Ausbau zwischen Frankfurt und Bad Vilbel Neue S6-Strecke: Vier Gleise, pünktlichere Züge – und ein Dämpfer zum Start
Sechs Jahre Bauzeit und deutlich teurer als geplant: Auf der S-Bahnstrecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel sind nun vier statt zwei Gleise befahrbar. Zum Start am frühen Morgen gab es allerdings erst einmal Probleme.
Alles neu auf der Bahnstrecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel: zwei zusätzliche Gleise, Oberleitungen, Signale und Sicherheitstechnik. Dazu neue Bahnsteige an den Stationen auf der Strecke der S-Bahn S6, neben den Gleisen stehen jetzt grüne Schallschutzwände.
"Kleine Anlaufschwierigkeiten"
Am Montag um 4.30 Uhr sollte die viergleisige Strecke in Betrieb gehen. Doch zum Start gab es einen Rückschlag für die Deutsche Bahn (DB): Die S6 konnte zunächst nur zwischen Friedberg und Groß-Karben verkehren, wie ein Sprecher am Morgen auf hr-Nachfrage sagte.
Die Bahn sprach von "kleinen Anlaufschwierigkeiten". Es mussten noch weitere Abnahmefahrten auf der neuen Strecke gemacht werden, bevor die Bahnen über die Gleise fahren konnten. Gegen 7 Uhr war dann aber auch diese Hürde genommen. "Allerdings sind die Züge derzeit auf den neuen Gleisen zunächst im Halbstundentakt unterwegs", sagte ein Sprecher. Parallel hat die DB weiterhin Busse als Ersatzverkehr im Einsatz.
Regional- und Fernzüge waren von den Problemen am Morgen laut Bahn nicht betroffen. Nicht fertig wurde die Station Bad Vilbel-Süd, sie soll laut Bahn erst in einer Woche angefahren werden.
Behinderungen wegen Personalengpässen
Ganz planmäßig ist mit weiteren Behinderungen zu rechnen – wegen Personalengpässen in Stellwerken: Die Bahn kürzt bis Ende März zwischen 20 Uhr und 23.30 Uhr den Fahrplan auf einigen Linien. Die RB34 von Frankfurt nach Glauburg-Stockheim startet erst in Bad Vilbel. Die Linien des Mittelhessen-Express RB40/41 von Frankfurt über Gießen nach Dillenburg bzw. Treysa fahren erst ab Friedberg.
Arbeiten dauerten sechs Jahren
Die Arbeiten auf dem 13 Kilometer langen Abschnitt haben sechs Jahre gedauert. Die Kosten sind seit Baubeginn enorm gestiegen und liegen aktuell bei rund 880 Millionen Euro.
Die 300 Züge, die hier täglich unterwegs sind, sollen laut Planung mehr Platz haben und pünktlicher werden: "Die S-Bahn fährt dann auf eigenen Gleisen, getrennt vom Regional- und Fernverkehr. So können die Züge nebeneinander fahren", erklärte Gerd-Dietrich Bolte, der bei der Bahn für die Infrastrukturprojekte zuständig ist.
Für die Restarbeiten war die Strecke seit dem 2. Januar gesperrt - eine von zahlreichen Vollsperrungen, mit denen sich Hunderttausende Bahnpendler in Hessen jahrelang arrangieren mussten. Für sie hieß es immer wieder: Ersatzbusse, Umleitungen, Ausfälle.
"Erschütterungen, Lärm, das Schleifen von Schienen"
Auch für die Anwohnerinnen und Anwohner waren die Bauarbeiten eine Belastung, schildert Martina Günther aus Frankfurt-Eschersheim. Sie wohnt nur wenige Meter von der Bahnstrecke entfernt: "Diesmal ist die Sperrung wirklich schlimm, es ist einfach nur laut. Erschütterungen, Lärm, das Schleifen der Schienen - Tag und Nacht, das ist eine Zumutung! Ich finde, wir Anwohner sollten eine Entschädigung kriegen."
Günther findet den Ausbau der Gleise zwar grundsätzlich sinnvoll, befürchtet aber, dass in Zukunft mehr lärmende Güterzüge über die Strecke fahren könnten.
Stationen bisher nur provisorisch hergerichtet
Das Aktionsbündnis Bahnane hatte aus diesem Grund über Jahre versucht, das Projekt gerichtlich zu verhindern. Auch Anlieger wehrten sich mit Klagen gegen die Pläne, weil sie für den Ausbau ihre Grundstücke an die Bahn verkaufen mussten.
Am Ende setzte sich die Bahn durch, die Arbeiten verzögerten sich allerdings und sind auch jetzt noch nicht abgeschlossen. Die Stationen sind bisher nur provisorisch hergerichtet, Aufzüge und richtige Treppen sollen erst später eingebaut werden.
Nächster Abschnitt bis Friedberg
Auch eine neue geplante Haltestelle in Frankfurt-Ginnheim lässt noch auf sich warten, erklärt Bolte von der Bahn: "Für die Station in Ginnheim haben wir erst seit letzten November Baurecht. Wir haben jetzt zügig angefangen zu bauen und wollen sie Ende des Jahres im Dezember in Betrieb nehmen." Dann soll die S-Bahn dort halten und in einem gleichmäßigen 15-Minuten-Takt fahren.
Wenn alle Arbeiten zwischen Frankfurt und Bad Vilbel erledigt sind, steht die nächste Baustufe an: Die Bahn will auch den 17 Kilometer langen Abschnitt bis Friedberg auf vier Gleise ausbauen. Auch hier hinkt die Bahn im Zeitplan hinterher. Die Arbeiten sollen laut aktueller Prognose Ende 2026 beginnen und bis 2032 dauern.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 19.02.2024, 19.30 Uhr
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