Überraschende Werksschließung RHI Magnesita in Staufenberg: Abfindungen für Mitarbeiter

Nach dem Aus für das Werk in Staufenberg-Mainzlar haben sich RHI Magnesita und Betriebsrat auf einen Interessensausgleich geeinigt. Bei rund 90 Angestellten, die ihre Jobs verlieren, greift ein Sozialplan.

Arbeiter mit Schweißbrille und Schutzanzug
In Staufenberg werden feuerfesten Produkte für die Industrie hergestellt Bild © RHI Magnesita

Bei einer Mitarbeiterversammlung am Freitag haben der österreichische Konzern RHI Magnesita und der Betriebsrat des Werks für feuerfeste Materialien die Belegschaft über eine Einigung in den Verhandlungen zum Interessensausgleich und Sozialplan informiert.

Der Konzern hatte im November überraschend verkündet, sein Werk im Staufenberger Stadtteil Mainzlar (Gießen) noch dieses Jahr zu schließen. Als Grund wurde unter anderem eine "weltweite Nachfrageschwäche für Feuerfestprodukte" angegeben.

"Froh, vor Weihnachten Klarheit zu schaffen"

Wie RHI Magnesita mitteilte, habe man sich mit dem Betriebsrat nach "kurzen und konstruktiven Verhandlungen" unter anderem auf eine Transfergesellschaft geeinigt. Darin sollen die rund 90 Angestellten die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung bekommen.

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Damit wolle man die Folgen der Schließung des Werks in Mainzlar für alle Mitarbeitenden möglichst fair gestalten, so der Konzern. Bodo Wagner, bei RHI Magnesita unter anderem zuständig für Europa, teilte mit: "Wir sind froh, dass wir noch vor Weihnachten eine Vereinbarung treffen und damit Klarheit schaffen konnten."

Betriebsrat zufrieden

Der Betriebsratsvorsitzende Michael Schwarz äußerte sich auf hr-Anfrage vor der Mitarbeiterversammlung zufrieden über die Einigung. Man habe in den Verhandlungen mehr erreichen können, als vorher abzusehen war. "Das ist ein sehr guter Interessensausgleich, der eine sehr gute soziale Absicherung ermöglicht und den Leuten unheimlich hilft."

Im Bereich Abfindungen habe man einen Sockelbetrag ausgehandelt, der für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelte. Zusätzlich habe man acht weitere Punkte festgelegt, nach denen zusätzliche Summen gezahlt werden, etwa ab gewissen Altersgrenzen oder für Schwerbehinderte und Alleinerziehende.

Die Regelungen zur Transfergesellschaft bezeichnete Schwarz ebenfalls als sehr gut. Man habe beispielsweise erreicht, dass alle Angestellten bis zu ein Jahr lang in Transfer gehen können.

Kritik an Schließung

Die Werksschließung hatte in der Region für große Überraschung und Kritik gesorgt. RHI Magnesita hatte in den vergangenen Jahren noch rund 11,2 Millionen Euro in den Standort investiert und sich zudem dazu bekannt, ihn erhalten zu wollen.

Erst 2023 war ein großer Tunnelofen modernisiert und wieder angefeuert worden. In eine Reaktivierung von Bahngleisen für den Gütertransport waren auch Steuergelder geflossen. Politiker aus der Region und die zuständige Gewerkschaft warfen dem Konzern Wortbruch vor.

Über hundert Jahre lange Geschichte

Das Werk in Staufenberg-Mainzlar hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1907 zurückreicht. Nahe gelegene Quarzitvorkommen in der Region waren damals ideales Ausgangsmaterial für feuerfeste Keramik, die unter anderem im Ofenbau und in der Glasherstellung benötigt wurde.

Der langjährige Standort der Didier-Werke wurde in den 1990er Jahren von der österreichischen RHI AG übernommen. Heute gehört der Standort zu RHI Magnesita. Die dort hergestellten feuerfesten Produkte werden für Hochtemperaturanwendungen in der Industrie benötigt.

Redaktion: Rebekka Dieckmann

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de