Sprudelhof Therme Bad Nauheim Moderner Wellnesstempel in historischem Jugendstilgebäude

Die Sanierung des Sprudelhofs in Bad Nauheim gilt als Hessens bedeutendste Denkmalbaustelle. Jetzt geht das historische Badehaus, in dem einst Kaiserinnen und Zaren entspannten, wieder in Betrieb. Rund 42 Millionen Euro hat das Land in die Therme investiert.

Brunnen mit beleuchtetem historischen Gebäude dahinter
Der Sprudelhof in Bad Nauheim ist über 100 Jahre alt Bild © Alexander Gottschalk

Die Kaiserin schläft schlecht. Im Sommer 1898 leidet Sisi, alias Elisabeth von Österreich und Ungarn, unter Depressionen und Schlafstörungen. Eine Badekur im mittelhessischen Bad Nauheim (Wetterau) ist damals en vogue, sie soll helfen.

Das tut sie wohl auch, aber Bad Nauheim selbst erobert Sisis Herz offenbar nicht: Sie klagt über aufdringliche Leute und das Klima. Ende August verlässt sie fluchtartig die Stadt - und wird wenig später in Genf ermordet. Der Kurort wird dadurch zu Sisis letztem längerem Aufenthaltsort.

Kaiserliche Kur

Vielleicht hätte es der Kaiserin in Bad Nauheim besser gefallen, wäre der Sprudelhof damals schon fertig gewesen: Europas größter Jugendstilkomplex, gebaut von 1905 bis 1911.

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In der Mitte sprudelte das Heilwasser aus verzierten Brunnen. In den mehr als 250 Badezimmern ließen sich unter anderem die letzte deutsche Kaiserin Auguste Viktoria, Albert Einstein und Zarin Alexandra Feodorowna verwöhnen.

Aufwendige Sanierung des Sprudelhofs

Die Sanierung des Sprudelhofs gilt derzeit als Hessens wichtigste Denkmalbaustelle. Die prunkvoll verzierten und verschnörkelten Badehäuser mit meterhohen Wartehallen und geschmückten Innenhöfen sind bis heute erhalten, wurden aber lange anderweitig genutzt. Der reguläre Badebetrieb wurde schon vor Jahrzehnten eingestellt.

Nun ist ein Teil des Sprudelhofs fertig saniert und wieder für den Wellness-Betrieb nutzbar: das Badehaus 2. Mit Blick auf Jugendstil-Fenster, aufwendige Wandverkleidungen und Mosaike wurden hier fünf Saunen, ein Erholungsbereich und verschiedene Zimmer für Anwendungen installiert.

Sechs Menschen auf der Bühne vor einem reich verzierten Fenster, sie halten einen riesigen Schlüssel
Schlüsselübergabe im Jugendstil-Saal Bild © Alexander Gottschalk

Zusätzlich wurde das Badehaus 2 mit einem Thermen-Neubau verbunden, der nebenan errichtet wurde und bereits seit einem Jahr in Betrieb ist. Hier gibt es mehrere Schwimmbecken sowie weitere Saunen im Außenbereich.

Rund 42 Millionen Euro hat das Land Hessen in die Therme investiert. Am Montagabend wurde die Fertigstellung von Badehaus 2 mit einer Schlüsselübergabe gefeiert. Weil noch Restarbeiten und letzte Abnahmen anstehen, wird es laut Stadt voraussichtlich aber erst Ende des Jahres für den Publikumsbetrieb geöffnet.

Historische Elemente neu inszeniert

Als besondere "Reminiszenz an die Vergangenheit" habe man vier historische Kessel von damals wieder installiert und sichtbar gemacht, erklärt Stefan Kannewischer von der Sprudelhoftherme GmbH, die die Therme betreibt. Die alten Kessel können durch eine Scheibe aus der Aufgusssauna heraus betrachtet werden.

rot beleuchtete Kessel
Blick aus der Sauna auf historische Kessel Bild © Alexander Gottschalk

Auch ein Kaminraum wurde wiederhergestellt sowie der sogenannte Kleukens-Salon: ein ehemaliger Wartesaal mit Gemälden des Jugendstil-Künstlers Friedrich Wilhelm Kleukens (1878-1956). Laut Sprudelhoftherme GmbH umfasst der Sauna- und Wellnessbereich nun insgesamt mehr als 1.900 Quadratmeter.

Komplexe Restaurierung

Das gesamte Areal wird seit 2020 durch das Land Hessen grundlegend denkmalgerecht saniert. In den anderen ehemaligen Badehäusern ist eine Mischnutzung vorgesehen, etwa als Reha-Einrichtung und Veranstaltungslocation. Eine Krankenpflegeakademie ist bereits 2023 ins sanierte Badehaus 5 eingezogen.

Die Sanierung ist enorm aufwendig und komplex, erklärt Markus Harzenetter, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, das den Umbau eng begleitet. Hinzu komme, dass das Objekt eine besonders hohe baukünstlerische Bedeutung habe.

geflieste Sitzbänke, im Hintergrund bunte Fenster
Alt trifft neu: Die Sanierung galt als äußerst aufwendig Bild © Alexander Gottschalk

Fenster und Fliesen könne man nicht beliebig austauschen, sondern müsse sie behutsam restaurieren, so Harzenetter. Gleichzeitig müsse man die Gebäude auf einen technisch modernen Stand bringen und energetisch ertüchtigen.

Technische Herausforderungen

Der Sprudelhof ist zudem nicht nur an der Oberfläche aufwendig gestaltet. Auch in den tieferen Ebenen birgt er Herausforderungen. Um die gut betuchten Gäste nicht bei der Erholung zu stören, wurde das Areal mit einem unterirdischen Anlagensystem und Versorgungsstollen versehen. Badewannen wurden beispielsweise nach dem Gebrauch im Boden versenkt und in den Versorgungsgängen quasi unsichtbar gereinigt.

Brunnen mit beleuchtetem historischen Gebäude dahinter
Hier entspannten schon Kaiserinnen und Zaren Bild © Alexander Gottschalk

Bei der Sanierung wurden laut Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen zudem verschiedene Schadstoffe gefunden, die aufwendig beprobt, ausgebaut und entsorgt wurden: sogenannte polyaromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, Asbest und auch radioaktiv belasteten Ablagerungen aus Sole.

Einzigartiges Denkmal von europäischem Rang

Im Badehaus 2 sei besonders aufwendig die Rekonstruktion der Wartehalle gewesen, meint Harzenetter. Der Gemäldezyklus von Kleukens sei glücklicherweise erhalten gewesen. Jedoch habe man rundherum 1.688 Herzblätter händisch aufbringen müssen.

Harzenetter meint: Das Sprudelhof-Areal sei in dieser Ausstattung und Erhaltungsqualität deutschlandweit einzigartig. Auch europäisch könne es in einer "gewissen Liga mitspielen".

Hoffnungen für die Zukunft

Auch Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) erklärt: Die Sanierung sei enorm aufwendig und teuer gewesen, habe sich aber aus Sicht der Stadt gelohnt. "Diese Kombination aus Tradition und Moderne - das ist ein einzigartiges Erlebnis", meint Kreß.

Der Bürgermeister erhofft sich viel von der Sprudelhof Therme: Gesundheit und Tourismus seien für Bad Nauheim seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bad Nauheim sei ein Kurbad von Weltruf gewesen. "Da wollen wir wieder hin."

Blick in eine Sauna
Im historischen Badehaus 2 wurden fünf Saunen installiert Bild © Alexander Gottschalk

Disclaimer: In einer früheren Version des Textes stand, dass die Stadt Bad Nauheim 47 Millionen Euro in die Therme investiert hat. Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen wies darauf hin, dass bislang Kosten in Höhe von rund 42 Millionen Euro entstanden. Diese trägt das Land Hessen. Wir haben die Passage entsprechend geändert.

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Sendung: hr4, Die Hessenschau für Mittelhessen, 17.12.2024, 12.30 Uhr

Quelle: hessenschau.de mit Material von Alexander Gottschalk (hr)