Energieintensive Produktion Wieso Hessen die Energiekrise besonders hart treffen könnte

Die Energiekrise wirkt sich auf die Wirtschaft der Bundesländer unterschiedlich stark aus. Eine Rating-Agentur sieht Hessen besonders betroffen.

Der Industriepark Höchst in Frankfurt
Der Industriepark Höchst in Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Die Energiekrise trifft die Wirtschaft der Bundesländer unterschiedlich hart. Vor allem die Chemieindustrie ist ein energieintensiver Wirtschaftszweig, und da ist Hessen mit einigen wichtigen Standorten vergleichsweise stark betroffen. Eine Studie sieht das Bundesland daher bei den Auswirkungen der rasant gestiegenen Gaspreise deutschlandweit auf Platz vier hinter Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen.

Effekt geht in die Milliarden

Die Berliner Rating-Agentur Scope hat für ihre Untersuchung Daten des Statistischen Bundesamts und der Deutsche Bank Research ausgewertet. Sie kommt zu dem Ergebnis: Die gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung in Hessen wird in diesem und im nächsten Jahr um 0,6 Prozent sinken. In Nordrhein-Westfalen sind es 0,7, in Sachsen-Anhalt 0,9 und in Rheinland-Pfalz 1,2 Prozent.

Das klingt nach wenig. Julian Zimmermann, Leiter der Ratings für Bundesländer bei Scope, betont aber, dass die Auswirkungen durchaus signifikant seien. "In absoluten Zahlen geht der Effekt in die Milliarden", sagt er. Bundesweit, so schätzt Scope, werden sich die Bruttowertschöpfungsverluste wegen der energieintensiven Industrien auf 15,6 Milliarden Euro summieren.

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Bruttowertschöpfung

"Die Bruttowertschöpfung wird durch Abzug der Vorleistungen von den Produktionswerten errechnet; sie umfasst also nur den im Produktionsprozess geschaffenen Mehrwert." (Definition des Statistischen Bundesamts)

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Laut dem Branchenverband HessenChemie ist Hessen bundesweit der drittgrößte Chemiestandort. Herausragende Standorte sind etwa die Industrieparks Höchst mit Air Liquide und Celanese sowie Fechenheim mit Allessa oder der Industriepark Kalle-Albert in Wiesbaden.

Aber auch in Süd- und Nordhessen bekleiden Chemie, Gas und Erdöl einen wichtigen Rang in der regionalen Wirtschaftsinfrastruktur, etwa mit Wintershall Dea in Kassel, Merck in Darmstadt oder Odenwald-Chemie in Neckarsteinach an der Bergstraße.

Stadtstaaten kommen gut weg

Vergleichsweise günstig kommen Scope zufolge die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen mit großem Dienstleistungssektor davon. Auch die wirtschaftsstarken Länder Bayern und Baden-Württemberg, wo die Autobranche stark präsent ist, würden die Auswirkungen nicht ganz so stark zu spüren bekommen.

Insgesamt, so glaubt die Agentur, werden die Rückgänge verkraftbar bleiben. In Rheinland-Pfalz etwa werde der stark wachsende Corona-Impfstoffhersteller Biontech mit seinem Hauptsitz in Mainz die Wirtschaft beflügeln. In Hessen unterhält Biontech einen Produktionsstandort in Marburg. Auch die Haushalte der Länder sieht Scope wegen der Rettungsprogramme des Bundes nicht in Gefahr.

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Quelle: hessenschau.de/Uwe Gerritz, dpa/lhe