Mehr Räder, weniger Autos und Unfälle Studie wertet Straßenumgestaltung im Frankfurter Nordend als Erfolg
Weniger Autos, mehr Fahrräder und Fußgänger: Die Umwandlung des Oeder Wegs in Frankfurt zu einer fahrradfreundlichen Straße hat positive Auswirkungen auf die Verkehrsbelastung. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie. Doch nicht alle Beteiligten sind glücklich.
Das Projekt zur Verkehrsberuhigung im Frankfurter Oeder Weg im Stadtteil Nordend läuft seit 2021: Autos wurden auf größere Straßen umgeleitet, breite Fahrradwege markiert, Freiflächen mit Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen und Gastronomen konnten ihre Außenbereiche erweitern. Die Maßnahmen sind Teil des "Fahrradstadt-Beschlusses" der Stadt Frankfurt von 2019.
Eine Studie der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS), die das Projekt wissenschaftlich begleitet hat, bewertet den Umbau nun als Erfolg. Die Stadt hat die Auswertung am Donnerstag präsentiert. Demnach wurden die anfangs gesteckten Ziele erreicht: Der Auto-Verkehr nahm ab, die Zahl der Fahrräder stieg, die Unfallzahlen wurden verringert und die Aufenthaltsqualität verbesserte sich.
Vom Auto auf das Fahrrad umgestiegen
Der Studie zufolge verdoppelte sich nahezu der Radverkehr auf dem Oeder Weg seit Mai 2020. Laut dem Bericht der UAS fahren inzwischen täglich rund 4.000 Fahrräder über die fahrradfreundliche Nebenstraße.
Der Autoverkehr wurde von 9.000 auf 4.000 Fahrzeuge dagegen mehr als halbiert. "Diese Zahlen verdeutlichen die erfolgreiche Verkehrsberuhigung", so Projektleiter Dennis Knese.
Unfallzahlen deutlich gesunken
Zunächst seien viele Autofahrer auf Seitenstraßen ausgewichen, es gab viel Kritik an den Maßnahmen. Um das zu ändern, wurden so genannte Diagonalfilter installiert, die nur Fahrradfahrer und Fußgänger durchlassen. Viele Autofahrer würden nun - wie erwünscht - auf die angrenzenden Hauptstraßen ausweichen.
Von den 2.000 Befragten passten 44 Prozent ihr Verhalten an: Sie fahren weniger Auto, dafür laufen sie mehr oder fahren mit dem Fahrrad. Das führt laut der Studie auch dazu, dass weniger Unfälle passieren, die Zahlen haben sich halbiert im Vergleich zu 2019.
Viele Gastronomen mit Entwicklung zufrieden
Weniger Autos und mehr Platz führten offenbar auch dazu, dass sich Menschen lieber auf und um den Oeder Weg aufhalten. Die neuen Multifunktionsflächen, Sitzelemente und Grünflächen werden laut Studie, ebenso wie die Außengastronomie, gut genutzt.
Zwei Drittel der befragten rund 60 Gewerbetreibenden vor Ort berichteten über keine nennenswerten Veränderungen ihrer Geschäftszahlen. Rund 15 Gewerbetreibende klagten hingegen über Verdiensteinbußen.
103 von 231 befragten Kundinnen und Kunden gaben zu Protokoll, dass sie sich eher öfter und länger auf dem Oeder Weg aufhalten. "Viele Geschäftsinhaber*innen unterschätzen die Konsumkraft von Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen, und überschätzen die Anteile der Kund*innen, die mit dem Pkw anreisen", sagt Projekleiter Knese.
Es gibt nicht nur Gewinner am Oeder Weg
Dennoch müsse man weiter an der Entwicklung des Oeder Wegs arbeiten und etwa weitere Lieferzonen einrichten. Es sei durchaus auch ein Ergebnis der Untersuchungen, dass es eben nicht nur Gewinner bei solchen Umgestaltungen gebe. "Hier muss die Stadt Wege finden, wie diese Menschen mitgenommen werden können. Jede*r Einzelne ist gefragt, sich sachlich in die Debatte einzubringen", so Knese.
Der zuständige Ortsbeirat entscheidet nun, ob der Oeder Weg dauerhaft zur fahrradfreundlichen Nebenstraße wird.
Redaktion: Katrin Kimpel
Sendung: hr-iNFO, 25.04.2024, 17 Uhr