Pakete für Amazon ausgeliefert Güter-Straßenbahn überzeugt im Testbetrieb

Können Straßenbahnen und Lastenräder eine Alternative für Paketdienste sein? Das hat ein Forschungsteam vier Wochen lang in Frankfurt getestet. Das Fazit fällt positiv aus. Ob die "LastMileTram" regelhaft eingesetzt wird, ist trotzdem noch offen.

Gütertram im Probebetrieb
Gütertram im Probebetrieb in Frankfurt. Bild © B. Federmann, Frankfurt University of Applied Sciences
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Pakete könnten in Frankfurt künftig regelhaft mit Straßenbahnen und Lastenrädern ausgeliefert werden. Das ist zumindest die Hoffnung von Kai-Oliver Schocke, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences und Leiter des Projekts "LastMileTram", das in den vergangenen vier Wochen getestet wurde. Beteiligt waren neben der Hochschule die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) und der Versandriese Amazon.

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Dabei wurden Päckchen und Pakete von einem Amazon-Verteilzentrum in Raunheim mit einem Elektro-Transporter zu einer Tram-Station in Frankfurter Stadtrandlage gebracht. Mit der Straßenbahn ging es dann in die Innenstadt zur Haltestelle "Zoo" oder zum Betriebshof Gutleut. Dort wechselten die Pakete auf E-Lastenräder, die sie an die Haustür lieferten.

Weniger Lärm, weniger Verkehr, weniger Emissionen

Mit den Ergebnissen des Praxistests ist Wissenschaftler Schocke durchaus zufrieden: Es funktioniere "alles tatsächlich so, wie wir es uns in der Theorie ausgedacht haben." Straßenbahnen und Fahrräder fahren "ganz, ganz zuverlässig", sagt er. Knapp sechs Jahre haben die Forscher im Vorfeld an dem Projekt gearbeitet und haben alles am Computer simuliert, was sie jetzt im Frankfurter Stadtgebiet getestet haben.

Der Realbetrieb habe das Potenzial einer Güterstraßenbahn für Paketzustellung im urbanen Raum gezeigt, hieß es bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse am Dienstag. Während der Testphase habe die Tram nachweislich zur Entlastung des städtischen Verkehrs und einer geringeren Lärmbelastung beitragen.

Auch die CO2-Belastung durch eine "lokal emissionsfreie Zustellung" habe deutlich gesenkt werden können. Die endgültige Bewertung der CO2-Einsparung steht noch aus, die Forscher rechnen mit etwa 56 Prozent.

Das Projekt zeige, dass innovative Verkehrskonzepte auch im praktischen Einatz überzeugen, sagt Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD). Das Modell könne nicht nur in Hessen, sondern auch bundesweit Vorbild für eine emissionsarme Logistik sein.

Effizienter als erwartet

Rund elf Millionen Pakete werden täglich durch Onlinehändler in Deutschland verschickt, die meisten davon werden mit Autos geliefert. Mit dem neuen Zustellverfahren könnten ungefähr 150 Fahrzeuge in Frankfurt eingespart werden. Da E-Lastenfahrräder aufgrund ihrer zu geringen Reichweite und Ladekapazität nicht ausreichen, setzen die Forscher auf die Trams, um die Pakete in die Innenstadt zu befördern. Was bislang unklar war: Wie klappt das in Stoßzeiten, wenn viele andere Trams unterwegs sind?

Im Praxistext wurde deshalb überprüft, ob das Entladen an den Haltestellen schnell genug geht, um Staus zu vermeiden. Ursprünglich sei man von 15 Minuten ausgegangen, sagt Moritz Kletzka, Projektleiter der Gütertram bei der VGF. "Aber während des Testlaufs haben wir gemerkt, wir brauchen maximal fünf Minuten. Das macht es natürlich deutlich effizienter und besser vom Prozess her."

Güterbahn im Probebetrieb
An Haltestellen werden die Trams entladen. Bild © B. Federmann, Frankfurt University of Applied Sciences

Hoffen auf weitere Förderung

Komplett können die Trams und Lastenräder die Transporter zwar nicht ersetzen. Große Pakete müssten nach wie vor mit Autos ausgeliefert werden, sagt Schocke. Ihr Anteil könne durch die "LastMileTram" aber immerhin deutlich gesenkt werden. Nur noch 20 bis 30 Prozent der Lieferungen müssten dann so zu den Bestellern gebracht werden. Die Gütertram bietet derzeit Potenzial für bis zu 600 Pakete pro Fahrt.

Schocke hofft jetzt, dass das Konzept in Frankfurt nicht das gleiche Schicksal ereilt wie in Amsterdam, Dresden oder Wien. Dort wurde die Gütertram nach einer Testphase wieder eingestellt, weil etwa die Kosten zu hoch waren oder der reguläre Tram-Verkehr behindert wurde. "Mein Wunsch wäre, dass wir im nächsten Jahr wieder eine Förderung bekommen können und wir ein größeres Stadtgebiet befahren und über einen längeren Zeitraum fahren können."

Ob das passieren wird, steht allerdings noch nicht fest. Die Erfahrungen aus dem Testprojekt sollen jetzt ausgewertet und analysiert werden. Danach wird geprüft, ob ein Regelbetrieb möglich ist.

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de