Finanzierung noch ungeklärt Nordmainische S-Bahn wird über eine halbe Milliarde Euro teurer
Die geplante S-Bahn-Verbindung zwischen Frankfurt und Hanau wird deutlich teurer als bisher bekannt. Die Bahn rechnet derzeit mit Gesamtkosten von rund zwei Milliarden Euro für die rund 20 Kilometer lange Strecke.
Viele Pendler warten schon seit Jahrzehnten auf die nordmainische S-Bahn, die Hanau und Maintal direkt mit dem Frankfurter Zentrum verbinden soll. Jetzt stellt sich auf hr-Nachfrage heraus: Die erwarteten Kosten steigen laut Bahn von zuletzt 1,29 auf 1,96 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von rund 50 Prozent.
Grund seien zum einen gestiegene Baukosten. Zum anderen seien bei der Planung weitere Kostentreiber aufgetaucht, etwa Versorgungsleitungen, die verlegt werden müssten. Außerdem habe man erstmals auch die neu zu bauenden Bahnbrücken für diese Strecke eingepreist.
Es wird wohl noch teurer
Die Bahn erklärt, die derzeitige Kostenschätzung von 1,96 Milliarden Euro sei schon von 2021. Allerdings ist sie bisher nicht öffentlich gemacht worden. Die Stadt Hanau, die zu den Projektpartnern zählt, teilte auf hr-Anfrage mit: "Eine Information über gestiegene Kosten [...] wurde der Stadt Hanau noch nicht kommuniziert." Allerdings seien Kostensteigerungen mit fortschreitender Planung durchaus üblich.
Mit weiteren Aufschlägen ist deshalb zu rechnen, wie auch die Bahn schon andeutet. Eine Konzernsprecherin sagt, dass die starke Inflation der vergangenen drei Jahre noch nicht eingeflossen sei. Eine aktuellere Kostenschätzung liegt zwar derzeit nicht vor, aber es gilt als wahrscheinlich, dass das Projekt dann die 2-Milliarden-Euro-Schwelle überschreitet.
Weder Genehmigung noch Finanzierung
Die S-Bahn soll 2031 in Betrieb gehen. Erste Vorarbeiten gibt es bereits. So konnte im Mai 2023 nach mehr als zwei Jahren Bauzeit die Eisenbahnüberführung an der Frankfurter Landstraße in Hanau in Betrieb genommen worden.
Allerdings gibt es bisher für keinen der drei Bauabschnitte die erforderliche Genehmigung vom Eisenbahnbundesamt, den so genannten Planfeststellungsbeschluss. Die Bahn hofft, dass sie in den nächsten Monaten grünes Licht für den ersten Abschnitt bekommt. Losgehen soll es mit dem Anschluss der Trasse an den Frankfurter S-Bahn-Tunnel. Die Bauarbeiten dafür hat das Unternehmen schon europaweit ausgeschrieben.
Ungeklärt ist auch noch die Finanzierung. Nach hr-Informationen haben sich der Bund und das Land Hessen noch nicht über die Aufteilung der Kosten verständigt. Eigentlich – so erklären Bund und Land übereinstimmend – sollen die Kosten nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) aufgeteilt werden. Demnach würde der Bund 75 Prozent der Kosten übernehmen, den Rest Land und Kommunen.
Finanzierungsantrag liegt dem Bund nicht vor
Auf hr-Nachfrage teilt das Bundesverkehrsministerium aber mit, ein Antrag zur endgültigen Aufnahme in das GVFG-Bundesprogramm liege noch nicht vor. Das Land erklärt dazu, das könne erst dann passieren, wenn sich alle Seiten über die Finanzierung verständigt hätten.
Nach hr-Informationen wünscht sich das Land eine höhere Bundesbeteiligung, weil von dem Projekt nicht nur der Regional-, sondern auch der Fernverkehr profitiere. Denn die bestehende Bahntrasse zwischen Frankfurt und Hanau werde von zwei auf vier Gleise erweitert, so dass die Bahn mehr ICEs und Güterzüge auf die Strecke bringen könne.
In Bahnkreisen hofft man auf eine Einigung, sobald in Hessen der Regierungswechsel von Schwarz-Grün zu Schwarz-Rot vollzogen ist. Der derzeitige Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) scheidet Ende des Monats aus dem Amt, das Ressort soll dann an die SPD fallen.
Sendung: hr-iNFO, 4.01.2024, 6.10 Uhr
Redaktion: Caroline Wornath