Das müssen Sie zur großen Riedbahn-Sperrung wissen

Die Sanierung der Riedbahn legt fünf Monate lang den Bahnverkehr zwischen Frankfurt und Mannheim lahm. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick.

Vormontierte Weichensegmente auf einem Bauzug
Vormontierte Weichensegmente auf einem Bauzug bei Gernsheim (Groß-Gerau) Bild © picture-alliance/dpa
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Bahnverkehr – Riedbahnstrecke ab Montagabend gesperrt

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Bild © hessenschau.de
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Seit dem späten Montagabend ist die Bahnstrecke von Frankfurt über Groß-Gerau und Biblis (Bergstraße) nach Mannheim gesperrt. Bis Mitte Dezember rollen dort keine ICE, Regionalzüge, S-Bahnen und Güterzüge mehr.

Reisende müssen Umleitungen fahren und auf Ersatzbusse umsteigen. Wir erklären, welche Bauarbeiten geplant sind und wie Sie am besten durch die Sperrung kommen.

Warum wird die Riedbahn gesperrt?

Weil täglich Störungen auftreten, will die Bahn die gesamte Strecke rundum erneuern. Im Fachjargon nennt sie das "Generalsanierung". Statt wie bisher einzelne Abschnitte nacheinander zu sperren, soll in fünf Monaten alles auf der 74 Kilometer langen Riedbahn ausgetauscht werden. Dazu zählen Oberleitungen, Gleise, Weichen, 380.000 Tonnen Schotter und 265.000 Schwellen.

Außerdem ersetzt die Bahn die alte Stellwerkstechnik aus den 1960er Jahren durch neue elektronische Stellwerke. Darüber hinaus werden alle 20 Bahnhöfe auf der Riedbahn saniert und auf 15 Kilometern neue Schallschutzwände gebaut.

Was bedeutet das für Reisende im Fernverkehr?

Die Fernzüge zwischen Frankfurt und Mannheim werden über die zwei parallel laufenden Strecken umgeleitet: über Darmstadt sowie über Mainz und Worms. Die Fahrtzeit verlängert sich um etwa eine halbe Stunde. Weil auf den Ausweichstrecken nicht genügend Platz ist, können laut Bahn nur zwei Drittel der Fernzüge fahren, der Rest entfällt. Als Ersatz sollen längere Züge mit mehr Sitzplätzen zum Einsatz kommen.

Die Grafik zeigt eine Karte, in welche die Strecke der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim und die Umleitungsstrecken eingezeichnet sind.
Bild © OpenStreetMaps, hessenschau.de

Auch auf den Umleitungsstrecken gibt es wegen der hohen Auslastung Einschränkungen: In Heppenheim, Bensheim (Bergstraße) und Weinheim (Baden-Württemberg) halten während der Sperrung keine Fernzüge mehr, sondern nur noch Regionalbahnen.

Wie kommen Reisende im Regionalverkehr zum Ziel?

Statt Regionalzügen und S-Bahnen fahren während der Sperrung Ersatzbusse. Sie sollen auf zwölf verschiedenen Linien mehr als 1.000 Fahrten am Tag absolvieren. Es gibt Expressbusse und Linien, die alle Haltestellen anfahren. Auch auf den beiden Umleitungsstrecken werden einige Fahrten im Regionalverkehr durch Busse ersetzt.

Die Bahn hat für den Ersatzverkehr eine eigene Flotte mit 150 neuen lilafarbenen Fahrzeugen angeschafft. Sie bieten Gepäckfächer, WLAN, USB-Ladebuchsen, Anzeigetafeln in Echtzeit und teilweise sogar Toiletten an Bord. Um den Verkehr zu stemmen, wurden 400 Fahrerinnen und Fahrer aus 15 Ländern rekrutiert, unter anderem aus Spanien, Polen und Kroatien.

Verfahren sich die Fahrer nicht wieder, wie bei der letzten Sperrung?

Die Bahn verweist darauf, dass bei der ersten Sperrphase im Januar noch 37 Subunternehmer einen Teil des Ersatzverkehrs gefahren sind. Jetzt habe die DB nur noch eigenes Personal, das geschult wurde, die Strecken im Vorfeld geübt hat und an Bord über Navigationsgeräte verfügt.

Ein Bauzug und Baufahrzeuge stehen auf der Baustelleneinrichtungsfläche bereit (Luftaufnahme mit einer Drohne)
Bauabschnitt bei Gernsheim: Die Fernverkehrsstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim ist bis Dezember 2024 dicht Bild © picture-alliance/dpa

Es gab zwei große Probeläufe mit allen Ersatzbussen. Dabei ist allerdings in Groß-Gerau ein Zwischenfall passiert, bei dem ein Bus auf den Gleisen gelandet ist. Die Bahn spricht von einem Einzelfall, der sich nicht wiederholen soll.

Sind die Ersatzhaltestellen gut zu finden oder muss ich suchen?

Die Bahn betont, dass die Wege zu den Haltestellen umfassend ausgeschildert sind, durch Plakate, Hinweisschilder und Aufkleber auf dem Boden. Sie sind im gleichen lila Farbton gestaltet wie die Ersatzbusse. An den Haltestellen soll es Echtzeit-Informationen geben, wann der nächste Bus kommt.

Allerdings liegen nicht alle Haltestellen direkt an den Bahnhöfen, sondern teilweise an Hauptstraßen, die die Busse schneller und ohne Umwege anfahren können. An den Bahnhöfen sind Lotsen im Einsatz, die Fragen beantworten und den Reisenden den Weg zu den Bussen zeigen sollen.

Bekomme ich als Reisender eine Entschädigung für die Sperrung?

Nein, denn der Verkehr fällt aus Sicht der Bahn nicht aus, sondern wird durch Busse ersetzt beziehungsweise im Fernverkehr umgeleitet. Erst im Fall von größeren Verspätungen können die Kunden einen Teil des Reisepreises über die Fahrgastrechte zurückverlangen.

Was kosten die Bauarbeiten?

Die Kosten sind enorm gestiegen, auf mittlerweile 1,3 Milliarden Euro. Beim Planungsstart kalkulierte die Bahn noch mit 500 Millionen Euro, später dann mit 900 Millionen Euro. Die Preissteigerungen begründet die Bahn unter anderem damit, dass sie während der Sperrung viel mehr Arbeiten erledigen will als ursprünglich angedacht.

Ein Bauzug und Baufahrzeuge stehen auf der Baustelleneinrichtungsfläche bereit (Luftaufnahme)
Bauzug und Baufahrzeuge stehen in Gernsheim (Groß-Gerau) bereit: die Riedbahn-Strecke wird saniert Bild © picture-alliance/dpa

So war anfangs zum Beispiel die Modernisierung der Stellwerke nicht mit eingerechnet. Und auch die Technik für das neue europäische Zugsicherungssystem "European Train Control System" (ETCS) wurde erst später in den Maßnahmenkatalog aufgenommen.

Welche Kritik gibt es an der Sperrung?

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) spricht von einer "riesigen Belastung", die auf die Fahrgäste zukomme. "Generell sollten Vollsperrungen dieser Länge durch regelmäßigen Unterhalt vermieden werden", sagt Till Schäfer, bahnpolitischer Sprecher des VCD in Hessen. Doch das sei auf den vielen überlasteten Strecken nicht mehr möglich.

Der Sanierungsrückstau ist aus Sicht des VCD die Folge eines "Politikversagens im Hinblick auf die Schiene". Der Verkehrsclub fordert deshalb, die Sanierung und der Ausbau des Schienennetzes in Deutschland müssten klaren Vorrang vor dem Straßenbau haben. Positiv bewertet der VCD dagegen die Organisation des Schienenersatzverkehrs der Bahn: Die Busse und Haltestellen seien gut von Weitem zu erkennen, die Fahrpläne aus einer Hand geplant und sinnvoll gestaltet.

Endet die Sperrung wirklich pünktlich im Dezember?

Die Bahn hat nach eigenen Angaben genügend Puffer eingeplant. Die Hauptarbeiten sollen zwischen Juli und Oktober stattfinden, danach beginnen die Abnahmen der sanierten Streckenabschnitte und der Technik. Es gibt laut Bahn aber einige Risikofaktoren, die nicht planbar sind, zum Beispiel das Wetter. Bei der ersten Sperrphase im Januar waren die Arbeiten wegen Eisregens nicht pünktlich fertig geworden.

Es gibt allerdings unterschiedliche Aussagen dazu, wann im Dezember der Betrieb wieder aufgenommen wird. Stichtag wäre eigentlich der Fahrplanwechsel am 14. Dezember. Viele Bahnmitarbeiter sprechen aber eher vage von Mitte bis Ende Dezember. Bundesverkehrsminister Wissing verspricht, dass die Arbeiten vor Weihnachten abgeschlossen sind.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 15.07.2024, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de