Energiebericht des Landes Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigt - der Sonne sei Dank

Hessen hat 2022 wohl ein Rekordjahr bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien verzeichnet. Doch Experten warnen vor verfrühter Freude. Die Zahlen des Energieberichts seien vor allem auf gute Wetterbedingungen zurückzuführen.

Die Silhouetten einer Frau und eines Hundes vor der untergehenden Sonne.
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Es gehe in Hessen vorwärts mit der Energiewende, das ist die Botschaft, die Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) betonte, als er im Dezember 2022 den neuen Monitoringbericht Energiewende vorstellte. "Seit zehn Jahren hat sich der Anteil der in Hessen erzeugten erneuerbaren Energie verdoppelt", sagte er. Der Bericht zeigt aber auch, dass in Hessen 2021 wieder mehr Strom aus fossilen Energieträgern erzeugt wurde und sich die Stromerzeugung aus Kohle in der ersten Hälfte von 2022 fast verdoppelte.

2021: Weniger Strom aus erneuerbaren Energien

Der neue Bericht liefert erstmals Daten für das Jahr 2021. Darin zeigt sich zunächst ein Rückgang bei der Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien - also zum Beispiel Windkraft, Photovoltaik und Biogas. Während im Jahr 2020 insgesamt 9,02 Terawattstunden (TWh) aus erneuerbaren Energien kamen, waren es im Jahr 2021 nur noch 8,2 TWh. Der Anteil an der gesamten Bruttostromerzeugung sank damit wieder mit 49 Prozent knapp unter die Hälfte, im Jahr 2020 lag der Anteil bei 53 Prozent.

Wirtschaftsminister Al-Wazir begründet den Rückgang damit, dass 2021 ein windschwächeres Jahr gewesen sei. Erhebungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) aus Offenbach bestätigen das: In ganz Deutschland wehte 2021 demnach etwas weniger Wind.

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Auch insgesamt ist die Stromerzeugung von 2020 auf 2021 laut dem Bericht etwas gesunken: von 17,02 TWh auf 16,70 TWh. Dennoch ist 2021 mehr Strom aus Erdgas und Kohle erzeugt worden. 2,08 TWh (12 Prozent) aus Kohle im Jahr 2021, im Vorjahr waren es 1,62 TWh (10 Prozent), beim Gas waren es 2021 insgesamt 5,34 TWh (32 Prozent) gegenüber 4,75 TWh (28 Prozent) im Vorjahr.

Wirtschaftliche Erholung nach Pandemie-Einbruch

Warum dieser Anstieg? Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums erklärt auf Anfrage, es handle sich um Auswirkungen der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie, die 2020 für Einbrüche gesorgt habe. Bei steigender Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Erdgas sei der Einsatz von Kohle "zwischen 2016 und 2020 kontinuierlich zurückgegangen", betont sie.

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Viel Sonne in der ersten Jahreshälfte 2022

Der Monitoringbericht umfasst neben den Zahlen für 2021 auch Zahlen für die erste Hälfte von 2022. Wie das Ministerium mitteilte, wurden aufgrund der Energiekrise erstmals Zahlen nur für eine Jahreshälfte ausgewertet. Es gebe keinen Vergleichswert für die erste Jahreshälfte 2021.

Dennoch zeigen sich erste Tendenzen: Bei den erneuerbaren Energien geht es demnach mit einem Anteil von 58 Prozent an der Bruttostromerzeugung stark aufwärts. Vor allem liege das am Ausbau von Photovoltaikanlagen, sagte Al-Wazir: "Das Jahr 2022 wird für die aus Sonne erzeugte Energie ein Rekordjahr." Die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass 2022 die Sonne deutlich häufiger schien als noch im Vorjahr: Seit 1951 gab es in Hessen nur in zwei Jahren mehr Sonnenschein.

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Mix der erneuerbaren Energieträger

Unter den verschiedenen Energieträgern, die zu erneuerbaren Energien zählen, macht die Windenergie den größten Anteil aus - mit 51 Prozent blieb das auch in der ersten Hälfte 2022 so (2021: 46 Prozent). Photovoltaik kommt auf 25 Prozent (2021: 23 Prozent), Biogas auf 10 Prozent (2021: 14 Prozent). Im jeweils einstelligen Bereich rangieren Wasserkraft, Biomasse, Deponiegas, Klärgas und biogene Anteile des Abfalls.

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Deutlich mehr Strom aus Kohle

Nicht zu übersehen ist aber auch, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 neben den erneuerbaren Energien auch die Kohle wieder deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Von 12 Prozent im Jahr 2021 springt der Anteil der Kohle auf 21 Prozent. Beim Erdgas gibt es einen Rückgang von 32 auf 15 Prozent - dies alles natürlich infolge des Ukraine-Kriegs.

"Aufgrund der stark gestiegenen Erdgaspreise sank die Stromerzeugung in Erdgaskraftwerken", erklärte die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Dieser Rückgang sei durch Kohlekraftwerke kompensiert worden. Dies decke sich mit der deutschlandweiten Entwicklung.

Klimaziele verfehlt?

Vor kurzem berichtete der Thinktank Agora Energiewende, dass Deutschland seine Klimaziele für 2022 wegen des verstärkten Einsatzes von Kohle verfehlt habe, da die CO2-Emissionen stagnierten - trotz der günstigen Wetterbedingungen für Wind- und Solarstrom und des gesunkenen Energieverbrauchs durch sparsameres Verhalten in der Energiekrise.

Die Zahlen zum Anstieg bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sehen im deutschlandweiten Trend ähnlich aus wie in Hessen. Der Direktor von Agora Energiewende, Simon Müller, warnte jedoch vor verfrühter Freude darüber: "Das Rekordjahr für die erneuerbaren Energien ist wetterbedingt und damit kein struktureller Beitrag zum Klimaschutz." Die Politik sei nun gefordert, 2023 die Trendwende "raus aus den fossilen Energien und konsequent rein in die Erneuerbaren" zu schaffen.

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Bruttostromerzeugung

Die Bruttostromerzeugung ist die Strommenge, die in einer bestimmten Zeit erzeugt wurde. Bei der Nettostromerzeugung hingegen handelt es sich um den Wert abzüglich des Eigenverbrauchs der Kraftwerke, der zur Stromerzeugung genutzt wird.

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Quelle: hessenschau.de/Pia Stenner