Tierischer Kollege mit Künstlicher Intelligenz Im Heizkraftwerk Offenbach erledigt ein Roboterhund den Kontrollgang
Im Heizkraftwerk der Energieversorgung Offenbach (EVO) dreht ab März ein Roboterhund seine Runden. Der Energy-Dog kontrolliert, ob rund um die großen Verbrenner-Kessel alles okay ist. Dank Künstlicher Intelligenz hat der Vierbeiner seinen Job schnell gelernt und ist selbstständig unterwegs.
Der neue Mitarbeiter liegt noch im Körbchen. Oder besser: Er ruht an der Ladestation – gleich neben einem der großen Kessel, in denen die Energieversorgung Offenbach (EVO) Müll verbrennt. Auch ein Roboterhund braucht mal Pause und Strom. Hat er seinen Energiehunger gestillt, macht der neue Energy-Dog im Kraftwerk seine Kontrollgänge.
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René Stolte, der die Digitalisierung beim Energieversorger leitet, lobt nach einigen Versuchsläufen die Vielseitigkeit des blau lackierten Vierbeiners: "Der kann bei uns ungefähr 80 Stunden die Woche durchlaufen, kann Wärmeaufnahmen machen." Dinge, die man mit dem bloßen Auge nicht erkenne, erfasse die Infrarot-Kamera. Auch Leckagen von Druckluft könne der Roboterhund registrieren. "Da kann man einfach frühzeitig erkennen, ob hier was passiert, wo wir eingreifen müssen."
Lernfähig dank Künstlicher Intelligenz
Im März wird der Roboter regulär seinen Dienst im Energiewerk aufnehmen. Er sieht und hört, Temperaturen messen kann er auch. Und dank Künstlicher Intelligenz (KI) lernt er, seine Aufgaben immer besser zu bewältigen.
Vielseitigkeit sei in diesem Arbeitsumfeld wichtig, sagt der EVO-Vorstandsvorsitzende Christoph Meier. So könne der Energy-Dog einen heißen Kessel angucken und Temperaturveränderungen feststellen. "Da ist es vielleicht ein bisschen heißer als sonst, funktioniert da alles?"

Der vierbeinige Kollege erkenne Fehler oder registriere mit der Geräuscherkennung Klopfgeräusche oder das Entweichen von Druckluft - und zwar besser, als das menschliche Ohr das kann. Ein weiterer wichtiger Vorteil: "Die Daten können wir auch speichern", sagt Meier.
Ein ausgesprochen freundlicher Kollege
Meier spricht von einer neuen Stufe der technischen Entwicklung. Und wer dem einen Meter langen, 42 Kilo schweren und mit Kameras und Sensoren bepackten Roboterhund auf seinem Rundgang im Heizkraftwerk folgt, glaubt das gern.
Der Energy-Dog springt auch keine Kollegen an. Kommt ihm ein Mensch in den Weg, bleibt er brav stehen. Für den Digitalisierungsexperten René Stolte ist der neue Aufpasser im Energiewerk ein klarer Gewinn: "Das ist einfach eine Entlastung des Personals, dass bestimmte Tätigkeiten nicht mehr gemacht werden müssen. Das sind reine Routinethemen, die man dann nicht mehr tun muss."
KI-Hund gegen den Fachkräftemangel
Es gehe nicht um Personalabbau, sagt Stolte. Und auch EVO-Chef Meier betont, die Maschine sei keine Konkurrenz für die Belegschaft, sondern eine Ergänzung. "Wir haben ja ein Riesenproblem, technische Fachkräfte zu finden. Insofern ist es eine große Hilfe, solche eher einfachen Themen dann mit Hilfe der KI erledigen zu können."
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist beim Offenbacher Energieversorger schon länger ein Thema. Vor einem Jahr kam man dann eher zufällig auf die Idee, einen Roboterhund einzusetzen. Einen, der nicht nur sieht und hört, sondern der bei Bedarf sozusagen auch riechen könnte, indem er mit einem Luftmessgerät ausgestattet wird.
Steile Treppen sind ein Problem
Natürlich, sagt René Stolte, habe der Energy-Dog seine Grenzen. "Was er zum Beispiel nicht kann, ist, zu steile Treppen hochzugehen. Kaffee kochen kann er auch noch nicht." Die Rundgänge könne er aber durchführen, und mit den Einschränkungen könne man umgehen.
Ob noch Aufgabengebiete dazu kommen, ist offen. Denkbar sind zum Beispiel auch Kontrollgänge auf dem Außengelände des Energiewerks. Aber erst einmal werden die Zweibeiner den Neuen im warmen und streng riechenden Innersten der Anlage antreffen. Einen Spitznamen haben sie ihm schon verpasst: Hot Dog.