Wegen hoher Energiekosten RMV erhöht Fahrkarten-Preise um mehr als acht Prozent

Fahrgäste im Rhein-Main-Gebiet müssen sich auf deutlich höhere Ticketpreise für Bus und Bahn einstellen. Der Aufsichtsrat des Rhein-Main-Verkehrsverbundes hat eine Tariferhöhung um durchschnittlich 8,2 Prozent beschlossen.

An einem Bahnsteig fährt eine S-Bahn - unscharf - ein. In den Fenster spiegeln sich wartende Personen.
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Der Aufsichtsrat des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) hat die angekündigte deutliche Tariferhöhung von durchschnittlich 8,2 Prozent zum kommenden Jahreswechsel beschlossen.

Die Änderung betreffe Einzel- und Zeitkarten. Nicht betroffen seien das Deutschlandticket, das Seniorenticket und das Schülerticket. Um wie viel die einzelnen Ticketpreise steigen werden, ist noch nicht bekannt. Rechnerisch würde eine Erhöhung um gut acht Prozent dazu führen, dass der Preis für eine Einzelfahrt innerhalb Frankfurts von 3,40 Euro auf fast 3,70 Euro steigen würde.

Gestiegene Energiepreise als Begründung

Der RMV begründet die Preiserhöhung unter anderem mit erheblich gestiegenen Energiekosten. "Bei Preissteigerungen von über 25 Prozent alleine für Energie gehen die Aufwände und die zur Verfügung stehenden Finanzmittel immer weiter auseinander", sagte RMV-Geschäftsführer Knut Ringat.

"Auch wenn eine Preiserhöhung um mehr als acht Prozent nicht schön ist, wird damit – wie auch andernorts in Deutschland – wenigstens das bestehende Fahrtenangebot gesichert", so Ringat weiter.

"Hessenpass" für Geringverdienende

Die Folgen der Preiserhöhungen für Menschen mit niedrigem Einkommen sollen abgefedert werden durch die Einführung des "Hessenpass mobil". Damit sollen Menschen, die Bürgergeld, Sozialhilfe oder Wohngeld Plus beziehen sowie Asylbewerbende einen Rabatt für das Deutschlandticket bekommen: Für sie soll das Ticket 31 statt 49 Euro kosten.

Auch auf das Schulausflugticket wurde in der Mitteilung verwiesen, das ab Schuljahresbeginn 2023/2024 in der Grundschule und der Sekundarstufe die kostenlose Nutzung von Bus und Bahn zu Ausflugszwecken ermögliche.

Bereits 2022 deutliche Erhöhung

Vergangenes Jahr hatte der Verbund seine Tarife anfangs zunächst um durchschnittlich 1,5 Prozent und ab Juli dann um weitere 3,9 Prozent erhöht. Die Steigerung im Sommer 2022 hatte der RMV ebenfalls mit den gestiegenen Energie-, Betriebs- und Personalkosten begründet.

Im Januar 2023 gab es erneut eine Preiserhöhung um durchschnittlich 1,5 Prozent.

Preiserhöhungen schon im Mai angekündigt

RMV-Geschäftsführer Ringat hatte die neuen Preiserhöhungen bereits Ende Mai angekündigt. Im Branchenblatt "NaNa-Brief" hatte er als Gründe dafür nicht nur die gestiegenen Energiepreise genannt.

Es gebe auch verkehrs- und klimapolitisch gewünschte Angebotsausweitungen. Hinzu kämen Unsicherheiten bei der Finanzierung des Deutschlandtickets ab kommendem Jahr.

Linke fordert mehr Geld für Nahverkehr

Die hessische Linke kritisierte bereits vor dem Beschluss der Preiserhöhung am Donnerstag die schwarz-grüne Landesregierung und forderte mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr. "Das Land Hessen gibt im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr wenig für den Nahverkehr aus und schiebt den Schwarzen Peter den finanziell ohnehin belasteten Kommunen zu", kritisierte der Linken-Fraktionschef im Landtag, Jan Schalauske.

Die Linke protestierte vor Ort in Frankfurt. Ziel müsse eine weitere Senkung der Fahrpreise sein - "mit dem Ziel Nulltarif", erklärte Schalauske. Linke-Landeschef Jakob Migenda kritisierte, das Rhein-Main-Gebiet habe schon jetzt mit die höchsten Nahverkehrspreise in Deutschland. In Wiesbaden koste eine Einzelfahrt 3,40 Euro und sei teurer als im mehr als zehn Mal so großen Berlin.

Fahrgastverband: "Vollkommen inakzeptabel"

Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte eine Preissteigerung von mehr als acht Prozent als "vollkommen inakzeptabel" bezeichnet. Der RMV habe bereits jetzt eines der teuersten Tarifsysteme deutschlandweit.

Auch Pro Bahn kritisierte, das Land Hessen beteilige sich bei weitem nicht in ausreichendem Maße an der Finanzierung des ÖPNV.

Verkehrsministerium verweist auf Investitionen in Nahverkehr

Auch die FDP kritisierte die Landesregierung. Gerade mal 0,21 Euro würden Grüne und CDU in Hessen pro Euro vom Bund investieren, erklärte der FDP-Bundestagsabgeordnete Jürgen Lenders. Bayern investiere mehr als das Fünffache, Berlin das Zehnfache. Der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) lasse den ÖPNV "am ausgestreckten Arm verhungern".

Das hessische Verkehrsministerium hatte zuvor auf den Hessenpass mobil sowie das Schulausflugticket verwiesen und erklärt, für die beiden neuen Tarifangebote stünden in diesem und dem kommenden Jahr mehr als 30 Millionen Euro zur Verfügung.

Preiserhöhungen auch in Nordhessen geplant

Preiserhöhungen sind auch in Nordhessen möglich. Beim Nordhessischen Verkehrs-Verbund (NVV) werde derzeit die Entscheidung zu einer Tarifanpassung vorbereitet, der Aufsichtsratsbeschluss sei für Mitte Juli geplant, teilte eine Sprecherin mit. Auch sie verwies auf gestiegene Kosten. Welche Folgen diese allerdings für die Preise hätten, könne noch nicht gesagt werden.

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), an dem Hessen mit dem südhessischen Kreis Bergstraße beteiligt ist, hatte die Preise bereits zum Jahreswechsel um durchschnittlich 8,83 Prozent angehoben.

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Sendung: hr-iNFO, 15.06.2023, 15 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Marcel Sommer, Marie-Cathérine Fromm, dpa/lhe