Tarifstreit im öffentlichen Dienst Verdi kündigt Warnstreiks in hessischen Kliniken an
In kommunalen Krankenhäusern und Pflegeheimen müssen sich Kranke und Pflegebedürftige am Donnerstag auf Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi ruft zu einem Warnstreiktag auf. In Hessen sind zahlreiche Einrichtungen betroffen.
Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi für Donnerstag zu Warnstreiks an vielen Krankenhäusern in Hessen aufgerufen. Der Streik soll von der Frühschicht am 6. März bis zum Ende der jeweiligen Spätschicht dauern.
In den bestreikten Einrichtungen sei mit Einschränkungen zu rechnen, sagt Verdi. "Aber kein Patient kommt durch unseren Warnstreik zu Schaden", so Stefan Röhrhoff, Landesfachbereichsleiter für Gesundheit, soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft. Verdi habe mit den jeweiligen Kliniken entsprechende Notdienstvereinbarungen getroffen.
Hier wird in Hessen gestreikt
In Hessen sind diese Einrichtungen von dem Warnstreik betroffen:
- das Klinikum Hanau
- das Sana Klinikum Offenbach
- das Klinikum Höchst
- die Main-Kinzig-Kliniken
- die Lahn-Dill Kliniken
- landesweit Vitos Krankenhäuser und Service Betriebe
- die HSK Wiesbaden
- die Gesundheit Nordhessen Holding AG
- Ökomed GmbH in Kassel
- Reha Zentrum Nordhessen GmbH
- die Hessenklinik Stadtkrankenhaus Korbach gGmbH
- das Altenzentrum der Stadt Korbach – Haus am Nordwall gGmbH
- das Klinikum Darmstadt
- die Behindertenhilfe Bergstraße
- das Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselsheim
- das Kreiskrankenhaus Bergstraße
- Sankt Vincenz Limburg
- AWO Wiesbaden
Neben den Streiks wird es einige Kundgebungen in Hessen geben. Eine ist vor dem Klinikum Kassel geplant und soll am Donnerstag ab 9 Uhr starten. In Mittelhessen gibt es Aktionen vor den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar von 8.45 bis 9 Uhr und anschließend eine Demo samt Kundgebung am Haarplatz.
Außerdem findet um 10 Uhr eine Demo vom Hanauer Freiheitsplatz zum Klinikum statt. Danach folgt eine Kundgebung auf dem Marktplatz. In Wiesbaden wird um 9.45 Uhr vor dem Hauptbahnhof demonstriert, danach gibt es eine Kundgebung vor dem Gesundheitsministerium.
"Sie haben faire Löhne verdient"
"Die Krankenhaus-Beschäftigten zeigen mit ihrem Warnstreik, dass es ihnen ernst ist und sie für ihre Forderungen einstehen. Für die verantwortungsvolle und oft auch sehr anstrengende Arbeit haben die Beschäftigten faire Löhne verdient", so Röhrhoff.
Darüber hinaus sei diese Branche besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen. Viele Beschäftigte seien Frauen, die in Teilzeit arbeiten, weil sie Kinder und Angehörige pflegten oder weil sie die Arbeitsverdichtung der letzten Jahre nicht mehr aushalten könnten. "Viele von ihnen beschreiben, dass sie unter dem Kaufkraftverlust leiden und an Lebensmitteln und anderen essenziellen Dingen sparen müssen."
Der täglich spürbare Personalmangel schädige die Gesundheitsversorgung. "Damit nicht noch mehr Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen flüchten und damit Krankenhäuser als Arbeitsplatz attraktiver werden, brauchen sie deutlich bessere Arbeitsbedingungen", teilte Röhrhoff mit.
Das fordert Verdi für die Beschäftigten
Verdi fordert eine Tariferhöhung um acht Prozent, mindestens aber eine Erhöhung der Vergütung von 350 Euro monatlich und höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage.
Es soll zudem ein "Meine-Zeit-Konto" eingerichtet werden über das Beschäftigte selbst verfügen können. Speziell in Krankenhäusern verlangt Verdi unter anderem bezahlte Pausen in Wechselschicht, sowie eine bessere Eingruppierung von Hebammen und eine höhere Vergütung von Praxisanleitern. Im kommunalen Rettungsdienst soll die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 auf 42 Stunden reduziert werden.
Nächste Verhandlungsrunde Mitte März
Die nächste Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern ist für den 14. bis 16. März in Potsdam geplant. Mitte Februar hatte es keine Annäherung gegeben. Verhandelt wird für insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Dazu zählen zahlreiche Berufsgruppen, darunter auch Erzieherinnen und Erzieher, Krankenpfleger, Busfahrerinnen und Feuerwehrleute.
Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen. Für den Bund sitzt Innenministerin Nancy Faeser (SPD) mit am Tisch. Sie hatte bei der vergangenen Runde ernsthafte Verhandlungen versprochen, um eine angemessene Lösung zu finden. Zu den angekündigten Warnstreiks wollte sich ein Sprecher von Faesers Ministerium nicht äußern.