Gewerkschaft befürchtet größeres Abbauprogramm Solarunternehmen SMA entlässt 90 Mitarbeiter in der Probezeit
Erst im September hat der nordhessische Solartechnik-Hersteller SMA einen harten Sparkurs angekündigt. Jetzt müssen sich bereits 90 Mitarbeiter einen neuen Job suchen. Sie alle waren noch in der Probezeit.
Kosteneinsparungen von bis zu 200 Millionen Euro, dazu womöglich ein Stellenabbau - was der Solartechnik-Hersteller SMA aus Niestetal (Kassel) Ende September angekündigt hat, wird bereits wenige Wochen später umgesetzt.
Das Unternehmen verfährt dabei nach dem "last in - first out"-Prinzip - Kündigungen erhielten zuerst diejenigen, die zuletzt eingestellt wurden. SMA bestätigte dem hr am Donnerstag, 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Bereichen innerhalb der Probezeit gekündigt zu haben. Die HNA hatte darüber zuerst berichtet.
Von ihrer Kündigung könnten einige Betroffene als Erstes aus der Zeitung erfahren haben. Laut einer Unternehmenssprecherin werden sie "aktuell und in den nächsten Tagen informiert".
Gerade abgeworben, jetzt gekündigt?
Die Entscheidung sei dem Unternehmen nicht leichtgefallen, erklärte die Sprecherin. Der Schritt sei "aufgrund der wirtschaftlichen Lage aber notwendig".
Von den Kündigungen sind laut HNA vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen, die erst kürzlich von anderen Unternehmen abgeworben wurden. Die SMA-Sprecherin wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.
IG Metall erwartet Abbauprogramm und mehr Entlassungen
Kritik an den Entlassungen äußerte die IG Metall Nordhessen. Gewerkschaftssekretärin Elisabeth Rutz bestätigte, dass die Betroffenen gerade erst von anderen Arbeitsstellen abgeworben worden seien.
Das sei für die Betroffenen "besonders bitter", sagte Rutz - zumal der Arbeitsmarkt in Nordhessen angespannt sei. Die Gewerkschaftssekretärin geht davon aus, dass womöglich noch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind als die 90, die das Unternehmen nennt. Alle Beschäftigten in der Probezeit könnten betroffen sein, sagte Rutz, das wären "deutlich mehr".
Rutz glaubt außerdem, dass SMA im Rahmen eines Abbauprogramms in der Zukunft weitere Stellen streichen wird. "Das wird erst der Anfang sein", befürchtet die Sprecherin.
Vorwurf: "Markt zu lange falsch eingeschätzt"
Die Gewerkschaft sieht das Unternehmen in der Verantwortung. SMA habe "den Markt zu lange falsch eingeschätzt" und zu spät reagiert - beispielsweise durch Kurzarbeit, sagte Rutz gegenüber dem hr.
Dazu gebe es unternehmensseitig keine Idee, wie es mit SMA weitergehen könne - und damit auch keine "zeitliche Perspektive für die Mitarbeiter", sagte Rutz. Die Unsicherheit betreffe jeden, weil keiner wisse, in welchen Bereichen entlassen werde.
2023 noch "eines der besten Geschäftsjahre"
Das Unternehmen hatte den Sparkurs mit den Umsatzentwicklungen in den Segmenten "Home Solutions" und "Commercial & Industrial Solutions" begründet. Viele Händler und Installateure hätten ausreichend Solarkomponenten im Lager und benötigten keine neuen Teile.
Zudem hatte die Geschäftsleitung auf ein "generell sehr herausforderndes Marktumfeld" verwiesen. So sei die Nachfrage aufgrund gesunkener Strompreise eingebrochen, dazu drängten chinesische Hersteller in den Markt.
Noch im Vorjahr hatte SMA seinen Umsatz unter anderem dank einer hohen Nachfrage um 79 Prozent steigern können. Finanzvorständin Barbara Gregor hatte das Jahr 2023 als eines "der besten Geschäftsjahre seit der Gründung der SMA 1981" bezeichnet.