Auf Frankfurter Konsumgüter-Messe Schmähpreis "Plagiarius" für dreiste Produktfälschungen vergeben
Eine Serie von Trinkgläsern, ein Lego-Bausatz des VW Käfers und ein Kugelbahnsystem aus Holzwürfeln zählen zu den Gewinnern des diesjährigen "Plagiarius"-Preises. Aber auch ein hessischer Hersteller ist nicht vor Produktpiraterie sicher.
Auf der internationalen Konsumgüter-Messe Ambiente in Frankfurt ist am Freitag der Negativpreis "Plagiarius" für Produktfälschungen verliehen worden. Der Schmähpreis stellt besonders dreisten Fälschungen die hochwertigeren Originalprodukte gegenüber.
Der erste Preis ging an die bayerischen Glaswerke in Neustadt an der Waldnaab für ihre maschinell gefertigte Serie "Definition" von Champagner-, Wein- und anderen Trinkgläsern. Sie ist nach Ansicht der Jury ein Plagiat der handwerklich hergestellten Gläser "Denkart" der Firma Salto in Österreich. Die beiden Firmen streiten sich der Jury zufolge vor Gericht.
VW-Käfer-Bausatz samt Logo kopiert
Den zweiten Schmähpreis erhielt die niederländische Firma GDR-Trading BV für ihre markenverletzende Kopie eines Lego-Bausatzes des VW Käfers. Hier würden sowohl die Käfer 3D-Marke als auch die "VW im Kreis"-Marke verletzt.
Der dritte Schmähpreis wurde der chinesischen Firma Zaozhuang Yike Electromechanical Equipment Co., Ltd. in Shandong verliehen, die unter dem Namen Easycool das Kugelbahnsystem aus Holzwürfeln der Schweizer Firma Cuboro AG kopiere und für den halben Preis anbiete.
Neue Stufe der Produktpiraterie
Die Plagiarius-Jury machte chinesische Online-Plattformen verantwortlich für eine neue Stufe der Produktpiraterie. Firmen wie Temu, Shein, DHgate und AliExpress überschwemmten die Weltmärkte mit ihren Billigartikeln - darunter zahlreiche rechtsverletzende Nachahmungen.
Nach aggressiver Werbung in den sozialen Medien würden die Waren oftmals ohne CE-Zeichen und ohne deutschsprachige Bedienungsanleitung geliefert. Ein Rückversand werde meist ausgeschlossen oder sei teurer als das Billigprodukt selbst.
Begehrtes Kunststoff-Besteck von Koziol
Als Beispiel präsentierten die Plagiarius-Macher einen Sonder-Preis "Online-Marktplatz für Hyänen", auf dem ein prämiertes Kunststoff-Besteck des hessischen Design-Herstellers Koziol aus Erbach (Odenwald) gelandet sei. Nachahmungen des designprämierten Kunststoff-Besteck-Sets mit dem Namen KLIKK heimsen schon seit Jahren immer wieder den Negativpreis ein.
So auch in diesem Jahr. Auf mindestens vier Plattformen würden immer wieder minderwertige Plagiate des Originals zu Schleuderpreisen angeboten. Die entsprechende Werbung würde zwar nach Hinweisen auf den EU-weiten Designschutz von der Plattform entfernt, nur um am nächsten Tag bei anderen Händlern erneut zu erscheinen.
Springendes Warzenschwein sorgte bei Puma für Aufruhr
Aber auch in Deutschland gibt es untereinander durchaus Streitigkeiten in Sachen Urheberrecht. So stellt die nach Angaben der Jury "die vermeintlich humorvolle Verfremdung" für den Hersteller Puma aus Herzogenaurach (Bayern) eine ernstzunehmende Verletzung der Wort-Bild-Marke dar. Die Parodie stammt von der Streetwall 68 GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Wülfrath.
Damit werde der gute Ruf der bekannten Marke in unlauterer Weise ausgenutzt, befand das Landgericht Hamburg und untersagte Streetwall den Verkauf des besagten T-Shirts in der EU.
Redaktion: Anikke Fischer
Sendung: hr-iNFO, 26.01.2024, 14.00 Uhr