlich viele Anwohner des Bahnhofs Frankfurt-Höchst aus dem Schlaf gerissen, mitten in der Nacht. An den Gleisen wurde mit einer Ramme gearbeitet. Dazu kam das Kreischen der Motorsägen: Bäume und Büsche entlang des Bahndamms wurden abgeholzt.
Die "lärmintensiven Arbeiten" im Februar und März hatte die Planungsgesellschaft für die Regionaltangente West (RTW) zuvor auf ihrer Internetseite angekündigt. Demnach wurden unter anderem Fundamente für Oberleitungsmasten in den Boden gerammt.
Arbeiten an der Westtangente - trotz Protesten
Die Arbeiten an der westlichen Frankfurt-Umfahrung gehen spürbar voran. Auf allen Abschnitten des Schienenprojekts tut sich etwas. So haben auch in Eschborn schon Arbeiten begonnen, obwohl dort noch einzelne Landwirte ihre Grundstücke nicht für das Bauprojekt hergeben wollen.
Und auch der östliche Teil des Schienenrings um die Main-Metropole, die Regionaltangente Ost (RTO), wäre machbar. Das hat jetzt eine Studie im Auftrag des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, der Stadt Frankfurt und mehrerer Landkreise bestätigt.
Planungschef hat schon Nordwest-Landebahn gebaut
Auf der West-Tangente sollen schon in vier Jahren die Züge rollen. Das Besondere: Die Trasse führt nicht – wie sämtliche S-Bahnlinien bisher – durch das Frankfurter Zentrum, sondern westlich um die Stadtmitte herum: Über Eschborn, Höchst und den Flughafen. Damit soll der Frankfurter S-Bahn-Tunnel entlastet werden.
Mit Horst Amann steht ein prominenter Projektmanager an der Spitze der Planungsgesellschaft, die vom Land Hessen und mehreren Kommunen getragen wird. Amann hat vor 15 Jahren den Bau der Nordwest-Landebahn des Frankfurter Flughafens geleitet, mit Erfolg. Weniger erfolgreich war sein Intermezzo beim Flughafen Berlin-Brandenburg vor zehn Jahren. Auch er konnte das verfahrene Projekt nicht beschleunigen und musste nach zwei Jahren gehen.
Bald soll wieder Bannwald fallen
Ein Selbstläufer ist auch die Regionaltangente West nicht, sagt Amann. Beim Zeitplan fahre man "auf Knirsch", Pannen könne man sich nicht erlauben. Technisch anspruchsvoll sei vor allem der Abschnitt in Frankfurt-Höchst. Dort soll die Trasse sämtliche Bahnhofsgleise unterqueren. Die RTW GmbH mache dort schon Vorarbeiten, obwohl sie für diesen Abschnitt noch keine Baugenehmigung hat, den sogenannten Planfeststellungsbeschluss.
Die Arbeiten sind dennoch legal, teilt das Regierungspräsidium Darmstadt mit, das für die Planfeststellung zuständig ist. Man habe der RTW-Gesellschaft per "vorläufiger Anordnung" eine Vorabgenehmigung erteilt.
Im kommenden Jahr sollen außerdem knapp acht Hektar des Frankfurter Stadtwaldes für die Trasse gerodet werden, davon fünf Hektar Bannwald. Auch das haben die Behörden schon vorab genehmigt, denn der Planfeststellungsbeschluss gilt als sicher.
Auch die Ost-Tangente ist machbar
Wie optimistisch die Planer sind, zeigt sich daran, dass sie demnächst die Fahrzeuge beschaffen wollen. Eine Tochtergesellschaft des Rhein-Main-Verkehrsverbundes hat eine europaweite Ausschreibung angekündigt, mindestens 25 Bahnen sollen es sein, die ab 2028 auf dem westlichen Teil des Stadtbahnrings verkehren.
Ganz so schnell wird es mit dem östlichen Teil des Rings wohl nicht gehen. Irgendwann "in den 2030er Jahren" könne die Stadtbahn auch durch Frankfurts östliche Stadtteile und Bad Vilbel fahren, sagt Knut Ringat, Chef des Rhein-Main-Verkehrsverbundes bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie am Montag.
Als nächstes würden nun der genaue Trassenverlauf und die Finanzierung geklärt. Als Kostenrahmen werden bisher rund 530 Millionen Euro angegeben. Bis aber auch im Osten Ramme und Motorsägen anrücken, um der Regionaltangente wie im Westen den Weg zu bahnen, haben die Planer noch einiges zu tun.
Sendung: hr-iNFO, 18.03.2024, 17 Uhr
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