Das Wichtigste zur Stromautobahn Rhein-Main-Link

Die Stromautobahn Rhein-Main-Link soll Windenergie von der Nordsee nach Hessen bringen. Bedenken zur geplanten Trasse können auf drei Antragskonferenzen vorgetragen werden. Die erste fand jetzt in Butzbach statt. Fragen und Antworten rund um das Thema.

Dicke, rote Erdkabel in einer langgezogenen Baugrube für eine Megastromtrasse. Die Kabel verlaufen vom Vordergrund des Bildes bis zum Horizont, links und rechts davon ist jeweils ein Erdwall aus heller Erde
Beim Projekt Rhein-Main-Link sollen ähnliche Erdkabel verwendet werden wie hier bei der Baustelle im nordrhein-westfälischen Raesfeld. Bild © Amprion GmbH/Frank Peterschroeder

Was ist der Rhein-Main-Link?

Der Rhein-Main-Link ist eine rund 600 Kilometer lange Stromtrasse, die ab 2033 Strom von den Offshore Windparks in Norddeutschland nach Hessen transportieren soll. Dabei werden auf einer Breite von rund 40 Metern drei dicke Erdkabel verlegt, die Gleichstrom transportieren. Dieser wird an den Endpunkten über Konverteranlagen in Wechselstrom umgewandelt.

Wie sieht der Zeitplan für die Trasse aus?

Den Antrag auf Planfeststellungsbeschluss hat Amprion am 27. Juni 2024 gestellt. Bis Ende 2026 sollen die Genehmigungsunterlagen bei der Bundesnetzagentur abgegeben werden. Laut Amprion dauert das Planfeststellungsverfahren voraussichtlich vier Jahre. Nach jetzigem Stand soll 2028 mit dem Bau der Trasse begonnen werden. Ab 2033 sollen dann die ersten zwei Gigawatt aus Offshore-Windparks durch die Leitungen nach Hessen fließen.

Wie soll die Trasse verlaufen?

Die Stromautobahn startet an der Nordsee oberhalb von Oldenburg und erreicht Hessen an der Nord-Spitze des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung durch ganz Hessen. Es sind vier Endpunkte in Hofheim (Main-Taunus), Kriftel (Main-Taunus), Bürstadt (Bergstraße) und im hessischen Ried geplant.

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Steht der genaue Trassenverlauf schon fest?

Nein. Es gibt einen etwa zehn Kilometer breiten Präferenzraum, den die Bundesnetzagentur festgelegt hat. Innerhalb dieses Präferenzraumes hat der Netzbetreiber Amprion potenzielle Leitungsverläufe identifiziert und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Karte Trassenverlauf Rhein-Main-Link in Hessen
So sieht die Planung für den Rhein-Main-Link in Hessen aus. Bild © hessenschau.de/Vorlage: Amprion, BNetzA

Wie können sich Bürger und Kommunen an der Planung beteiligen?

Amprion versucht nach eigener Darstellung, möglichst viel Transparenz herzustellen und hat im Frühjahr dieses Jahres zahlreiche Informationsveranstaltungen durchgeführt, auf denen Bedenken geäußert werden konnten. Die jetzigen sogenannten Antragskonferenzen sind von der Bundesnetzagentur organisiert. Bis 1. Oktober können Einwände an die Bundesnetzagentur geschickt werden.

Was hat es mit den Antragskonferenzen auf sich?

Für den Rhein-Main-Link hat die Bundesnetzagentur hat drei sogenannte Antragskonferenzen terminiert. Am 29. August in Butzbach (Wetterau), am 4. September in Königstein (Hochtaunus) und am 12. September in Bürstadt. Ziel ist es laut Agentur, regionale Gegebenheiten zu sammeln und gegebenenfalls Alternativen zu vorgeschlagenen Trassenkorridoren einzubringen. Teilnehmen können Behördenvertreter, Gemeinden, Vereinigungen und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Warum braucht man noch eine Stromtrasse?

Amprion argumentiert, dass nach dem Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur bis 2045 mindestens 70 Gigawatt des in Deutschland verbrauchten Stroms aus Offshore-Windparks kommen sollen. Dazu seien die Nord-Süd-Verbindungen unerlässlich. Der Rhein-Main-Link soll einmal acht Gigawatt liefern. Zudem bräuchten große Verbraucher wie die Rechenzentren im Rhein-Main-Gebiet eine hohe Energiesicherheit. Diese könne über dezentrale Erzeugung vor Ort nicht gewährleistet werden.

Welche Vorbehalte gibt es?

Gegen die Erdkabeltrasse in ihrer jetzigen Planung gibt es eine Reihe von Bedenken. Der Kreis Groß-Gerau etwa befürchtet die Zerstörung von Ackerflächen und eine Beeinträchtigung des Grundwassers. Der Umweltverband BUND geht neben Einschnitten in Waldflächen von einer Erwärmung und zusätzlichen Austrocknung des Bodens aus. Die Stadt Eppstein (Main-Taunus) sieht ihre Bauplanung in Gefahr. In Rockenberg (Wetterau) fürchtet man ebenfalls den Verlust von Bauland. In Hochheim haben Winzer Bedenken, dass ihnen wertvolle alte Reben verloren gehen könnten. Auch der Denkmalschutz ist hier und da Thema.

Was kostet der Rhein-Main-Link?

Der Rhein-Main-Link besteht aus vier Einzelprojekten, die gebündelt werden. Allein die Kosten für die Leitung nach Bürstadt schätzt Amprion auf 5,1 Milliarden Euro. Durch die Bündelung erwartet Amprion Synergieeffekte, so dass die Gesamtkosten nicht das Vierfache dieses Betrages erreichen sollen. Die Kosten sollen später über die von den Verbrauchern zu zahlenden Entgelte wieder hereingeholt werden.

Redaktion: Uwe Gerritz

Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de