Nur Transitbereich geöffnet Hunderte Flüge am Frankfurter Flughafen gestrichen
Ein Warnstreik des Sicherheitspersonals hat am Frankfurter Flughafen die Pläne vieler Passagiere durcheinandergebracht. Fluggäste konnten am Donnerstag nicht zusteigen, nur Transitflüge waren möglich. Auch am Freitagmorgen könnte es noch zu Wartezeiten kommen.
Wegen des Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte war am Donnerstag für die Passagiere am Frankfurter Flughafen kein Einstieg möglich. Sicherheitskontrollen fanden nicht statt.
Von 1.120 geplanten Flugbewegungen wurden nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport bis zum Nachmittag knapp 320 abgesagt.
Rund 320 Flüge gestrichen
Am Morgen waren einige Flieger gestartet. Doch diese konnten nur von Transitreisenden genommen werden. Diese Reisenden wurden zudem gebeten, den Transitbereich des Flughafens nicht zu verlassen, da es nicht möglich sei, ihn anschließend erneut zu betreten.
Auch Fluggäste, die in Frankfurt nur umsteigen, mussten mit Verspätungen und Ausfällen rechnen.
Rund 800 Flüge fanden laut Fraport statt - dazu zählten aber auch viele Inlandsflüge, die auf Züge der Deutschen Bahn umgebucht wurden. Ursprünglich waren in Frankfurt für Donnerstag gut 1.100 Flugbewegungen mit rund 135.000 Passagieren geplant.
Im Transitbereich habe es am Morgen keine Unregelmäßigkeiten gegeben, sagte der Fraport-Sprecher. Hier mussten einige Umsteiger nachkontrolliert werden, die nicht aus sicheren Herkunftsländern nach Frankfurt geflogen waren. Hierfür gibt es einen vereinbarten Notdienst.
Kostenlose Umbuchung bis 8. Februar möglich
Fraport hatte ganztägig mit "erheblichen Beeinträchtigungen" gerechnet. Der Flughafenbetreiber und die Lufthansa baten Passagiere, am Donnerstag gar nicht erst an den Flughafen zu kommen.
Die Lufthansa bietet kostenlose Umbuchungen im Zeitraum bis zum 8. Februar an. Fluggäste, die Tickets für Inlandsflüge haben, konnten diese bereits vorab gegen Fahrkarten der Deutschen Bahn eintauschen, hieß es.
Ausstand vom frühen Morgen bis Mitternacht
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte das Sicherheitspersonal am Dienstag aufgerufen, die Arbeit ab dem frühen Donnerstagmorgen niederzulegen. Gestreikt werden sollte bis Mitternacht.
Neben Frankfurt waren auch die Flughäfen in Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Erfurt und Stuttgart von dem Streik betroffen.
Nach dem Ende des Warnstreiks am Donnerstag müssen sich Reisende nach den Erfahrungen von Fraport am frühen Freitagmorgen noch vereinzelt auf Wartezeiten einstellen. Im Laufe des Tages sollte es sich aber einspielen, sagte ein Fraport-Sprecher.
Höherer Stundenlohn gefordert
Bei einer Verdi-Kundgebung skandierten etwa 300 Menschen: "Wir sind es wert - 2,80 Euro." "Ich denke, das ist ein deutliches Zeichen für einen vernünftigen Abschluss in der nächsten Woche", sagte Mathias Venema von der Gewerkschaft Verdi. Dann würde auch niemand mehr fragen, warum man die Republik lahmlege. Wenn allerdings kein Tarifabschluss zustande komme, "müssen wir es halt wieder tun", sagte Venema mit Blick auf weitere Streiks.
Verdi verhandelt derzeit mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) einen neuen Tarifvertrag. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 2,80 Euro mehr Stundenlohn für die Beschäftigten, außerdem höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 12 Monaten haben.
"Unser Ziel ist es, den Kaufkraftverlust der Beschäftigten nachhaltig auszugleichen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte müsse finanziell attraktiv bleiben, damit die dringend benötigten Fachkräfte gewonnen und gehalten werden könnten.
"Schon jetzt gibt es einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, die bereit sind, rund um die Uhr, an Wochenenden und an Feiertagen äußerst flexibel an den Flughäfen zu arbeiten."
Mitarbeiter "unter Druck"
In der Sicherheitsbranche sei bei der Arbeit "ständig Druck auf dem Kessel", sagte Gewerkschaftssekretär Behrad Ghofrani am Donnerstagmorgen dem hr. Er berichtete von Kolleginnen und Kollegen, die Angst vor Abmahnungen oder sogar Kündigungen hätten.
Da es um die Sicherheit der Fluggäste gehe, dürfe man keine Fehler machen, so Ghofrani. "Um diesen Druck herauszunehmen, müsste man bessere Bezahlung anbieten, damit mehr Leute diesen Job annehmen und dabei nicht auf dem Zahnfleisch gehen."
Gespräche in kommender Woche
Bisher gab es in drei Verhandlungsrunden keine Einigung. Weitere Gespräche sind für Dienstag und Mittwoch kommender Woche geplant. Die Arbeitgeber hätten zwar die Vorlage eines möglichen Angebots in Aussicht gestellt, hieß es von Verdi, dieses stehe aber unter der Vorbedingung, dass die Gewerkschaft ein Schlichtungsverfahren vereinbart. Solche Vorbedingungen lehne man ab.
Zudem sehe das mögliche Angebot nur Entgelterhöhungen im Jahr 2024 von vier Prozent vor, was je nach Lohngruppe 55 bis 82 Cent mehr pro Stunde entspreche. Im Jahr 2025 soll es demnach eine weitere Erhöhung von drei Prozent geben, was erneut 43 bis 64 Cent zusätzlich wären.
Scharfe Kritik am Streikvorhaben
Der Streik sei völlig unangemessen, sagte Frank Haindl von der Tarifkommission des Bundesverbands der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) am Donnerstag in Frankfurt. Es liege ein diskussionsfähiges Angebot auf dem Tisch. Es müsse ein Kompromiss gefunden werden, der für beide Seiten tragfähig sei.
Beide Seiten müssten zudem über Eckpunkte einer Schlichtungsvereinbarung sprechen, für den Fall, dass es am Verhandlungstisch keine Lösung gebe, sagte Haindl. Es müsse verhindert werden, dass es zu ausufernden Streiks komme wie bei der Deutschen Bahn.
Auch der Luftverkehrsbranchenverband BDL kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft scharf: "Das Lahmlegen des Luftverkehrs in Deutschland durch einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte ist unangemessen. Es sollte stattdessen alles unternommen werden, um eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden oder im Wege einer Schlichtung", erklärte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.
Kabinengewerkschaft: Tarifverhandlung mit Lufthansa abgebrochen
Währenddessen droht der nächste Tarifkonflikt in der Luftfahrt-Branche zu eskalieren. Die Kabinengewerkschaft Ufo hat die Gehaltsverhandlungen mit dem Lufthansa-Konzern für rund 18.000 Flugbegleiter der Stammgesellschaft einseitig abgebrochen.
"Auch das letzte Angebot der Lufthansa reicht nicht aus", hieß es am Mittwoch in einem Rundschreiben an die Mitglieder nach 14 Verhandlungstagen.
Bereit zum Streik
Die Kabinengewerkschaft drohte kaum verhohlen mit Streik, wenngleich eine Entscheidung der Tarifkommission noch nicht gefallen sei. Sie schrieb: "Das schärfste Schwert einer Gewerkschaft ist so offensichtlich, dass wir es gar nicht separat aussprechen müssen. Aber eins ist klar: Wir sind bereit, auch den Weg der Ultima Ratio zu gehen."
"Für den Abbruch zum jetzigen Zeitpunkt fehlt uns daher jedes Verständnis", erklärte die Lufthansa. Lösungen könnten nur am Verhandlungstisch erarbeitet werden. Daher fordere man Ufo auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 01.02.2024, 19.30 Uhr
Ende der weiteren Informationen